Konjunkturerholung im Euroraum nur zögerlich

DIW Berlin: Spürbare Belebung erst in der zweiten Jahreshälfte

Nach Berechnungen des DIW Berlin ist das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum im ersten Quartal 2002 um 0,3 % gestiegen; dies entspricht einer laufenden Jahresrate von 1,2 %. Damit scheint die konjunkturelle Schwäche vom vergangenen Jahr allmählich abzuklingen. In seinem aktuellen Wochenbericht 24/2002 weist das DIW Berlin darauf hin, dass die leichte Erholung vor allem auf den höheren Außenbeitrag zurückzuführen ist: Während die Exporte im Euroraum um 1 % zunahmen, gingen die Importe deutlich zurück. Von den inländischen Nachfragekomponenten hingegen sind bislang kaum Wachstumsimpulse ausgegangen. So stagnierte der private Konsum im ersten Quartal, und die Entwicklung der Investitionen ist weiterhin abwärts gerichtet.

Auch im zweiten Quartal dürfte sich das Wachstum nur geringfügig beschleunigen. In diese Richtung weisen nach Ansicht des DIW Berlin die schleppende Entwicklung der Kredite ebenso wie die unter dem mehrjährigen Durchschnitt liegende Kapazitätsauslastung, was nicht für zusätzliche Investitionen spricht. So ist bei der Investitionstätigkeit erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Belebung zu rechnen. Beim privaten Konsum ist weiterhin nur eine leichte Zunahme zu erwarten: Die Beschäftigung wird in diesem Jahr im Euroraum nicht nennenswert ausgeweitet werden, und auch die Lohnabschlüsse dürften wiederum vergleichsweise moderat ausfallen. Nachfrageimpulse dürften am ehesten vom Ausland kommen.

Die von der Europäischen Kommission veröffentlichte Wachstumsprognose bestätigt das vom DIW Berlin beschriebene Szenario. So wird zwar im zweiten Quartal das Wachstum stärker sein als im ersten Quartal, doch mit einem Anstieg von 0,3 % bis 0,6 % gegenüber dem Vorquartal liegt der Zuwachs unter den bislang angenommenen Raten. Höhere Wachstumsraten – in einer Größenordnung von 0,7 % bis 1 % – können erst im zweiten Halbjahr erwartet werden.

Erholung der Industrie verhalten
DIW Berlin: Lichtblicke am aktuellen Rand

In der deutschen Industrie, die im 2. Quartal 2001 in eine Abschwungphase geraten war, mehren sich nach Ansicht des DIW Berlin nun die Anzeichen, dass in diesem Frühjahr der Aufschwung hier eingesetzt hat. Dafür spricht, dass die Weltkonjunktur wieder aufwärts gerichtet ist, was sich bereits in der Entwicklung der Auftragseingänge aus dem Ausland zeigt. Die Erholung wird sich indes so allmählich vollziehen, dass die Industrieproduktion im Jahresdurchschnitt 2002 noch einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr aufweisen wird. Im kommenden Jahr rechnet das DIW Berlin mit einer Wachstumsrate von 2,7 %.

Der Anfang des Jahres 2001 einsetzende Produktionsrückgang in der Industrie hatte sich zum Jahresende beschleunigt. Dazu hatten zum einen die Terroranschläge vom 11. September beigetragen. Zum anderen führte die Krise in der New Economy zu einem sehr starken Rückgang der Produktion bei den Branchen, die Geräte der Informations- und Kommunikationstechno-logie produzieren.

Die Prognose für die Produktionsentwicklung in der Industrie basiert auf multivariaten Zeitreihenmodellen. Sie ist mit den Schätzungen des DIW Berlin über die Entwicklung der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft abgestimmt, insbesondere auch mit den Erwartungen über die Zins-, Wechselkurs- und Preisentwicklung bis 2003. Die hier vorgelegten Ergebnisse sind auf der Industrietagung des DIW Berlin mit Experten von Unternehmen und Verbänden aus der Industrie erörtert worden.

Die Industrieproduktion wird im Verlauf dieses Jahres weiter steigen. Der Aufschwung wird sich bis zum Ende des Prognosezeitraums (viertes Quartal 2003) fortsetzen. Die konjunkturelle Dynamik reicht indes in diesem – und wohl auch im nächsten – Jahr nicht aus, um Beschäftigungseffekte zu erzielen, die den Arbeitsmarkt merklich entlasten könnten. Risiken für das hier beschriebene Szenario sieht das DIW Berlin weniger in den aktuellen Lohnabschlüssen als vielmehr in der Entwicklung der US-amerikanischen Konjunktur und des Dollar-Kurses.

Doerte Hoeppner
Pressereferentin
Deutsches Institut fuer Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
Tel. 030-897 89-249
mobil 0174-31 9 31 31
presse@diw.de

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