Evakuierung bei Tunnelbränden

Wie eine schnelle und richtige Orientierung der Personen in einem Autotunnel optisch und akustisch unterstützt werden kann, untersuchte Prof. Berthold Färber mit seinem Team an der Universität der Bundeswehr München im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Um zu untersuchen, wie Personen aus einer verrauchten Umgebung schnellst-möglich evakuiert werden können, wurden in einer Bunkeranlage verschiedene Leitmöglichkeiten experimentell untersucht. Theaterrauch und Lärm-Beschallung sollten das Szenario möglichst real erscheinen lassen. Zur optischen Orientierung standen Lauflichter, Dioden-Laser-Module, Handläufe, sowie eine Kombination daraus zur Verfügung. Als beste Orientierungshilfe bewährte sich eine Kombination aus Lauflicht, Handlauf und Laser.

Fahrzeuginsassen müssen aus PKW „rausgelockt“ werden
Zudem wurden die akustischen Möglichkeiten untersucht, wie die Fahrzeuginsassen dazu bewegt werden können ihren PKW zu verlassen und sich schnellstmöglich und zielsicher zu den Notausgängen zu bewegen. Da sich viele Personen trotz Gefährdungen in ihrem PKW vermeintlich sicher fühlen, ist es besonders wichtig sie zu einem Verlassen des Fahrzeugs zu bewegen. In den Experimenten stellten die Wissenschaftler fest, dass der Bass-Sound „Sägezahn“ und ein dunkler Ton aus der Orgelpfeife am erfolgreichsten dabei sind. Die tiefen Frequenzen werden mehr im Bauchraum gefühlt als gehört und als unangenehm empfunden. Im nächsten Schritt müssen die Flüchtenden zu den Notausgängen „gelockt“ werden. Dazu wurden u. a. verschiedene Vogelstimmen, Musik-instrumente, eine Singstimme („Hier her“), eine Sprechstimme (z.B. „Please, exit here“; „Der Notausgang ist hier“) und weißes Rauschen erprobt.

„Als besonders geeignet zeigte sich die Singstimme „Hier her“ in Kombination mit dem Lockgesang des Rotkehlchens, das mit weißem Rauschen hinterlegt ist. Diese Kombination unterstützte 80 Prozent der Versuchspersonen beim Finden der rettenden Notausgänge“, erklärt Prof. Färber. Selbst ältere Tunnel könnten mit geringem Aufwand mit diesem akustischen Alarmsystem nachgerüstet werden.

Internetbefragung zeigte alarmierenden Kenntnisstand
Als Ausgangsbasis des Forschungsprojektes diente eine Internetbefragung mit über 400 Personen aller Altersgruppen über den Wissensstand der Nutzer, z. B. zur Ausstattung von Tunneln und Verhaltensweisen. Die Ergebnisse sind alarmierend: So würden beispielsweise 16 Prozent der Befragten im Fahrzeug bleiben, wenn im Tunnel Feuer und Rauch zu sehen sind, 19 Prozent wissen nicht, was zu tun ist. Die Zeit, die bei einem Brand bis zur Evakuierung zur Verfügung steht, wird von 42 Prozent der Befragten überschätzt. Wie auch eine Analyse des Verhaltens bei früheren Tunnelbränden zeigt, unterschätzen die Betroffenen die Dramatik der Situation und erleben das Fahrzeug als Schutzraum. Sie bleiben daher bei Feuer und Rauch zu lange im Fahrzeug sitzen.

Zusätzlich wurde eine Umfrage unter Tunnelbetreibern durchgeführt, um den aktuellen sicherheitstechnischen Stand sowie den Umfang der Notfallpläne zu ermitteln.

Michael Brauns
Pressesprecher
Universität der Bundeswehr München
Tel.: 089/6004-2004
E-Mail: michael.brauns@unibw.de

Media Contact

Michael Brauns idw

Weitere Informationen:

http://www.unibw.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik

Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial verstärkt Schallwellen exponentiell

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise ausbreiten können. Das Metamaterial…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer