Kunststoffe nach Maß entwickeln

3-D-Modell des Synthesetechnikums in Schkopau. © Fraunhofer IAP

Das Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und -verarbeitung nimmt Ende Juni im mitteldeutschen Chemiedreieck seinen Betrieb auf. Mit moderner Anlagentechnik lassen sich dort Produkte und Verfahren bis hin zur Marktreife entwickeln.

„Plaste und Elaste aus Schkopau“ – Über zehn Meter hoch prangten Leuchtreklamen zu DDR-Zeiten neben den Autobahnen. Sie warben für den VEB Chemische Werke Buna im Herzen des mitteldeutschen Chemiedreiecks. Seit der Wiedervereinigung hat der Standort bewegte Zeiten hinter sich – inzwischen geht es wieder steil bergauf: Die Kunststoffindustrie erobert ihre hervorragende Stellung im mitteldeutschen Raum zurück. In diesem Umfeld haben die Fraunhofer-Institute für Angewandte Polymerforschung IAP und für Werkstoffmechanik IWM ein Pilotanlagenzentrum (PAZ) zur Synthese und Verarbeitung von Polymeren aufgebaut. Am 22. Juni ist die offizielle Eröffnung.

„Unser Ansatz ist einzigartig in Europa“, freut sich Mathias Hahn, Leiter des PAZ. „In dem Zentrum können wir Forschung und Entwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette betreiben – angefangen vom Monomer bis hin zum fertigen Kunststoffbauteil.“ Integriert ist das PAZ in den ValuePark Schkopau der Dow Olefinverbund GmbH. In dem für 8,3 Millionen Euro errichteten Erweiterungsbau des Merseburger Innovations- und Technologiezentrums „mitz II“ hat die Fraunhofer-Gesellschaft dafür 1700 m2 angemietet. Neben Labor- und Büroräumen nehmen die technischen Anlagen knapp zwei Drittel dieser Fläche ein: ein Synthesetechnikum, das über ein zentrales Prozessleitsystem gesteuert wird, und ein Verarbeitungstechnikum.

Um mit den Investitionen von über 19 Millionen Euro eine möglichst vielseitige Anlage aufzubauen, haben die Wissenschaftler ein modulares Konzept entwickelt: Viele Anlagenteile lassen sich miteinander kombinieren und dadurch mehrfach nutzen. „Unser Ziel war es, einzelne Module der sieben Syntheselinien sinnvoll zu koppeln, damit wir sie in unterschiedlichen Prozessschritten einsetzen können“, schildert Hahn. Dazu gesellen sich verschiedene Techniken zur Aufarbeitung der Kunststoffe. Für deren Verarbeitung bietet das PAZ klassische Verfahren wie Extrusion und Spritzguss. Die fertigen Produkte prüfen und bewerten Forscher vom Institutsteil des IWM im nahe gelegenen Halle auf ihre Material- und Bauteileigenschaften.

Dass das umfassende Konzept für neue „Plaste und Elaste“ tatsächlich eine Lücke füllt, zeigen die bereits geschlossenen Kooperationen mit den benachbarten Chemieunternehmen. So sind Verträge mit dem Kunststoffhersteller Domo in Leuna und der in Schkopau ansässigen Dow Chemical Company unterzeichnet. Mit kleineren Unternehmen direkt aus dem ValuePark laufen zurzeit Verhandlungen.

Leiter PAZ:
Dr. Mathias Hahn
Telefon: 03 31 / 5 68-13 20
und: 0 34 61 / 25 98-1 10
Fax: 0 34 61 / 25 98-1 05
mathias.hahn@iap.fraunhofer.de

Ansprechpartner für Synthesen:
Dr. Ulrich Wendler
Telefon: 0 34 61 / 25 98-2 10
ulrich.wendler@iap.fraunhofer.de

für Kunststoffverarbeitung:
Dr. Peter Lühe
Telefon: 0 34 61 / 25 98-3 10
peter.luehe@iwmh.fraunhofer.de

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Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

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