Staumeldung: einfach und schnell

„Verdammt, schon wieder ein Stau, der durch keine Verkehrswarnung gemeldet wurde.“ Dieser tägliche Fluch von vielen deutschen Autofahrern soll bald der Vergangenheit angehören. Denn die Technik für zuverlässige Warnungen ist eigentlich längst vorhanden. Nur ein praktikables System sei daraus noch nicht entstanden, meint Dr.-Ing. Leon Urbas vom Zentrum Mensch-Maschine-Systeme der Technischen Universität Berlin. Gemeinsam mit Hartmut Wandke von der Humboldt-Universität zu Berlin und Harald Kolrep-Rometsch von der Firma Human-Factors-Consult (HFC) sowie etlichen Kollegen versucht er diesen Mangel zu beheben.

Damit nicht alte Fehler bei der Entwicklung neuer Systeme passieren, starteten sie jetzt eine Befragung von 300 Autofahrern: „Was wünschen Sie sich von einem solchen System?“

Viele Konsumenten sind bereit, ein Zusatzgerät zu kaufen

Die Antworten verblüffen nur wenig, konzentrieren sie sich doch auf wenige, aber wichtige Bedürfnisse der Autofahrer. Die Berliner Forscher sind also auf der richtigen Spur, wenn sie eine interaktive Stauwarnung im vernetzten System verfolgen. Der Wunsch der potenziellen Nutzer: Das System soll mit einem Einmalpreis als Zusatzausstattung bezahlt werden, meinten 42 Prozent der Befragten. Damit schafft man nebenbei auch noch Arbeitsplätze, die ein solches System am Laufen halten.

Bisher bekommen herkömmliche Systeme die Situation nicht so recht in den Griff: Der Verkehrshubschrauber steht nur über einem Punkt und übersieht so leicht den Stau andernorts. Das gleiche Problem hat auch ein Kamerasystem, das an bestimmten Kreuzungen oder staubekannten Autobahnabschnitten den Verkehr überwacht: Gibt es einen Unfall an einer anderen Stelle oder putzen Straßenverkehrsarbeiter Leitplanken ohne vorher beim Radiosender anzurufen, entsteht schnell ein Stau, über den kaum jemand informiert ist. Und bis die Situation in die Radionachrichten kommt, löst der Stau sich meist wieder auf.

Die Lösung für dieses Problem ist längst bekannt: Viele Autos haben inzwischen ein Navigationssystem, das mit dem Satellitenortungssystems GPS arbeitet. Mit wenig Zusatztechnik kann man diese Geräte so ausrüsten, dass sie ihre momentane Situation an eine Zentrale senden. Fahren viele Autos mit einem solchen System, erfahren die Mitarbeiter dort rasch, wo der Verkehr rollt und wo viele Autos stehen. Nur eines erfährt die Zentrale nicht: Weshalb die Autos stehen, ob gerade ein paar Wagen auf die nächste Grünphase an der Ampel warten oder ob es auf dieser Kreuzung einen langwierigen Unfall gegeben hat. Beheben ließe sich dieser Mangel, wenn die Autofahrer aus dem Stau heraus melden könnten, was konkret vorgefallen ist. Auch für solche interaktiven, vernetzten Systeme gibt es längst technische Möglichkeiten.

Keine komplizierte Bedienung, wenige Tasten sollen genügen

Die Berliner Forscher arbeiten nun an einem praktikablen Gerät, mit dem solche Nachrichten an eine Zentrale oder an andere Fahrzeuge direkt weiter gegeben werden können. Einfach muss ein solches System sein: Sieht ein Autofahrer einen Stau auf der Gegenfahrbahn, soll er schließlich keine komplizierten Handbücher lesen oder lange Ziffernfolgen eintippen. Für solche Situationen erproben die Forscher zur Zeit ein Testsystem, bei dem die Fahrer nur vier Tasten drücken können, die über die Ursache eines Stillstandes informieren.

„Unfall“, „Stau“, „Baustelle“ und „vorübergehendes Hindernis“ genügen erst einmal als Information. Und damit die Fahrer auch eifrig alles melden, gibt es noch eine Funktion, mit der die Zentrale sich an den Autofahrer wendet, der gerade ein Hindernis gemeldet hat. Diese Funktion heißt schlicht „Danke!“

Roland Knauer

Weitere Informationen erteilen Ihnen gerne: Dipl.-Psych. Christiane Steffens, Geschäftsführerin „Zentrum Mensch-Maschine-Systeme“ der TU Berlin, Telefon: 030/314-72577, E-Mail: Christiane.Steffens@zmms.tu-berlin.de; das Projekt im Internet: http://www.vernetztes-fahren.de.

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