Mittelfristig Entspannung auf dem Ölmarkt

DIW-Wochenbericht zur Entwicklung der Ölgewinnung im Irak

Im Jahre 2002 trug der Irak mit 2 Mill. Barrel pro Tag (mbd) rund 2,5 % zur Weltölgewinnung bei. Käme es zu einem Krieg im Irak, würde die irakische Ölförderung erneut stark zurückgeworfen. Der aktuelle Wochenbericht 10/2003 des DIW Berlin stellt fest, dass ein Ausfall der Ölförderung im Irak – vor allem wegen der derzeit geringen kommerziellen Lagerbestände in den USA – einen Preisschub auslösen dürfte. Durch die Freigabe staatlich kontrollierter Ölbestände und durch Produktionssteigerungen in anderen Ölförderländern könnte ein solcher Preisanstieg allerdings rasch gedämpft werden. Unabhängig vom Konflikt im Irak werden bis zum Sommer infolge des saisonal rückläufigen Ölverbrauchs die aktuell knappen Lagerbestände wieder auf einen normalen Stand aufgestockt. Würden die Sanktionen gegen den Irak noch im Laufe dieses Jahres beendet werden, könnte das Land seine Ölgewinnung – vorausgesetzt, dass seine Produktionskapazitäten nicht nachhaltig beschädigt sind – mit Hilfe ausländischer Investitionen innerhalb weniger Jahre deutlich steigern (bis 2005 auf 3,4 mbd). Zusammen mit Produktionssteigerungen in anderen Ölförderländern könnte das zur Dämpfung der Ölpreise beitragen. Der Wochenbericht geht auch davon aus, dass mittelfristig diese Produktionssteigerungen der OPEC (einschließlich Irak) größer als die wahrscheinliche Nachfragesteigerung nach OPEC-Öl sind.

Aufgrund der Konflikte in den letzten Jahrzehnten und der seit 1991 bestehenden UN-Sanktionen ist der Irak bisher nur unzureichend nach Ölressourcen untersucht worden – das gilt vor allem für die westlichen Wüstenregionen. Die nachgewiesenen Ölreserven des Irak werden auf 113 Mrd. Barrel geschätzt, das sind knapp 11 % der gesamten Weltölreserven. Wegen der günstigen geologischen Bedingungen und der daher niedrigen Produktionskosten sind viele ausländische Ölkonzerne seit Jahren bemüht, Konzessionen für die Ölgewinnung aus noch nicht erschlossenen Feldern zu erwerben. Nach den vorliegenden Informationen hat der Irak den Unternehmen Entwicklungs- und Produktionskontrakte mit einer Laufzeit von zwölf Jahren vorgeschlagen, die eine Gewinnmarge von 20 % sichern sollen. Es sind 19 Projekte mit einer Produktionskapazität von insgesamt 4,7 mbd und einem Investitionsvolumen von 38 Mrd. US-Dollar bekannt geworden. Der Realisierung solcher Projekte stehen aber nach wie vor die UN-Sanktionen entgegen.

Irak verfügt über 10 Raffinerien, deren Kapazität vor dem Golf-Krieg bei insgesamt 0,7 mbd lag. Da die im Krieg beschädigten Anlagen infolge der UN-Sanktionen nur notdürftig repariert werden konnten, dürfte die Produktion im Jahre 2000 nur bei gut 0,4 mbd gelegen haben. Insbesondere die inländische Nachfrage nach leichten Produkten, vor allem die nach Kraftstoffen, kann nicht voll befriedigt werden. Die größten Raffinerien sind Baiji Nord, Basra und Daura mit Kapazitäten von 150 000, 140 000 bzw. 100 000 Barrel pro Tag. Nach Einschätzung einer von der UN beauftragten Expertengruppe befinden sich diese Raffinerien wegen fehlender Ersatzteile in einem so schlechten Zustand, dass sie für das zunehmend demotivierte Personal und die Umwelt eine Gefahr darstellen.

Media Contact

Dörte Höppner idw

Weitere Informationen:

http://www.diw.de

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