Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland – Monatsbericht 1-2/2003

Nach der Schwächephase im Jahr 2001 hatte sich die deutsche Konjunktur in den ersten drei Quartalen des letzten Jahres wieder leicht belebt; im vierten Quartal kam es dann aber zu einer Unterbrechung der konjunkturellen Erholung. Die Entwicklung in den letzten Monaten des Jahres 2002 war vor allem durch die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit dem Irak-Konflikt geprägt. So nahm das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Quartalen um saison-, kalender- und preisbereinigt (Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Census-Verfahren.) 0,3%, 0,2% und 0,3% zu, im vierten Quartal stagnierte es nach Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes. (In diesem Bericht wurden statistische Daten verwendet, die bis zum 26. Februar 2003 vorlagen.) Dabei wurde eine leichte Erholung der Inlandsnachfrage durch einen Rückgang des Außenbeitrags kompensiert. Gegenüber dem Vorjahr lag das Ergebnis des Schlussquartals 2002 um 0,5% höher, kalenderbereinigt um 0,7%. Für das Gesamtjahr 2002 ergibt sich binnen Jahresfrist ein leichter Zuwachs um 0,2%.

Eine Erholung der Inlandsnachfrage war im vierten Quartal 2002 bei der Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen zu verzeichnen. Nachdem sich die im ersten Quartal hier noch deutlich rückläufige Entwicklung im Verlauf abgeschwächt hatte, sind die Ausrüstungsinvestitionen im vierten Quartal preis- und saisonbereinigt erstmals wieder merklich angestiegen (+1,4%). Bei den Bauinvestitionen ist es zu einer leichten Belebung gekommen (+0,4%). Hier dürften sich insbesondere positive Impulse aus der Beseitigung der Schäden der Flutkatastrophe niedergeschlagen haben. In der Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen könnten sich erste Anzeichen einer weiteren Aufwärtsentwicklung andeuten, was derzeit auch durch andere Indikatoren wie die Produktions- und die Auftragsentwicklung bestätigt wird.

Das Exportwachstum hat sich im vierten Quartal nach deutlichen Zuwächsen in den vorangegangenen Quartalen merklich abgeschwächt (+0,3%). Bereits die Entwicklung der Warenexporte, die im vierten Quartal erstmals seit einem Jahr leicht rückläufig waren, deutet auf eine verhaltenere Entwicklung der deutschen Ausfuhren insgesamt hin. Diese Entwicklung dürfte allerdings durch die anhaltenden geopolitischen Spannungen mitgeprägt worden sein. Bei nur leicht ansteigenden Exporten nahmen die Gesamteinfuhren im vierten Quartal kräftig zu, so dass in saisonbereinigter Rechnung ein negativer Außenbeitrag zum BIP-Wachstum zu verzeichnen war. Bezogen auf das Gesamtjahr gingen vom Außenhandel 2002 allerdings positive Wachstumsimpulse aus. Durch die im Vergleich zu den Einfuhren im Verlauf des Jahres 2002 insgesamt stärker aufwärts gerichtete Ausfuhrentwicklung erzielte die Handelsbilanz einen deutlichen Positivsaldo. Bei gleichzeitiger Verringerung des Defizits der „Bilanz der unsichtbaren Transaktionen“ verzeichnete die Leistungsbilanz einen Rekordüberschuss von 52,5 Mrd. ?.

Nach den jüngsten Ergebnissen des ifo-Konjunkturtestes für die Gewerbliche Wirtschaft, der – nach einer Stabilisierung des Geschäftsklimas im Januar – im Februar eine merkliche Aufhellung der Stimmung auswies, verdichten sich derzeit die Anzeichen für eine allmählich in Gang kommende wirtschaftliche Erholung. Ob hierbei die Exporte wieder eine maßgebliche Stütze der deutschen Wirtschaft sein werden, wird in erster Linie davon abhängen, dass – entsprechend der Einschätzung der internationalen Organisationen – die Weltkonjunktur im Verlauf dieses Jahres wieder an Fahrt gewinnt.

