Rückenwind für den Wiedereinstieg!

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, und der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-J. Weise, geben zum Weltfrauentag 2008 gemeinsam den Startschuss für eine breit angelegte Initiative zur Unterstützung von Frauen, die familienbedingt mehrere Jahre aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und jetzt wieder in eine Erwerbstätigkeit einsteigen wollen.

Das Programm des Bundesfamilienministeriums fußt auf drei Säulen. Neben einem gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit entwickelten Internetportal speziell für Wiedereinsteigerinnen wird es ein mit 14 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds ausgestattetes Budget für Projekte mit der Wirtschaft geben, die neue Wege für eine bessere Integration von Berufsrückkehrerinnen erproben. Um rasch in der Breite Wirkung zu erzielen, sind zudem auf lokaler Ebene bewährte und bereits in der Fläche verankerte Strukturen wie die Lokalen Bündnisse für Familie, die Mehrgenerationenhäuser oder das Bundesprogramm Lokales Kapital für Soziale Zwecke (LOS) in das Aktionsprogramm einbezogen. Sie sollen künftig im Rahmen ihrer jeweiligen Angebotspalette gezielte Schwerpunkte für die Zielgruppe der Wiedereinsteigerinnen setzen.

"Mit Elterngeld und Elternzeit haben wir im letzten Jahr viel für junge Mütter und Väter in der Phase der Familiengründung getan. Wir ergänzen diese Politik nun um ein Maßnahmenpaket für Frauen, die nach sechs, sieben oder mehr Jahren wieder in den Beruf einsteigen. Sie dürfen nicht in einer beruflichen Sackgasse enden!", sagt Ursula von der Leyen. "Längere Familienzeiten sind völlig in Ordnung. Doch 80 Prozent der Frauen streben – spätestens wenn die Kinder größer sind – zurück in den Beruf. Dafür benötigen sie als erstes Anknüpfungspunkte und Kontakte. Aber die sind insbesondere nach vielen Jahren Auszeit häufig verloren gegangen. Vor allem für Frauen ab 40 gerät das Projekt Wiedereinstieg deshalb zur großen Herausforderung. Für sie soll unser Aktionsprogramm mit seinen Orientierungshilfen und konkreten Unterstützungsangeboten zur Startbahn in ein neues Berufsleben werden", so von der Leyen.

"Die Bundesagentur für Arbeit wird im Jahr 2008 noch mehr als bisher für Berufsrückkehrerinnen tun", so der Vorstandsvorsitzende der BA, Frank-J.Weise.
"Für die Unternehmen önnen die Wiedereinsteigerinnen als gute Fachkräfte eine wichtige Rolle spielen. Darum investieren wir in die Weiterqualifizierung der Frauen und stellen dafür in diesem Jahr zusätzlich bis zu 175 Millionen Euro zur Verfügung. Wir wollen aber auch Vorbehalte bei Arbeitgebern abbauen und beraten die Betriebe durch unsere Arbeitgeberteams in den Agenturen für Arbeit, wenn sie eine Frau nach der Babypause einstellen möchten."

Im Jahresdurchschnitt 2007 waren bei den Arbeitsagenturen rund 60.000 Berufsrückkehrerinnen arbeitslos gemeldet (und 600 Männer). Das waren knapp 9 Prozent aller arbeitslos gemeldeten Frauen im Rechtskreis SGB III. Sie sind meist hoch motiviert und haben guten Chancen auf eine Integration in den Arbeitsmarkt. Gerade Berufsrückkehrerinnen sind für den Arbeitsmarkt eine sehr interessante Gruppe. Nach einer in 2006 durch die Bundesagentur für Arbeit durchführten Befragung von Berufsrückkehrerinnen sind 80 Prozent unter 40 Jahre und 25 Prozent unter 30 Jahre alt. 87 Prozent der Befragten haben eine abgeschlossene formale Ausbildung, und etwa die Hälfte der Frauen hat die Berufstätigkeit für maximal drei Jahre unterbrochen. Ein Drittel der Rückkehrerinnen hat während der Elternzeit zusätzliche Kenntnisse erworben – etwa durch einen Minijob, durch Volkshochschulkurse, Mithilfe im Betrieb oder sogar das Schreiben einer Doktorarbeit.

"Gelingt einer Mutter um das 40. Lebensjahr der Wiedereinstieg, gibt es auf allen Seiten nur Gewinner. Die Berufsrückkehrerin hat die große Chance, die rund
27 verbleibenden Erwerbsjahre bis zum Erreichen der Altergrenze intensiv zu nutzen. Und zwar nicht nur für den eigenen Berufsweg, sondern – heute mindestens so wichtig – für eine solidere und unabhängige finanzielle Absicherung im Alter.

