Rentenmarkt: Goldene Oktoberstimmung

An den internationalen Rentenmärkten setzte sich auch in den vergangenen Wochen die bereits seit Sommer anhaltende „Goldene Oktoberstimmung“ fort

Bei geringer Schwankungsbreite markierten die Renditen der Top-Staatsanleihen beidseits des Atlantiks neue Tiefstände. In Deutschland näherte sich die Verzinsung der als Euro-Benchmark fungierenden zehnjährigen Bundesanleihe mit zeitweise 4,26 Prozent dem 1999er Tief, während in den USA zehnjährige Treasuries mit 3,60 Prozent so niedrig rentierten wie zuletzt im August 1958. Gegenüber der Jahresmitte ging die Verzinsung damit um 69 bzw. 119 Basispunkte zurück.

Ursächlich für die Bondrally ist neben der trotz UN-Bemühungen keineswegs gebannten Kriegsgefahr im Irakkonflikt vor allem die schwächelnde Weltkonjunktur. Inzwischen stellt sich immer mehr heraus, dass die Vereinigten Staaten die ihr noch im ersten Quartal zugedachte wirtschaftliche „Lokomotivfunktion“ schwerlich erfüllen können. Insbesondere die enttäuschend ausgefallenen US-Frühindikatoren haben die Diskussion über ein mögliches Double-Dip-Szenario zuletzt wieder aufflammen lassen. So ist der Index der Leading Indicators im August (minus 0,2 Prozent) zum dritten Mal in Folge gefallen. Die jüngsten Stimmungsindikatoren zeigen zunehmende Impulsschwächen jenseits des Atlantiks an, vor allem scheint die Dynamik beim privaten Verbrauch auszulaufen. Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen ging im September von 94,5 auf 93,3 Punkte zurück. Zuletzt enttäuschte auch der Konjunkturindex der Nationalen Einkaufsmanager ISM vom September (49,5 nach 50,5 Punkten), der erstmals in diesem Jahr unter die 50 Punkte-Marke fiel. Bei den bislang noch relativ robusten realwirtschaftlichen Daten droht nunmehr eine ähnliche Richtung. Die August-Aufträge für langlebige Güter waren bereits saisonbereinigt um 0,6 (nach + 8,6) Prozent rückläufig (allerdings ohne Rüstungsgüter leicht im Plus).

Auch im Euroraum ist von einer Erholung bisher kaum etwas zu spüren. Die zuletzt veröffentlichten Zahlen der Industrieproduktion vom Juli zeigen einen deutlichen Rückgang von 0,9 (0,5) Prozent. Die verschlechterte Stimmung in der Industrie setzte sich einmal mehr im September-Ifo-Index für Westdeutschland fort (88,2 nach 88,8 Punkten, vierter Rückgang in Folge). Die Furcht vor einer deflationären Entwicklung sowie der Ruf nach Zinssenkungen (zuletzt vom Ifo-Institut) haben in jüngster Zeit deutlich zugenommen. An der Inflationsfront diesseits und jenseits des Atlantiks scheint momentan Ruhe zu herrschen (Risiko: Ölpreis).

Insgesamt gesehen sind die Kapitalmärkte mit ihren aktuellen Niedrigstrenditen tendenziell den pessimistischeren Konjunkturszenarien gefolgt. Im Zuge einer Stabilisierung der Aktienmärkte und einer sich abzeichnenden Lösung der Irakbelastung für die Weltwirtschaft muss künftig aber wieder mit leichten Renditeanstiegen gerechnet werden. Nicht erst auf der jüngsten IWF-Tagung in Washington wurden die Stimmen lauter, die für weitere geldpolitische Entlastungen seitens der Notenbanken votieren. Sollte der Druck auf die Wachstumskräfte sich nicht lockern, sind auch vorzeitige Zinssenkungsschritte inzwischen nicht mehr auszuschließen. Per saldo empfiehlt sich für sicherheitsbewusste Anleger, die Aktivitäten auf kürzere bis mittlere Laufzeiten zu beschränken.

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