Deutsche Unternehmen fliehen in neue EU-Länder
Rund 18 Prozent aller deutschen Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl von 100 oder mehr Beschäftigten haben ihr Geschäft seit 2001 ins Ausland verlagert (14 Prozent) oder planen eine Verlagerung bis 2009 (vier Prozent).
„Bei den angesprochenen Betrieben fand eine gänzliche oder teilweise Abwanderung statt. Das heißt, dass zumindest eine Abteilung oder ein Firmenbereich von dem bisherigen zu einem neuen Standort im Ausland verlagert wurde“, erklärt Jacek Zwania, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Statistischen Bundesamt Deutschland, im Gespräch mit pressetext. Bessere Positionierungsmöglichkeiten im Wettbewerb, geringere Lohnkosten und ein einfacherer Marktzugang werden von den meisten Entscheidern als vertretbare Gründe für die Umsiedelung angesehen.
Den stärksten Magneten für Unternehmensverlagerungen bilden die zwölf neuen EU-Staaten, wohin etwa 60 Prozent dieser Betriebe übersiedelten. Besonders reiselustig zeigte sich der industrielle Sektor, der mit 26 Prozent aller Industriebetriebe bedeutend mehr Verlagerungen ins Ausland unternahm als die übrige Wirtschaft mit neun Prozent. „Mit Unternehmensverlagerung ist keine Erweiterung um ein zusätzliches Standbein gemeint. Einzelne Firmenbereiche oder ganze Unternehmen wandern tatsächlich ab, was aber Werksschließungen nicht notwendigerweise nach sich zieht“, betont Zwania. Der industrielle Hochtechnologiebereich, Unternehmensberatungen und Softwareentwickler haben ihre Standorte besonders gerne verlegt. Aber auch Abteilungen wie die Buchhaltung, Call-Center-Bereiche oder Teile der Produktion wurden häufig umgesiedelt.
Neben den neuen EU-Ländern übt China mit einem 36-prozentigen Anteil an den Auswanderern ebenfalls eine hohe Anziehungskraft auf deutsche Unternehmen aus. Den Arbeitsmarkt beeinträchtigen die Verlagerungen entsprechend negativ. Obwohl von den Unternehmen an ursprünglichen Standorten über 105.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, gingen durch die Umzüge insgesamt 188.000 Posten verloren. „Wenn der ursprüngliche Firmenstandort nach der Verlagerung weiter genutzt wird und vor Ort eine neue Abteilung aufgebaut wird, so fließt dies entsprechend in die Statistik ein. Dies kann sowohl eine Zweckumwidmung des alten Standorts mit den gleichen Mitarbeitern als auch reale Entlassungen bedeuten“, sagt der Experte.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.destatis.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen
Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.
Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.
Neueste Beiträge
Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft
Forschende an der ETH Zürich haben Bakterien im Labor so herangezüchtet, dass sie Methanol effizient verwerten können. Jetzt lässt sich der Stoffwechsel dieser Bakterien anzapfen, um wertvolle Produkte herzustellen, die…
Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren
Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…
Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht
Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…