Deutsche Wirtschaft behauptet sich eindrucksvoll im globalen Wettbewerb

Die deutsche Wirtschaft kann trotz des zunehmenden internationalen Wettbewerbsdrucks ihre starke Position auf den Weltmärkten behaupten. Zu diesem Ergebnis kommt die Bertelsmann Stiftung in ihrem aktuellen Standort-Check.

Während Deutschland seinen Marktanteil an den Weltexporten seit 1993 stabil bei über neun Prozent halten konnte, ist der Marktanteil aller OECD-Länder im gleichen Zeitraum von 75 Prozent auf 64,7 Prozent gesunken. „Von den großen Industrieländern Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien und USA ist Deutschland die einzige Volkswirtschaft, die keine Marktanteilsverluste hinnehmen musste. Dies belegt, dass die Unternehmen in Deutschland insgesamt gut für den internationalen Wettbewerb gerüstet sind“, sagte Dr. Johannes Meier, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung.

Erfreulich sei in diesem Zusammenhang insbesondere, dass die deutsche Wirtschaft seit der Jahrtausendwende auf den Weltmärkten für technologieintensive Güter in allen Branchen Export­marktanteile hinzugewinnen konnte. Andere Länder wie Frankreich oder Großbritannien mussten im gleichen Zeitraum teilweise erhebliche Marktanteilsverluste hinnehmen. „Diese Entwicklung ist deshalb hervorzuheben, da technologieintensive Exporte in besonders starkem Maße als Wachs­tumstreiber wirken“, so Meier. Allein im Jahr 2007 betrug der Anteil des Außenhandels am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 1,4 von 2,5 Prozentpunkten.

Die starke Export-Performance der deutschen Unternehmen war und ist der Hauptmotor für Be­schäftigung. So ist die Zahl der vom Export abhängigen Erwerbstätigen zwischen 1995 und 2005 um 2,7 Millionen gestiegen, wohingegen die binnenorientierte Beschäftigung um 1,3 Millionen ge­sunken ist. „Der Beschäftigungsaufbau vollzieht sich dabei keineswegs allein in den besonders erfolgreichen Exportsektoren. Vielmehr stellen viele Unternehmen aus den Bereichen Energie, Handel, Verkehr und Dienstleistungen in beachtlichem Maße Vorleistungen für den Export her und profitieren damit indirekt von der hohen Auslandsnachfrage nach deutschen Produkten“, führte Meier aus.

Zum Erfolg deutscher Unternehmen auf den internationalen Märkten habe vor allem die Entwick­lung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit beigetragen. Diese habe sich seit Mitte der 90er Jahre vor allem in der Eurozone verbessert, in der Wechselkursveränderungen keine Rolle mehr spielen. Außerhalb der Eurozone hat die starke Gemeinschaftswährung dagegen in den letzten zwei Jah­ren dämpfend auf die Wettbewerbsfähigkeit gewirkt.

Die jüngste wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland beurteilen die Experten der Bertelsmann Stiftung insgesamt positiv. So befinde sich die Zahl der Erwerbstätigen in der Bundesrepublik mit 39,7 Millionen auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Da gleichzeitig die Zahl der Arbeitslosen seit Beginn des Aufschwungs um 14 Prozent zurückgegangen ist, ohne dass sich die Zahl der offenen Stellen wesentlich verändert hat, sehen die Gütersloher erstmals auch Fort­schritte beim Abbau der strukturellen Arbeitslosigkeit. Ursächlich für diese Entwicklung seien ne­ben dem günstigen weltwirtschaftlichen Umfeld insbesondere die Arbeitsmarktreformen im Rah­men der Agenda 2010, die zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes beigetragen haben. Kaum Fort­schritte seien hingegen beim Abbau der im internationalen Vergleich weiterhin hohen Langzeitar­beitslosigkeit zu verzeichnen. Hierfür sei vor allem die hohe Steuer- und Abgabenbelastung von Geringverdienern verantwortlich, die im Zusammenspiel mit der Ausgestaltung der Sozialleistun­gen die Anreize zur Arbeitsaufnahme senkt.

Zudem könnten viele Langzeitarbeitslose aufgrund fehlender bzw. unzureichender Qualifikation nicht ohne weiteres einen neuen Arbeitsplatz – insbesondere nicht in den wachsenden Hochtech­nologiesektoren – finden. Ziel müsse es daher sein, geringqualifizierte Arbeitslose mit Hilfe ent­sprechender (Weiter-) Bildungsmaßnahmen zu befähigen, einen Job zu finden, der ihnen ein aus­kömmliches Einkommen sichert. Gelingt eine entsprechende Qualifizierung nicht bzw. nicht in aus­reichendem Maße, so sei an eine Kombination aus verdientem Markteinkommen und ergänzenden staatlichen Transfers zu denken.

Der Standort-Check Deutschland der Bertelsmann Stiftung vergleicht und bewertet halbjährlich die Entwicklung Deutschlands im Vergleich zu den 20 wichtigsten Industrienationen in den Bereichen Wachstum und Beschäftigung. Die zugrunde liegende Methodik wurde von einer Expertengruppe unter der Leitung des Münsteraner Wirtschaftswissenschaftlers Professor Ulrich van Suntum ent­wickelt. Dabei wird für jedes der 21 Länder ein Erfolgsindex und ein Aktivitätsindex berechnet. Während der Erfolgsindex Auskunft über die aktuelle Situation des jeweiligen Landes mit Blick auf die beiden Zielgrößen gibt, erfasst der Aktivitätsindex die wichtigsten Erklärungsgrößen für Be­schäftigungssituation und Wirtschaftswachstum.

Über die Bertelsmann Stiftung:

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich für das Gemeinwohl ein. Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung und fördert das friedliche Miteinan­der der Kulturen. Durch ihr gesellschaftliches Engagement will sie alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich ebenfalls für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet ope­rativ und ist unabhängig vom Unternehmen sowie parteipolitisch neutral.

Rückfragen an: Eric Thode, Telefon: 0 52 41 / 81-81 581; E-Mail: Eric.Thode@Bertelsmann.de

Dr. Thorsten Hellmann, Telefon: 0 52 41 / 81-81 236; E-Mail: Thorsten.Hellmann@Bertelsmann.de

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Ute Friedrich idw

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