RUB-Studie: New Economy zwischen Tradition und Innovation

Angesichts der Krise des Neuen Marktes befinden sich die Unternehmen der New Economy auf einer Gratwanderung zwischen Innovation und Tradition: Sie halten einerseits an ihren Errungenschaften von moderner Arbeit und flexibler Organisation fest, setzen bei der Regelung von Arbeitsbedingungen und Interessenkonflikten zwischen Management und Beschäftigten jedoch auf bekannte und offensichtlich bewährte Mechanismen. So haben etwa 40 Prozent der Unternehmen mittlerweile einen Betriebsrat, fanden RUB-Sozialwissenschaftler um Prof. Dr. Ludger Pries (Lehrstuhl für Organisationssoziologie und Mitbestimmungsforschung) in einer schriftlichen Befragung heraus. Ihre Ergebnisse haben sie nun online veröffentlicht unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/soaps (s.u.).

Wie Unternehmen mit der Krise umgehen

Das einstige Wirtschaftswunder New Economy ist von Krise und Marktturbulenzen gebeutelt: Der Neue Markt Aktienindex (Nemax) stürzte auf rund 400 Zähler ab und notierte im Sommer 2002 noch rund 270 Unternehmen – 2001 waren es noch 340. Firmenpleiten, Entlassungen und finanzielle Einbußen folgen daraus. „Was bedeutet das für das Arbeiten in der New Economy?“, fragten sich die Bochumer Sozialwissenschaftler und befragten alle im Nemax notierten Unternehmen, werteten Geschäftsberichte und Internet-Präsentationen aus.

Garant des Erfolgs: Kommunikation

Die Studie zeigt: Versuchen die High-Tech-Firmen auf der einen Seite ihre Errungenschaften von moderner Arbeit und flexibler Organisation zu verteidigen, so wird auf der anderen Seite lange Bekanntes sichtbar. Bei der Personalführung setzen die Unternehmen auf moderne Instrumente wie projektförmiges Arbeiten, Qualifizierungsplanung, Mitarbeiter- und Zielvereinbarungsgespräche. Kommunikation wird groß geschrieben: 82 Prozent der Firmen setzen auf das ’Prinzip der offenen Tür’, 90 Prozent tauschen Informationen via Intranet und E-mail aus, 92 Prozent halten regelmäßig Meetings/Teamsitzungen ab, so das der fachliche und soziale Austausch zwischen Management und Beschäftigten gewährleistet ist.

In der Krise bewährt: Der Betriebsrat

Die aktuelle Krise der New Economy hinterlässt jedoch ihre Spuren: Bei Problemen der Mitarbeiter, Kündigungen und der Regelung von Einkommen und Arbeitszeit zeigt sich Altbewährtes. Bemerkenswert ist die mittlerweile durchaus beachtliche Zahl von Betriebsräten in rund 40 Prozent der befragten Unternehmen des Neuen Marktes. Und nicht wenige der Betriebsräte wurden 2002 zum ersten Mal gewählt. Doch auch alternative Formen der Mitarbeitervertretung wie Round Table oder Coaches haben sich etabliert. Die Tarifparteien profitieren jedoch nicht davon: Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist für die zumeist jungen und hochqualifizierten Beschäftigten der Dot.Coms (noch?) kein Thema, ebenso wenig eine Tarifbindung ihrer Arbeitgeber.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Ludger Pries, Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25429, E-Mail: soaps@ruhr-uni-bochum.de.

Weitere Ergebnisse der Studie finden sich unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/soaps (s.u.)

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Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/soaps

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