Zahl der Patienten in Notaufnahmen steigt immer weiter

Die Zahl der Patienten, die als Notfälle in die Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser kommen, steigt dramatisch und wird weiter steigen. Insgesamt 16 Millionen Menschen brauchen inzwischen jährlich die Hilfe der Notfallexperten.

Noch vor fünf Jahren waren dies lediglich 13,5 Millionen, womit die Notaufnahmen eine Steigerung der Patientenzahlen um 16,6 Prozent erleben. Allein die Zahl der stationär aufgenommenen Patienten erhöhte sich nach Daten des Statistischen Bundesamtes 2008 auf 6,32 Millionen um fast 1 Million im Vergleich zu 2005 mit damals noch 5,42 Millionen Patienten. Gleichzeitig steigt mit dem Durchschnittsalter der Bevölkerung auch das Alter der Notfallpatienten weiter an.

„Wir stehen so vor der Herausforderung, immer mehr Patienten versorgen zu müssen, die neben dem Notfall immer häufiger mehrere Erkrankungen mitbringen“, sagt Dr. Barbara Hogan, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre Notfallaufnahme. „Wir erleben den demographischen Wandel bereits heute täglich in unseren zentralen Notaufnahmen.“

Diese Entwicklung ist ein Thema der 5. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme (DGINA e.V.), die vom 22. bis 24. September am Universitätsklinikum Aachen stattfindet. Der Kongress ist Treffpunkt für mehr als 460 Ärzte und Pflegende, die täglich bundesweit in den Notaufnahmen und Notfallambulanzen Leben retten.

„In den vergangenen Jahren hat sich dabei unsere Arbeit immer mehr verändert, weg von der Versorgung von Unfällen aller Art zu einer umfassenden Erstbehandlung und Diagnose oft sehr komplexer Erkrankungen“, erklärt Dr. Peter-Friedrich Petersen, Tagungspräsident und Leiter der zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum Aachen. „Wir sehen heute in unserer Notaufnahme nicht nur insgesamt etwa 20 Prozent mehr Patienten als noch vor vier Jahren“, so Petersen, „sondern auch deutlich mehr Ältere: Über 60 Prozent sind älter als 60 Jahre. Im Vergleich zu den Jahren bis 1999 ist das eine Steigerung um 10 Prozent.“

Um diese Notfälle optimal versorgen zu können, ist eine enge fächerübergreifende Zusammenarbeit in den Notaufnahmen zwingend notwendig. „Uns stehen oft nur wenige Minuten, im besten Falle Stunden zur Verfügung, um schnell die gefährliche Erkrankung zu erkennen und die richtigen Entscheidungen zur Behandlung treffen zu können“, sagt Petersen. Um diese medizinische Herausforderung kompetent bewältigen zu können, schaffen die Krankenhäuser neue Strukturen mit eigenständigen Notaufnahmen. Diese sind zunehmend mit Ärzten besetzt, die sich auf diese sehr anspruchsvolle medizinische Aufgabe spezialisieren wollen und daher auch für Deutschland den Facharzt für Notfallmedizin fordern.

Neben der Zunahme komplizierter Fälle haben es die Notfall-Experten gleichzeitig aber auch immer mehr mit so genannten Bagatellfällen zu tun. „Das sind kleine Verletzungen oder leichtere Erkrankungen, die eigentlich keiner Krankenhausbehandlung bedürfen“, erklärt Dr. Barbara Hogan. Denn zu den etwa 40 Prozent Patienten einer Notaufnahme, die stationär weiterbehandelt werden müssen, kommen 60 Prozent ambulanter Notfälle, die nach einer Erstversorgung wieder nach Hause gehen können.

„Deswegen ist eine enge Zusammenarbeit mit den Allgemeinärzten und dem kassenärztlichen Notdienst sinnvoll“, regt Dr. Hogan an. So wird an einigen Kliniken der Kassenärztliche Notdienst an die Notaufnahmen angebunden. Am Universitätsklinikum Jena ist seit Frühjahr 2010 der Notdienst der Niedergelassenen Ärzte in Räume direkt neben der Zentralen Notaufnahme eingezogen. „Die Patienten haben nur noch eine Anlaufstelle, und wir können die leichteren Fälle den Kollegen überlassen und uns auf die bedrohlichen Notfälle konzentrieren“, beschreibt der Leiter der Jenaer Notaufnahme, Raik Schäfer, die Idee. Noch lasse allerdings der Effekt einer Entlastung der Notaufnahme auf sich warten.

Die DGINA-Präsidentin Dr. Barbara Hogan sieht den Stellenwert der Notaufnahmen in der Zukunft nicht nur wegen der stetig steigenden Patientenzahlen weiter wachsen: „Sie sind erste Anlaufstelle für eine Vielzahl von Patienten, die unmittelbar spüren können, wie gut eine Klinik die Notfallversorgung organisiert. Außerdem sind die Notaufnahmen enorm wichtige spezifische ärztliche Ausbildungsorte und die entscheidende Brücke der Kliniken

zu den in den Praxen niedergelassenen Kollegen.“

TERMIN
5. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V. DGINA 22. bis 24. September, Universitätsklinikum Aachen
Hintergrund
Notaufnahmen in deutschen Krankenhäusern
Jährlich werden etwa 16 Millionen Menschen als Notfallpatienten in deutschen Krankenhäusern behandelt. Etwa 40 Prozent sind so schwer erkrankt, dass eine stationäre Aufnahme und Behandlung erfolgt. Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen hier eine starke Zunahme: 2005 waren dies 5,42 Millionen, 2007 5,96 Millionen, 2008 6,32 Millionen. Somit erhöhte sich die Zahl der stationär behandelten Notfallpatienten in vier Jahren um fast eine Million oder 16,6 Prozent. Die meisten deutschen Kliniken verfügen über eigene Notaufnahmen oder Notfallambulanzen. Dabei setzt sich immer stärker das Prinzip der Zentralisierung in einer zentralen interdisziplinären Notaufnahme gegenüber mehreren dezentralen Notambulanzen durch. Häufig werden 40 bis 50 Prozent aller Patienten über die Notaufnahme ins Krankenhaus aufgenommen.
Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V.
Die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V. (DGINA) ist ein Zusammenschluss der in deutschen Notfallaufnahmen tätigen Ärzte und Pflegefachkräfte.

Ziel der 2005 gegründeten Fachgesellschaft ist die Sicherung und Weiterentwicklung der hohen Qualität der notfallmedizinischen Versorgung in Deutschland und eine weitere Angleichung an modernste internationale Standards.

Pressekontakt
Angelika Christ
Leiterin Stabsstelle Kommunikation
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Tel. 0241 80-89893
E-Mail: achrist@ukaachen.de
Helena Reinhardt
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Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V.
Tel. 0172 368 28 65
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Thomas von Salzen idw

Weitere Informationen:

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