Unternehmensmoral als Unternehmenskultur – Das "Konstanz Institut für Werte-Management"

Kaum ein Monat vergeht, ohne dass irgendwo in Deutschland ein kleiner oder grosser Korruptionsfall aufgedeckt wird. Medien und Öffentlichkeit beklagen zunehmend den Werteverfall, Stimmen nach härteren Gesetzen werden immer wieder laut

Dass es auch andere Wege geben kann, gegen Korruption in der Wirtschaft vorzugehen, zeigt die Arbeit des „Konstanz Institut für WerteManagement“ (KieM), das an der Fachhochschule Konstanz angesiedelt ist.

Eine Forschergruppe um Institutsleiter Professor Josef Wieland setzt im KieM an einer anderen Stelle an, als viele andere Korruptionsbekämpfer: nicht Sanktionen stehen im Vordergrund, sondern Prävention durch Selbstverpflichtung und deren Vermittlung nach aussen im Umgang mit anderen Unternehmen.

Professor Wieland, der seit 1995 im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften das Fach Wirtschafts- und Unternehmensethik lehrt, sagt zu den Zielen des Institutes: „Das KIeM befasst sich mit der Entwicklung, Implementierung und Umsetzungsberatung von korporativen Werteprogrammen, die ein Managementinstrument zur Selbststeuerung und Eigenkontrolle von Unternehmen darstellen“. Das Institut agiert auch „als externer Gutachter bei der Validierung von Werteprogrammen und bietet Seminare und Trainings für Unternehmen, Verbände und Behörden im Bereich der Wirtschafts- und Unternehmensethik an“.
Die Konstanzer haben nämlich festgestellt, dass Moral in der Wirtschaft und ethische Werte in den Unterneh-men eher und mehr deren Kooperationsfähigkeit und damit auch ihren Erfolg bestimmen. In Zeiten der Globalisierung und Umstrukturierung ganzer Branchen haben deshalb gerade die „soft facts“ des Wirtschaftslebens eine immer grössere Bedeutung.
Nur: es kommt darauf an, dies den Unternehmen deutlich zu machen und sie dazu zu bewegen, sich selbst zur Einhaltung bestimmter Kriterien, Verhaltensweisen und Umgangsmustern zu verpflichten. Unternehmensmoral als Unternehmenskultur also, die den Partnern von Anfang an deutlich gemacht wird.

Dass so etwas funktionieren kann, zeigt eine in dieser Form bisher einzigartige Initiative von etwa 35 Unternehmen der Bayerischen Bauindustrie.
Diese haben sich durch die Vereinbarung eines Ethik-Management-Systems zu gesetzeskonformem und fairem Geschäftsgebaren verpflichtet. Die Initiative wird seit der Entwicklungsphase in 1996, vom KIeM wissenschaftlich begleitet.
Mit der Mitgliedschaft der Unternehmen in dem eigens für diesen Zweck gegründeten Verein „Ethikmanagement der Bauwirtschaft e.V.“ (EMB), ist die Aufgabe für die beteiligten Un-ternehmen verbunden, innerhalb einer festgelegten Frist ein korporatives Werteprogramm entwickelt und implementiert zu haben.
Nach festgelegten Standards eines Ethik-Audit-Systems werden die Werteprogramme durch unabhängige Gutachter überprüft. Die mögliche Zertifizierung erfolgt durch den Zertifizierungsausschuss des EMB, dem neben hochrangigen Managern der Bauwirtschaft auch Vertreter aus Wissenschaft und Politik angehören. Mit der Zertifizierung ist die Aussage verknüpft, dass ein Unternehmen ein Werteprogramm nach den Richtlinien des EMB eingerichtet hat.

Nach der nunmehr abgeschlossenen Einführungsphase der Werteprogramme in den beteiligten Unternehmen zeigt sich eine deutliche Ausweitung des Anwendungsspektrums von korporativen Werteprogrammen.

Nachdem es anfänglich hauptsächlich darum ging, gesetzeskonformes Verhalten durch die Etablierung geeigneter organisatorischer Maßnahmen und Anreizstrukturen sicherzustellen, „wird nun deutlich, dass die beteiligten Unternehmen die Werteprogramme zunehmend zur Entwicklung ihrer Corporate Identity nutzen“ so Professor Wieland.
Derzeit arbeitet das KIeM an der Entwicklung eines Ethik-Management-Systems für Unternehmen im Bereich sozialer Dienstleistungen sowie wei-terer Wirtschaftsbereiche.

Kontakt:
Konstanz Institut für WerteManagement (KIeM)
Prof. Dr. habil. Josef Wieland, Institutsdirektor
c/o Fachhochschule Konstanz
Brauneggerstr. 55, D-78462 Konstanz
Tel.: +49 (0)7531-206 385

Dipl.-Betriebswirt (FH) Michael Fürst, Wiss. Mitarbeiter
Fax: +49 (0)7531-206 187
E-Mail: mfuerst@fh-konstanz.de

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Dr. Adrian Ciupuliga idw

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