Weltspitze der Zytometriker trifft sich in Leipzig

Zytometriker beschäftigen sich interdisziplinär mit Körperzellen. Sie versuchen ein Maximum an Information aus einzelnen Zellen herauszulesen und so bessere Diagnostika und Therapien zur individuellen Behandlung von Krankheiten zu entwickeln. Dafür arbeiten Naturwissenschaftler, Mathematiker und Mediziner eng zusammen.

Erstmals in der mehr als 30-jährigen Geschichte findet der Weltkongress der Fachgesellschaft für Zytometrie in Deutschland statt. „Die Tatsache, dass Leipzig unter allen europäischen Konkurrenten den Zuschlag erhielt, belegt die herausragende wissenschaftliche Position Leipzigs in der Zytometrie und in der Regenerativmedizin“, sagt Professor Attila Tarnok von der Abteilung Kinderkardiologie am Herzzentrum Leipzig und gleichzeitig Kongressleiter für Europa.

In der Messestadt beschäftigen sich unter anderem das Translationszentrum für regenerative Medizin und das Fraunhofer-Institut mit Fragestellungen rund um die menschliche Zelle. „Es macht uns natürlich sehr stolz und ehrt uns, denn damit wird auch die Wichtigkeit des Forschungsstandortes betont“, erklärt Tarnok.

Die Zytometrie geht davon aus, dass jede Zelle des Körpers die gesamte Information über den aktuellen Gesundheitszustand eines Menschen, sein Risiko für Erkrankungen und sein Ansprechen auf Therapien beinhaltet, gewissermaßen seinen Barcode. Um die richtigen Informationen herauslesen zu können, wurden verschiedene Verfahren entwickelt. So können beispielsweise im Zytometer, einer Art Mikroskop, mit Farbstoffen bis zu 20 verschiedene Merkmale einer Zelle sichtbar gemacht werden. Seit einigen Jahren kommen auch Massenspektrometer zu Einsatz, die durch den Einsatz seltener Erden als Marker-Stoffe wesentlich präziser arbeiten und mit einer Messung sehr viele Informationen auf einmal liefern.

Durch eine derartige Untersuchung der Zellen erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss über den Verlauf bestimmter Krankheiten wie Rheuma, Krebs oder Aids. Gleichzeitig sollen so neue Heilungsmöglichkeiten gefunden werden, indem sich bereits durch die Zelluntersuchung sagen lässt, ob ein Patient auf eine bestimmte Therapie überhaupt anspricht oder auch, warum manche Menschen zwar den HI-Virus in sich tragen, Aids aber nie bei ihnen ausbricht. Daraus leiten die Zytometriker neue Erkenntnisse ab, beispielsweise wie das Immunsystem so verändert werden kann, dass der Virus zerstört wird.
Vorteil der zytometrischen Verfahren ist, dass sie schonend für die Patienten sind und gleichzeitig mit sehr wenig Material auskommen. „Besonders für Kinder ist es sehr gut, wenn statt einer Untersuchung von Gewebematerial eine Blutprobe reicht, um alle wichtigen Informationen zu bekommen“, erklärt Professor Tarnok.

Beim Weltkongress CYTO 2012 werden die regenerative Medizin und die Stammzelltherapie einen Schwerpunkt bilden. Zu diesen Themen werden renommierte Wissenschaftler in Leipzig erwartet, so etwa Professor Hans-Dieter Volk aus Berlin, der über neueste Fortschritte in der Zelltherapie spricht sowie Ian Fraser vom Nationale Institute of Health aus den USA, der sich mit Zell- und Genomuntersuchungen von Immunzellen beschäftigt.

Professor Christoph Cremer wird über ebenfalls über seine Forschungen sprechen. Der Physiker hat in den vergangenen Jahren Grundlegendes über die Struktur des Erbgutes in der Zelle herausgefunden und selbst ein Verfahrungen zur Untersuchung von Chromosomen entwickelt, dass den Nachweis ermöglicht, dass das Erbgut in der Zelle nach einem bestimmten Plan verteilt ist.

„Die CYTO 2012 bietet eine exzellente Möglichkeit, nicht nur neueste Forschungsergebnisse sowie innovative Produkte und Anwendungslösungen auf dem Gebiet der zellulären Analytik und Diagnostik vorzustellen, sondern insbesondere auch neue, überregionale und internationale Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen der Branche zu stimulieren“, betont Roland Göhde, Vorstandsvorsitzender von biosaxony e.V., Biotechnologie/Life Sciences-Cluster des Freistaates Sachsen. Ein wesentliches Ziel des biosaxony e.V. ist die gebündelte Vorstellung der Innovationskraft und Expertise der sächsischen Branchenvertreter in Richtung des internationalen Fachpublikums.

Die Ausrichtung in Leipzig bedeutet einen großen Erfolg für den Hightech-Standort Sachsen und seine Akteure, zumal die Zytometrie als immer wichtiger werdende Querschnittstechnologie für eine breite Palette von verschiedensten Anwendungsbereichen insbesondere in Gesundheit und Medizin, aber auch in Umweltforschung, Pflanzen- und Tierzüchtung sowie der Pharma-, Lebensmittel- und weiteren Industrien eine entscheidende Rolle spielt.
Für die Austragung des diesjährigen 27. internationalen Kongresses der ISAC in Leipzig hat das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eine erhebliche finanzielle Unterstützung gewährt.

Ines Christ

Weitere Informationen:
PD Dr. Attila Tarnok
Telefon: +49 341 865-2430
E-Mail: tarnok@medizin.uni-leipzig.de

Media Contact

Susann Huster idw

Weitere Informationen:

http://www.herzzentrum-leipzig.de

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