5-Tage-Auto: Montag bestellt, Freitag fertig

Die klassische Serienfertigung ist ein Auslaufmodell. Die Zukunft gehört flexiblen Produktionsstraßen. Ein europäisches Forscherteam entwickelt ein Konzept für die Autoproduktion der Zukunft: schnell, individuell und kundenorientiert.

Weinrote Ledersitze oder doch den robusten Stoffbezug? Klassische Metallic-Lackierung oder vielleicht eine Trendfarbe? Die individuellen Kundenwünsche beim Autokauf sind so zahlreich wie die möglichen Extras. Sicher, jeder kann das Auto bekommen, das er sich wünscht – jedoch erst nach einer langen Wartezeit. Kauft der Kunde »von der Stange« kommt er zwar schnell an den Wagen, aber die Ausstattung entspricht nicht dem Ideal. »Das Geschäftsmodell ist völlig veraltet und unrentabel«, urteilt Bernd Hellingrath vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Nach einer Schätzung der Unternehmensberatung McKinsey verschwenden Automobilbauer weltweit 80 Milliarden Dollar im Jahr, weil sie Autos bauen, die keiner haben will.

Das soll sich ändern: Im EU Projekt ILIPT – die Abkürzung steht für Intelligent Logistics for Innovative Product Technologies – arbeiten Hellingrath und seine Kollegen aus drei Fraunhofer-Instituten zusammen mit zwanzig Forschungs- und Entwicklungsteams aus Industrie und Wissenschaft. In diesem europaweiten Netz soll ein schnelles und flexibles Fertigungskonzept für die Automobilindustrie enstehen. Koordinator von ILIPT ist ThyssenKrupp Automotive. Das geplante 5-Tage-Auto wird innerhalb einer Woche nach Eingang einer Bestellung den Kundenwünschen entsprechend gebaut und ausgeliefert. Das »EU 5-Day Car« soll dabei nicht nur die Bedürfnisse von Händlern und Kunden befriedigen, sondern auch die Wettbewerbschancen der Europäischen Automobilindustrie auf dem globalen Markt verbessern.

Bisher scheitert die flexible Fertigung an starren Produktionsprozessen, unflexiblen Produktstrukturen, undurchgängiger Logistik sowie der nur unzureichenden Vernetzung von Herstellern, Zulieferern und Kunden. Bis zum Ende des Projekts 2008 wollen die Forscher ein Konzept entwickeln, das die Produktstrukturen im Automobilbau flexibilisiert, Planungs- und Steuerungsprozesse durchgängig macht sowie Netzwerke optimiert. Hauptziel ist eine vollständige Auslastung der Werke durch bereits erteilte Aufträge – 100 Prozent Build-to-Order nennen das die Ingenieure. Die Zeitspanne zwischen Auftragseingang und Auslieferung soll von etwa 60 Tagen auf mindestens fünf Tage bei zuverlässigem Liefertermin reduziert werden. Vorbild für dieses Geschäftsmodell ist die Computerfirma Dell, die alle ihre Produkte individuell fertigt: Der Kunde erteilt den Auftrag und bezahlt, derweil wird der Computer zusammengebaut und ausgeliefert. Autos sind zwar ein ganzes Stück komplexer als Rechner, die aus wenigen genormten Komponenten bestehen, doch theoretisch lassen sie sich nach diesem Prinzip fertigen.

Media Contact

Dr.-Ing. Bernd Hellingrath Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.iml.fraunhofer.de

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