Transferprojekt "Intelligenter Container" startet im Januar 2008

Eine hohe Qualität von frischen Lebensmitteln kann nur erreicht werden, wenn die korrekte Warentemperatur über die gesamte Lieferkette eingehalten wird. Vier deutsche Firmen haben sich zum Ziel gesetzt, die Überwachung von Lebensmitteltransporten zu verbessern. Dazu kooperieren sie mit der Universität Bremen in einem technischen Transferprojekt.

In Vorversuchen hat sich gezeigt, dass Temperaturabweichungen in fast jeder Transportsituation auftreten. Dazu wurden bis zu 40 Temperaturaufzeichnungsgeräte, so genannte Datenlogger, in verschiedenen Fahrzeugen und Containern montiert. Selbst bei Einsatz von modernsten Kühleinrichtungen wurden Abweichungen von mehreren Grad Celsius während der Fahrt gemessen. Bei den Vorversuchen mussten die Datenlogger noch per Hand am Ende des Transportes ausgelesen werden. Ein sofortiger Eingriff bei einer Störung war damit nicht möglich. In dem neuen Transferprojekt sollen daher die Daten, sobald eine Abweichung detektiert wird, schon während der Fahrt per Funk übertragen werden, um sofort eingreifen zu können.

Die Grundlagen für einen derartigen intelligenter Container (www.intelligentcontainer.com) wurden im Rahmen des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereiches SFB 637 „Selbststeuerung logistischer Prozesse“ während der vergangenen vier Jahre erforscht. Vom Microsystems Center Bremen (MCB) wurde ein Prototyp im Maßstab 1 zu 8 aufgebaut. Die entwickelte Technik soll während eines zweijährigen Transferprojektes in reale Container integriert und auf ihre Praxistauglichkeit hin getestet werden. Das Projekt startet im Januar 2008 in Kooperation mit den vier Partnerfirmen.

In Zusammenarbeit mit Dole Fresh Fruit Europe soll die Temperatur von Bananen im Container während ihrer Seereise von Südamerika nach Europa überwacht werden. So weiß das Lager schon vor Ankunft des Schiffes, ob ein verfrühter Reifeprozess eingesetzt hat. Das System lässt sich ebenso zur Überwachung von Straßentransporten einsetzen. Entsprechende Versuche werden bei einem weiteren Projektpartner, Rungis Express, durchgeführt. Der Feinkost-Großhändler hat sich auf die Lieferung hochwertiger Lebensmitteln an Hotels und Restaurants spezialisiert und wird das System auf seine Alltagstauglichkeit hin evaluieren. In der Praxis soll das System schon während der Fahrt melden, wenn eine Palette oder Ware die vorgegebene Temperatur überschreitet. Dazu wird in den Fahrzeugen ein Funksensornetz integriert. Da eine Verkabelung entfällt, ist der Installationsaufwand gering.

Die Arbeitsgruppe Kommunikationsnetze (ComNets) des TZI der Universität Bremen arbeitet daran, dieses Sensornetz mit einer kommerziellen Fernüberwachungseinheit zu verknüpfen. Das Gerät der Firma Cargobull Telematics überträgt bisher alle 15 Minuten die Durchschnittstemperatur und weitere Daten wie Position des Fahrzeuges und Zustand der Reifen und Bremsen. Am Ende des Projektes soll ein System stehen, das nicht nur ein oder zwei Messwerte je Container liefert, sondern bereits einen Alarm auslöst, wenn die Temperatur in einer Ecke des Laderaums zu steigen beginnt.

Für die Qualitätssicherung ist es wichtig, die gesamte Lieferkette, vom Feld bis zum Verbraucher, zu überwachen. Der Projektpartner, die Cool Chain Group Holding AG, hat sich dies zum Ziel gesetzt. Sie bietet ihren Kunden einen durchgängigen Kühlkettentransport für temperaturgeführte Waren als Serviceleistung an. Sie bietet diese garantierte Dienstleistung vom Ursprungsort bis hin zum Empfänger für alle zum Einsatz kommenden Transportmittel wie Flugzeug, Schiff oder Lastwagen. Im Rahmen des Projektes wird die Cool Chain Holding AG unterschiedlichste Systemtests durchführen.

Ein weiteres Projektziel ist es zu zeigen, dass durch eine kombinierte Nutzung kostenpflichtiger Netze (Mobilfunk) und gebührenfreier Netze (WLAN) größere Datenmengen zeitversetzt kostengünstig übertragen werden können, ohne die notwendige permanente Erreichbarkeit für Störungs- und Alarmmeldungen einzuschränken.

Das System bietet weit mehr als nur die Fernüberwachung von Waren: Der intelligente Container bewertet schon während der Fahrt, wie sich die gemessenen Temperaturabweichungen auf die Qualität der Ware auswirkt, damit entfällt die zeitaufwändige Auswertung von während des Transports aufgenommen Daten im Anschluss an die Reise. Im Idealfall soll der Container den Disponenten mit einer Meldung der Form „Auf der linken Containerseite wurde eine Temperaturabweichung von 1,5 °C gemessen, die Haltbarkeit ist dadurch um einen Tag reduziert worden. Diese Ware ist zuerst zu verkaufen. Die Ware von der rechten Seite kann eingelagert werden.“

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Physik / Elektrotechnik
Reiner Jedermann
Tel. 0421 218 4908
E-Mail: rjedermann@imsas.uni-bremen.de

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