MST Base 21: Produktentwicklung an der Grenze des physikalisch Machbaren

Das Institut für Mikro- und Informationstechnik der Hahn-Schickard- Gesellschaft (HSG-IMIT) in Villingen-Schwenningen startet ein neues Verbundforschungsprojekt. Unter dem Titel MST BASE 21 will das Institut in den nächsten drei Jahren an die Grenzen des physikalisch Machbaren vorstoßen. Unter anderem sollen Silizium- und Kunststoffelemente für Sensoren, Kapillarröhren und Düsen im Bereich weniger milliardstel Meter verfeinert werden. Die Erkenntnisse werden den Bau absolut präziser, sehr kleiner Navigations- und Messgeräte ermöglichen, die Herstellung von Biochips und Analyseverfahren in der Pharmazie verbessern oder den Weg zu neuen implantierbaren Medikamentendosiersystemen ebnen.

Aufgrund der strategischen Bedeutung des Projekts beteiligen sich neun High tech-Firmen mit Geldern und Eigenleistungen an MST BASE 21. Die Firmen kommen vorwiegend aus der Region und aus Süddeutschland. Ein weiterer Partner ist das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg. Die Landesregierung fördert das Verbundvorhaben im Rahmen eines Forschungsauftrags, der aus dem Topf der Landesstiftung Baden-Württemberg finanziert wird. MST BASE 21 hat ein Volumen von mehr als 3 Mio. Euro und erhält die größte Einzelförderung aus der aktuellen Technologieinitiative der Landesstiftung.

„Mit ihrer Entscheidung zur Förderung von MST BASE 21 bestätigt die Landesregierung erneut ihr großes Vertrauen in unsere Leistungsfähigkeit“, sagte Prof. Dr. Hermann Sandmaier, Leiter des HSG-IMIT, zum Start des Projekts. Der Ansatz des Instituts, zusammen mit der mittelständischen Industrie aus dem Land so nah am Markt wie möglich zu forschen und den Fokus auf anwendungsfähige Innovationen zu richten, sei als technologiepolitisch richtig und zukunftsweisend erkannt worden.

Gemeinsames Ziel der sechs Teilprojekte ist, die Basis für die konkrete industrielle Nutzung der Mikrosystemtechnik (MST) im 21. Jahrhundert zu verbreitern und abzusichern – deshalb der Name MST BASE 21. Nach der vielfach bewährten Strategie des HSG-IMIT konzentriert sich die Planung auf wenige ausgewählte Produktsparten, bei denen gute Absatzchancen erwartet werden. Zwischen den Teilprojekten gibt es Synergien und über MST BASE 21 hinaus werden weitere Technologiefelder von den Ergebnissen profitieren können – z. B. Siliziumbearbeitung, Kunststoffspritzguss, Biotechnologie, Medizintechnik oder auch die Pneumatik.

„Die angestrebten Produkte werden in ihren speziellen Anwendungsgebieten nicht nur für einen Technologiesprung sorgen, sondern auch für Kostenreduzierungen“, betont Institutsleiter Prof. Sandmaier. Beispiel: Mit einem implantierbaren, intelligenten Dosiersystem, das über Jahre hinweg dem Körper immer die gerade notwendige Menge eines Medikaments verabreicht, könnte man bei der Behandlung bestimmter Patienten viel Geld, Spritzen, Arztbesuche und Klinikaufenthalte einsparen – ein Thema, das zur aktuellen Diskussion über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen besser nicht passen könnte.

Die Biotechindustrie erwartet von MST BASE 21 Lösungen, mit denen sich das Austesten neuer Wirkstoffe beschleunigen lässt. Die Entwicklung soll auch dazu beitragen, den Verbrauch sehr teurer Gen- und Analysesubstanzen im Nanoliterbereich präziser zu handhaben und damit die Pharmaforschung rationeller und sparsamer zu gestalten.

Weitere Teilprojekte befassen sich mit der Leistungsverbesserung und den künftigen Anwendungsmöglichkeiten mikrotechnischer Drehraten- und Neigungssensoren. Das HSG-IMIT will die Sensoren auf millimetergroßen Plattformen paaren und ihre unterschiedlichen Messwerte in einem digitalen Signalprozessor kombinieren.

Ziel ist, neue Sensorbaugruppen herstellen zu können, die ein Bruchteil vergleichbarer Präzisionsinstrumente kosten und wesentlich kleiner und energiesparender wären. Ein fahrendes oder fliegendes Objekt könnte mit diesen zusammengeschalteten Mikrosensoren fünfmal genauer auf Kurs gehalten werden als mit heute am Markt erhältlichen Konkurrenzprodukten. Einsatzgebiete wären unter anderem Navigationssysteme, Fahrzeugsicherheit, Steuerung von Flugobjekten oder die Patientenüberwachung.

Kontakt:

Peter Josef Jeuk, Leiter Marketing/Vertrieb,
Institut für Mikro- und Informationstechnik der Hahn-Schickard-Gesellschaft (HSG-IMIT)
Wilhelm-Schickard-Str. 10, 78052 Villingen-Schwenningen
Telefon + 49 (0) 77 21 / 9 43-2 54, Telefax -2 10
E-Mail peter.jeuk@hsg-imit.de

Media Contact

Peter Josef Jeuk HSG-IMIT

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verfahrenstechnologie

Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Trenntechnologie, Lasertechnologie, Messtechnik, Robotertechnik, Prüftechnik, Beschichtungsverfahren und Analyseverfahren.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer