Erste Teststation eines neuen Boden-Leitsystems auf dem Flughafen Ensheim

In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember wird auf dem Flughafen Ensheim Außergewöhnliches vorgehen: Unter der Rollbahn „taxi way alpha“ wird ab 22 Uhr über die gesamte Breite hinweg mit schwerem Gerät ein kleiner Tunnel gebohrt. Hintergrund der nächtlichen Aktion: der Einbau von Magnetfeld-Sensoren samt Verkabelung unter dem Rollfeld. Hier entsteht die erste Teststation eines neuen Boden-Leitsystems, das den Verkehr auf den Flughäfen der Zukunft sicher und reibungslos leiten und überwachen soll.

Die hochsensiblen und robusten, nur wenige Zentimeter kleinen Messgeräte aus der Ideenschmiede des Saarbrücker Magnetosensorik-Experten und Experimentalphysikers Professor Uwe Hartmann, besser bekannt auch als Traffic-Sensoren, erfassen jede noch so kleine Veränderung des Magnetfeldes unabhängig von der Witterung bei Eis und Schnee, Nebel oder 40° Grad im Schatten. Jedes Fahrzeug mit metallischen Bauteilen – ob PKW, Motorrad oder Flugzeug – erzeugt ein schwaches Magnetfeld um sich herum, welches das Erdmagnetfeld stört. Diese Verbiegung und Entzerrung misst der Sensor, wenn das Fahrzeug an ihm vorbeifährt und er erkennt durch die Eigenart der Störung auch, um welches Fahrzeug genau es sich handelt und wie schnell es in welcher Richtung unterwegs ist. Mit den so – übrigens sehr kostengünstig – gewonnenen Daten lässt sich der rege Bodenverkehr auf Flughäfen regeln, wo gleichzeitig Flugzeuge, Busse, Versorgungsfahrzeuge bis hin zur Feuerwehr reibungslos auf engstem Raum „aneinander vorbei“ kommen müssen, um pünktliche und sichere Starts und Landungen zu gewährleisten. – Ein gefahrenträchtiger Bereich, wie nicht nur Statistiken belegen; man denke nur an den tragischen Unfall auf dem Mailänder Flughafen. Derartiges könnte ein Magnetsensoren-Leitsystem – je nach Größe des Flughafens mit einigen hundert oder tausend Sensoren – verhindern, indem es Alarm schlägt. Erste Versuche haben gezeigt, dass Flugzeuge auf ihrem gesamten Weg am Boden bis hin zur Startbahn oder zur Parkposition exakt überwacht werden können. Die bisherigen Tests wurden jedoch noch neben der Landebahn durchgeführt. Jetzt soll mittels der Bohrung eine permanente Erfassung auf dem Ensheimer Flughafen erprobt werden.

Die Testmessung findet im Rahmen des rund vier Millionen schweren EU-Projekts ISMAEL („Intelligent Surveillance and Management Functions for Airfield Applications Based on Low Cost Magnetic Field Detectors“,) statt, das Prof. Hartmann koordiniert. Bei diesem Großvorhaben arbeitet der Experimentalphysiker und sein Team mit Fraport, der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, und dem Flughafen Thessaloniki (Griechenland) zusammen. Die beteiligten Flughafenbetreiber und -ausstatter und Experten für integrierte Verkehrssysteme, Elektronikfirmen und Grundlagenentwickler planen innerhalb der nächsten drei Jahre in Frankfurt und in Thessaloniki erste Prototypen für ein neues, sicheres und kostengünstiges Bodenüberwachungssystem basierend auf Magnetosensoren zu installieren. Die jetzt in Ensheim beginnenden Versuche sollen hierfür wichtige Erkenntnisse liefern.

Sie haben Fragen? Dann setzen Sie sich bitte in Verbindung mit Prof. Dr. Uwe Hartmann Tel: 0681 302-3798 oder -3799, Email: u.hartmann@mx.uni-saarland.de

Media Contact

Saar - Uni - Presseteam idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-saarland.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik

Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer