Bessere Chancen für Kleinunternehmer in Afrika

Afrika wird in den Medien häufig erwähnt – oft in negativen Nachrichten. Afrika ist der einzige Kontinent, auf dem sich in den vergangenen 25 Jahren der Wohlstand kaum kontinuierlich entwickelt hat. Im Gegenteil: Vielfach gab es Rückschritte.

Wie können Besitzer von kleinen Unternehmen und Kleinst-Firmen in Afrika ihre Chancen auf Erfolg erhöhen? Prof. Dr. Michael Frese und seine Mitarbeiter in der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen sind dieser Frage nachgegangen und haben damit gezielt einen kaum beachteten Aspekt der Qualität von Unternehmen in den Blick genommen. Die Antwort der Gießener Arbeitspsychologen in Kürze: Es lohnt sich für die Besitzer von Unternehmen, detailliert und vor allem proaktiv zu planen. Eine Empfehlung, die gerade im Journal of Applied Psychology publiziert wurde (Business owners' action planning and its relationship to business success in three African countries).

Frese, M., Krauss, S.I., Keith, N., Escher, S., Grabarkiewicz, R., Luneng, S.T., Heers, C., Unger, J., & Friedrich, C. (2007). Business owners' action planning and its relationship to business success in three African countries. Journal of Applied Psychology, 92(6), 1481-1498.

Die meisten Ökonomen vermuten, dass die Anzahl und die Qualität von Unternehmen die wichtigsten Voraussetzungen für die ökonomische Entwicklung in den Entwicklungsländern darstellen (neben Faktoren wie Aufbau einer Zivilgesellschaft, Regierungsfähigkeit etc.). Prof. Frese und seine Kollegen setzen genau dort an und haben in der wohl umfassendsten und intensivsten Untersuchung von afrikanischen Unternehmern und Unternehmerinnen in den Ländern Südafrika, Zimbabwe und Namibia herausgefunden, dass sich deren Erfolgschancen durch Planung erhöhen lassen. Die Forschungen wurden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt.

Den Unternehmerinnen und Unternehmern in Afrika raten die Arbeitspsychologen nun zu proaktiver und detaillierter Planung. „Proaktiv“ bedeutet, dass man sich schon heute auf zukünftige Marktchancen und Probleme vorbereitet. Detailliertes Planen bedeutet, dass man die wichtigsten Aspekte eines Planes durchdenkt, um auch auf bzw. unerwartete Ereignisse weitgehend vorbereitet zu sein.

Oft wird argumentiert, dass in der chaotischen Umwelt afrikanischer Staaten Planen sinnlos wäre. Genau dies hat sich in Freses Untersuchung jedoch als falsch herausgestellt. Planung – so der Gießener Experte – ist eng mit dem Erfolg in drei afrikanischen Ländern Südafrika, Zimbabwe und Namibia verknüpft.

Wer sind die besonders erfolgreichen Unternehmer und Unternehmerinnen, die besonders gut planen können? „Es sind vor allem Leute mit der richtigen Motivation und den nötigen kognitiven Ressourcen“, weiß Frese. Im Wesentlichen spielen also Motivation, Qualifikation und Intelligenz eine große Rolle, um mehr und besser planen zu können und somit langfristig auch den Erfolg zu steigern.

Ökonomen gehen oft davon aus, dass dann, wenn die ökonomische Rahmenstruktur eines Landes stimmt, auch die Firmen automatisch davon profitieren. Frese und Mitarbeiter zeigen indessen, dass psychologische Voraussetzungen von ebensolcher Bedeutung sind. Denn, so ihr Einwand: Wie oft geben Banken – auch die Weltbank – Geld an Unternehmer, ohne die psychologischen Bedingungen mit zu beachten? Und wie oft passiert es, dass dieses Geld „in den Sand gesetzt“ wird?

Darüber hinaus haben Prof. Frese und seine Mitarbeiter gezeigt, dass Planung im Rahmen eines Trainings sehr gut vermittelt werden kann – sowohl in Afrika wie auch in Deutschland. Ihre Schlussfolgerung: Planung in großen Firmen kann mitunter zu Bürokratie, Schwerfälligkeit und Rigidität führen. In kleinen und kleinsten Unternehmen ist es dagegen gerade auch im schwierigen Umfeld sinnvoll, genau und detailliert für die Zukunft zu planen.

Kontakt:
Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie
Prof. Dr. Michael Frese
Otto-Behaghel-Straße 10/F
35394 Gießen
Telefon 0641 99 26220
Fax 0641 99 26049
E-Mail: Michael.Frese@psychol.uni-giessen.de

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Charlotte Brückner-Ihl idw

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