Rohstoff aus Ölsanden schonend gewinnen

Sie wollen mit dem Induktionseffekt ölhaltige Sande aufheizen und ihnen den wertvollen Rohstoff abtrotzen. Vor allem in Kanada kommen Ölsande vor; rund 178 Milliarden Barrel schwere Öle. Seit den 1960er-Jahren wurden etwa drei Prozent ausgebeutet. Auf absehbare Zeit steigende Ölpreise machen den Abbau aber rentabel.

Die Gewinnung von Öl aus Sanden benötigt viel Wasser und Energie. Bei der In-situ-Methode etwa leiten die Ölunternehmen bis zu 300 Grad Celsius heißen Wasserdampf unter hohem Druck in das Reservoir ein und bedampfen es wochenlang. So löst sich mit Wasser vermischtes Bitumen und fließt in eine Drainage. Nach dem Fördern muss die zähe Masse vom Wasser getrennt und zu synthetischem Rohöl verarbeitet werden.

Die neue Methode der Forscher aus Erlangen könnte das In-situ-Verfahren wesentlich effektiver machen. Im Labor-Sandkasten funktioniert es bereits: Feuchter Sand lässt sich allein mit elektromagnetischer Induktion erwärmen. Das funktioniert wie bei einem Kochtopf auf dem Induktionsherd.

In der Praxis würde in der Erde parallel zur Dampfleitung ein armdicker Induktor verlaufen, der aussieht wie ein Kabel. Indem Strom eingeleitet wird, entsteht um den Induktor ein wechselndes Magnetfeld. Dieses erzeugt im leitfähigen Sand Wirbelströme, die das mineralisierte Wasser an den Ölsandkörnern aufwärmen. So lösen sich die Bitumentröpfchen von den Körnern und fließen in das Drainagerohr. In Kombination mit der herkömmlichen Dampfeinleitung könnte man so in derselben Zeit je nach Reservoirbedingungen über 20 Prozent mehr fördern. Außerdem sinkt der Wasserverbrauch. Normalerweise müssen vier Barrel Wasser verdampft werden, um ein Barrel Bitumen zu produzieren. Das neue Verfahren würde nur die Hälfte benötigen.

Bei bestimmten Reservoirs könnte die Induktion sogar ganz ohne Dampfinjektion funktionieren, was die Umweltverträglichkeit radikal verbessern würde. Inzwischen wurden Induktoren größerer Länge getestet. 2009 soll ein Test in sandigem Gelände in Deutschland deren Eignung zeigen. 2010 soll eine Pilotanlage in der kanadischen Provinz Alberta errichtet werden. (RN 2009.01.2)

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Dr. Norbert Aschenbrenner Siemens ResearchNews

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