Zwei internationale Computergraphik-Konferenzen in Saarbrücken

Das ist nur eines der Themen, die Ende Juni von Wissenschaftlern und Vertretern der großen IT-Unternehmen auf zwei internationalen Computergraphik-Konferenzen in Saarbrücken diskutiert werden. Vom 25. bis 27. Juni findet zuerst die „High Performance Graphics 2010” auf dem Campus der Universität des Saarlandes statt, vom 28. bis 30. Juni folgt das „21st Eurographics Symposium on Rendering“.

Auf den beiden internationalen Konferenzen wird es vor allem um die theoretischen Grundlagen und neuen Algorithmen gehen, die man benötigt, um auf Computern, Spielekonsolen und Smartphones noch brillantere Bilder zu erzeugen. Zur „High Performance Graphics“ werden unter anderem Turner Whitted, einer der führenden Computergraphik-Forscher von Microsoft Research, und Cevat Yerli und Anton Kaplanyan von der Computerspielefirma Crytek erwartet.

Turner Whitted wird sich mit der Frage beschäftigen, wie das „Cloud Computing“, bei dem Netzwerke ihre Rechenleistung weltweit zur Verfügung stellen, die Computergraphik verändern wird. Wenn jeder einzelne viel mehr Rechenleistung nutzen könne, ließen sich auch viel mehr Bildpunkte in immer kürzerer Zeit berechnen und über Datenleitungen austauschen. Die Firmenchefs von Crytek werden darüber referieren, wie Spielekonsolen weiter verbessert werden können, um ohne Zeitverzögerung, also in Echtzeit, Graphikszenen zu erzeugen und auf jede Spielsituation blitzschnell anzupassen.

Bei dem „21st Eurographics Symposium on Rendering“ wird Kari Pulli, der seit vielen Jahren einer der führenden Computergraphik-Forscher bei Nokia ist, die Eröffnungsrede halten. Dabei wird es um das Thema „Computational Photography“ gehen, also um die Frage, wie man die Kameras mit hoher Rechenleistung ausstattet, damit sie nicht nur Bilder aufnehmen, sondern den Fotografen intelligent unterstützen. Über eine automatische Bilderkennung könnte eine Kamera zum Beispiel feststellen, ob beim Familienfoto auch alle Beteiligten lächeln oder wann der Sportler zum Sprung ansetzt. Auch nachträglich könnte eine rechenschnelle Kamera noch Bilder schärfen oder den Bildausschnitt direkt verändern.

Außerdem hält George Drettakis, einer der führenden Computergraphiker und Forscher am INRIA Sophia-Antipolis (Frankreich), einen Vortrag über die Geschichte des Renderings und lässt darin die vergangenen 20 Jahre Revue passieren. Er ist in diesem Jahr auch Konferenzleiter (Technical Papers Chair) der Siggraph Asia, der zweitgrößten Graphikkonferenz der Welt.

Hintergrund

Die „High Performance Graphics 2010“ hat zwei verschiedene Konferenzen vereint: Zum einen die „Graphics Hardware“, die seit 1986 jährlich zwischen der weltweit größten Computergraphik-Konferenz Siggraph in den USA und einer europäischen Stadt wechselt, zum anderen die 2006 ins Leben gerufene Konferenz „Interactive Ray Tracing“. Damit werden Forscher, Ingenieure und Hardware-Designer zusammengeführt, die neue Architekturen und Algorithmen für Parallelrechner entwerfen. Diese sollen es dem Anwender einfacher machen, komplexe und hoch auflösende Graphiken zu berechnen und darzustellen. Industriepartner sind AMD, Intel, Microsoft Research und Nvidia. Die Konferenz in Saarbrücken wird unter anderem von Philipp Slusallek organisiert, der Professor für Computergraphik der Universität des Saarlandes, wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Leiter des Intel Visual Computing Institute der Saar-Uni ist. Er wird unterstützt von Jens Krüger, Nachwuchsforscher im Saarbrücker Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“.

Das „21st Eurographics Symposium on Rendering“ findet jährlich an verschiedenen europäischen Forschungseinrichtungen statt. Das Symposium startete vor 21 Jahren als „Eurographics Workshop on Rendering“ und etablierte sich schnell als eine der wichtigsten Adressen für dieses Forschungsgebiet. Die Ergebnisse der Konferenz werden jeweils im „Computer Graphics Forum“, dem führenden Journal von Eurographics veröffentlicht. Die Organisation haben in diesem Jahr Karol Myszkowski, Forscher am Max-Planck-Institut für Informatik, und Elmar Eisemann übernommen. Eisemann war bis vor kurzem Nachwuchsforscher im Saarbrücker Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ und ist jetzt „Associate Professor“ für Computergraphik am Telecom ParisTech. An beiden Konferenzen ist neben dem europäischen Verband der Computergraphiker „Eurographics“ auch die weltgrößte US-amerikanische Gesellschaft für Informatik ACM beteiligt.

Fragen beantworten:

Prof. Dr. Philipp Slusallek
Universität des Saarlandes/DFKI
Tel. 0681/302-3830 oder 85775-5377
Mail: slusallek@cs.uni-sb.de
Dr. Karol Myszkowski
Max-Planck-Institut für Informatik
Tel. 0681/9325-429
Mail: karol@mpi-inf.mpg.de
Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern und Studenten der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-ISDN-Codec. Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610) richten.

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Friederike Meyer zu Tittingdorf idw

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