Die Produktionsentwicklung war im Jahr 2002 im Verlauf insgesamt recht verhalten. Nach einer in den ersten drei Quartalen leicht aufwärts gerichteten Tendenz verringerte sich die Erzeugung im vierten Quartal in der Industrie um preis- und saisonbereinigt 0,8%. Das Vorjahresniveau wurde dabei aber noch um 1,0% übertroffen. Für das Gesamtjahr ergab sich ein Minus von 1,4%. Die Kapazitätsauslastung der westdeutschen Industrie verringerte sich leicht auf 83,4% im Dezember nach 84,1% im September.

Die Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen war im vierten Quartal nach rückläufiger Entwicklung im dritten Quartal wieder leicht aufwärts gerichtet (preis- und saisonbereinigt +0,4%). Die Entwicklung wurde dabei durch einen Nachfrageeinbruch im Dezember mitgeprägt, der vor allem auf einen deutlichen Rückgang von Aufträgen aus dem Ausland zurückzuführen war. Hier spielte eine Reihe von Sonderfaktoren wie z. B. eine ungewöhnliche Häufung von Brückentagen im Dezember eine Rolle.

Im Bauhauptgewerbe hat sich – nach dem starken Rückgang im ersten Halbjahr 2002 – die Produktion zunächst stabilisiert. Im vierten Quartal erreichte die Erzeugung einen merklichen Zuwachs von preis- und saisonbereinigt 1,7%. Allerdings blieb die Nachfrageentwicklung im Bau nach wie vor schwach.

Die Entwicklung der Privaten Konsumausgaben hat 2002 die konjunkturelle Entwicklung gedrückt; mit real -0,6% lagen sie erstmals seit 1982 unter dem Stand des Vorjahres. Nach leichter Belebung im dritten Quartal war die Entwicklung der Privaten Konsumausgaben im vierten Quartal wieder recht verhalten (+0,1%). Auch die weitere Entwicklung dürfte angesichts des gesamten konjunkturellen Umfeldes verhalten bleiben. Im Verlauf dieses Jahres ist nach den Umfrageergebnissen der Gesellschaft für Konsumforschung jedoch mit einer Aufhellung der Verbraucherstimmung zu rechnen, die sich positiv in der Entwicklung der Konsumausgaben niederschlagen dürfte.

Auf dem Arbeitsmarkt zeigte sich zum Jahreswechsel 2002/2003 ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit bei fortgesetztem Rückgang der Beschäftigung. Aufgrund des derzeit schwachen Wirtschaftswachstums und des Abbaus von Maßnahmen im zweiten Arbeitsmarkt hat sich die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen bundesweit im Januar gegenüber Dezember deutlich erhöht (+62.000). Nach den Ursprungszahlen stieg die Arbeitslosigkeit um 398.000 Personen, so dass Ende Januar 4,62 Mio. Personen als Arbeitslose registriert waren. Die Arbeitslosenquote hat sich damit auf 11,1% erhöht (Dezember 10,1%). Die Wachstumsschwäche hat andererseits zu einem fortgesetzten Abbau der Beschäftigung geführt. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm von Oktober auf November um saisonbereinigt 43.000 ab. Nach den Ursprungszahlen gab es im November 38,92 Mio. Erwerbstätige, 373.000 weniger als im November des vorangegangenen Jahres.

Die Preisentwicklung wurde in den letzten Monaten durch gegenläufige Einflussfaktoren geprägt. Die deutliche Verteuerung der Rohölpreise hatte eine den Preisauftrieb verstärkende Wirkung; dieser standen preisdämpfende Effekte durch die Aufwertung des Euro gegenüber. Die Einfuhrpreise und die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte erhöhten sich im Dezember nach rückläufiger Entwicklung im November. Dabei überschritten die Indizes die Vorjahresstände zuletzt allerdings nur leicht. Der Index der Verbraucherpreise (Die Kommentierung der Verbraucherpreise legt die Ergebnisse der Preisstatistik nach Umstellung der Indizes auf das neue Basisjahr 2000 zugrunde.) hat sich im Januar gegenüber Dezember nicht verändert; im Februar dürften sich die Verbraucherpreise nach Schätzungen aus sechs Bundesländer ölpreisbereinigt wieder etwas erhöht haben (+0,5%). Die Jahresteuerungsrate lag im Februar voraussichtlich bei 1,3% (Januar +1,1%).

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