Tropen vom Umweltwandel besonders betroffen

Die weltweiten Veränderungen der Umwelt haben hohe Auswirkungen auf das Ökosystem der Tropen. Diesem Thema widmet sich nächste Woche eine Tagung an der Universität Marburg, zu der sich erstmals die Mitglieder beider großer Tropenforschungs-Gesellschaften treffen. Vertreten sind Experten der europäischen „Gesellschaft für Tropenökologie“ und des internationalen Fachverbands „Association for Tropical Biology and Conservation“.

Ein Schwerpunkt der Tagung ist die Bedeutung des menschlichen Eingriffs – etwa durch Rohdung, Ackerbau und Viehzucht – für die Entwicklung der Tropenwälder. Gerhard Kost vom Fachbereich Biologie der Universität Marburg http://www.uni-marburg.de/fb17 sieht die Umwidmung gerodeter Flächen für den Anbau von Biotreibstoffen als derzeit besonders ernstes Problem. „Die Biotreibstoff-Produzenten sagen zwar, dass durch den Anbau kein Regenwald gerodet wird. Tatsächlich verdrängen sie jedoch Nahrungsproduzenten, die auf der Suche nach neuen Flächen wiederum Rodungen vornehmen. Das Problem verschiebt sich damit nur und die Rodung wird fortgesetzt“, so der Biologe im pressetext-Interview.

Neben dem Problem der Gefährdung der Biodiversität und deren Folgen für das Ökosystem stehen auch die Interaktionen zwischen Klima, Natur und Mensch auf der Tagesordnung. „Die Wechselbeziehungen, die in der Natur sehr aufeinander eingestellt sind, verändern sich mit den gewandelten Bedingungen. Geht etwa eine Vogelart verloren, hat das Konsequenzen auch für ganz andere Systeme wie etwa für Samenverbreitung und Bestäubung oder für die Insekten“, so Kost. Wichtig seien diese Wechselwirkungen, da der Regenwald nicht zuletzt auch dem Menschen zahlreiche Servicefunktionen wie die Reinhaltung von Luft und Wasser oder die Bereitstellung von Lebensraum biete. „Anhand der raschen Verbreitung der Schweine- oder Vogelgrippe sehen wir deutlich, wie eng Vorgänge der Natur mit dem menschlichen Leben vernetzt sind.“

Als ein Beispiel für Koexistenz von Mensch und Tropenwald wird auf der Tagung unter anderem das Projekt „La Gamba“ in Costa Rica http://www.lagamba.at vorgestellt. Bei diesem von der Universität Wien und der österreichischen Regierung geförderten Projekt kaufte ein Verein die verbleibenden Reste des Regenwalds an der Pazifikküste aus dem Privatbesitz einheimischer Bauern auf und übergab sie der Landesregierung, um sie in den bestehenden Nationalpark Piedras Blancas einzufügen. „Die Bauern arbeiten nun als Angestellte im Nationalpark und schützen den Erhalt der Tiere und Pflanzen, wozu ihnen ihr regionales Wissen zugute kommt. Die vorbeikommenden Touristen und Wissenschaftler bieten wiederum eine wichtige Einnahmequelle“, berichtet Kost, der in „La Gamba“ eine gelungene Symbiose zwischen Wissenschaft und Entwicklungszusammenarbeit sieht.

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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