2012: Unsichere Zeiten für den Arbeitsmarkt

Die Abschwächung sei zum einen dem ungünstigen wirtschaftlichen Umfeld geschuldet, so die Nürnberger Arbeitsmarktforscher. Die weitere Entwicklung hänge entscheidend davon ab, ob es in der europäischen Schuldenkrise zu einer Stabilisierung kommt und sich auch die Lage an den Finanzmärkten beruhigt.

Zum anderen hätte sich aber der außergewöhnlich positive Arbeitsmarkttrend der letzten Jahre ohnehin nicht im gleichen Maße fortgesetzt. Beispielsweise hatten in den letzten Jahren die Hartz-Reformen zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation beigetragen. Mittlerweile seien aber die durch die Reformen erschlossenen neuen Potentiale weitgehend ausgeschöpft.

Beträchtliche Unsicherheit über die Entwicklung 2012

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sei aktuell durch beträchtliche Unsicherheiten gekennzeichnet. Ungewohnt weit würden Zukunftserwartungen und Einschätzung der aktuellen Lage auseinander klaffen. Deshalb schließen die IAB-Forscher nicht aus, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2012 sogar leicht schrumpft. Bei einem Rückgang um 0,2 Prozent stiege die Arbeitslosigkeit um 20.000 auf einen Jahresdurchschnitt von 2,99 Millionen Personen. Auch bei leicht rezessiven Tendenzen sei also mit einer insgesamt robusten Entwicklung zu rechnen, erklären die Arbeitsmarktforscher. Sollten sich die jüngsten Einbrüche der Konjunkturindikatoren und Finanzmärkte als überzogen herausstellen und die europäischen Staaten die Schuldenkrise nachhaltig eindämmen, wäre in einem positiven Szenario auch ein Wachstum der Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent denkbar. Dann würde die Arbeitslosigkeit auf 2,89 Millionen Personen sinken.

Arbeitskräfteangebot sinkt 2012 um 40.000 Personen

Allein aufgrund der demografischen Entwicklung würde das Arbeitskräfteangebot 2012 um fast 250.000 Personen abnehmen, haben die Forscher ausgerechnet. Zum größten Teil könne der demografische Rückgang aber ausgeglichen werden. Dies liege zum einen an der steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, zum anderen an der Zuwanderung, nicht zuletzt aus den acht mittel- und osteuropäischen EU-Staaten, für die seit Mai 2011 die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit und Dienstleistungsfreiheit gilt. Unterm Strich sinke das Arbeitskräfteangebot im Jahr 2012 daher nur um 40.000 Personen.

Die IAB-Studie im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2011/kb1911.pdf.

Interview–O–Töne von Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und Strukturanalysen“: http://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presse-audio.aspx

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Wolfgang Braun idw

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