Auch für die Unternehmen rechnet sich die Beschäftigung von Frauen nach der Familienzeit. Wiedereinsteigerinnen sind in der Regel hoch motiviert, zuverlässig und reich an Lebenserfahrung und Kompetenz. Diese Erkenntnis muss in Zeiten eines nahenden Fachkräftemangels jeden pfiffigen Personaler aufhorchen lassen", so von der Leyen.

Das Bundesfrauenministerium hat einige Untersuchungen in Auftrag gegeben, um mehr über die Situation der Wiedereinsteigerinnen zu erfahren.

Die heute präsentierte SINUS-Studie zum Thema hat unter anderem drei wesentliche Befunde erbracht:

1. Die Berufsrückkehr ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess, der sich von den ersten Überlegungen der Frau bis zur erfolgreichen
Bewältigung des Berufseintritts in der Regel über mehrere Jahre hinzieht
und dessen Erfolg von verschiedenen Faktoren abhängt.

2. Nicht die Frau allein, sondern die gesamte Familie ist vom Wiedereinstieg
betroffen und beim Wiedereinstieg gefordert. Weit über 80 Prozent der
potentiellen Wiedereinsteigerinnen sind verheiratet. Gegen den Partner und
ohne seine Unterstützung ist für diese Frauen der Wiedereinstieg kaum zu
schaffen. Allerdings geht ein hoher Anteil der von Sinus befragten Männer
davon aus, dass der Wiedereinstieg der Frau mit ihnen "nichts zu tun"
habe.

3. Erwartungen der Frauen und der Arbeitgeber an den Wiedereinstieg passen
nicht automatisch zueinander. Das beginnt bei der Arbeitszeit, geht über
die Frage der richtigen und notwendigen Weiter-Qualifikation bis zu den
Fragen der "passenden" Aufgabenprofile für die neue Kollegin. Zahlreiche
Unternehmen haben das Potential der Wiedereinsteigerinnen noch nicht
richtig für sich erkannt.

Das Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg" steht auf drei Säulen:

Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit wird ein Internetportal mit Lotsenfunktion erstellt. Es unterstützt Frauen, die wieder erwerbstätig sein wollen, aber zumeist nicht arbeitslos gemeldet sind, bei der Suche nach einer bestimmten Beratungsstelle oder einer bestimmten Unterstützungsmaßnahme vor Ort.
Das Portal geht noch in diesem Jahr online.

Ein beschäftigungspolitisch ausgerichtetes ESF-Programm soll von 2008 bis 2010 die Entwicklung von Maßnahmen unterstützen, die unter der Berücksichtigung der Situation der Wiedereinsteigerinnen und in Kooperation mit der Wirtschaft Wege für eine erfolgreiche Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt aufzeigen.
Hierfür stehen ESF-Mittel in Höhe von rund 14 Millionen Euro zur Verfügung. Das Programm wird derzeit unter Einbeziehung von Wirtschaftsverbänden, Frauenverbänden und Beratungseinrichtungen entwickelt und soll im Herbst diesen Jahres ausgeschrieben werden.

Auf der lokalen Ebene werden die Lokalen Bündnisse für Familie und die Mehrgenerationenhäuser in das Aktionsprogramm einbezogen. Ferner soll in der neuen Förderperiode des Bundesprogramms Lokales Kapital für Soziale Zwecke ein Schwerpunkt für die Zielgruppe der Wiedereinsteigerinnen gesetzt werden. Bei den "Infobörsen für Frauen", die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seit 2007 fördert und die in zahlreichen Städten und Gemeinden stattfinden, werden rund 40 spezielle Infobörsen jährlich nur zum Thema Wiedereinstieg gefördert.

"Ich setze bei dem Aktionsprogramm 'Perspektive Wiedereinstieg' auf einen langfristigen politischen Prozess, der viele Akteure einbinden wird: neben der Bundesagentur für Arbeit die Länder, die Unternehmerverbände, die Gewerkschaften, die Industrie- und Handelskammern, die Weiterbildungs- und Beratungseinrichtungen, die Frauenverbände und die Kommunalen Frauenbeauftragten", so Ursula von der Leyen.

Anlagen:
[PDF] Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg"

(137,1 KB)

[PDF] Zusammenfassung der Sinus-Studie "Beruflicher Wiedereinstieg nach der Familiengründung"
Anlagen/beruflicher-wiedereinstieg-nach-familiengruendung-sinus-studie,property=pdf,rwb=true.pdf>
(145,6 KB)

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