Tarnkappen für Arzneistoffe

Sie sind unterwegs in wichtiger Mission: Hochsensible Fracht gilt es auf direktem Weg zielgerichtet an ihren Bestimmungsort zu bringen, ohne von einer patrouillierenden Abwehr geschnappt und festgehalten zu werden. Nein, nein, hier ist nicht von einem Agententhriller die Rede.

Das, was Prof. Dr. Dagmar Fischer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschreibt, spielt sich im menschlichen Körper ab, wenn ihm ein Arzneistoff in die Blutbahn verabreicht worden ist. „Normalerweise werden körperfremde Substanzen von der Immunabwehr sofort erkannt und ,unschädlich‘ gemacht“, weiß die Professorin für Pharmazeutische Technologie. „Auch wenn es sich um Wirkstoffe handelt, die eigentlich dazu dienen, eine Krankheit zu behandeln.“

Deshalb suchen Prof. Fischer und ihr Team nach Wegen, die Immunabwehr zu überlisten: Sie entwickeln Trägersysteme mit sogenanntem „Stealth“-Effekt, die für die körpereigenen Abwehrmechanismen praktisch „unsichtbar“ sind und so Wirkstoffe unerkannt durch die Blutbahn transportieren können.

Ihre aktuellen Forschungsergebnisse dazu werden Prof. Fischer und zahlreiche Nachwuchswissenschaftler der Jenaer Universität während der Jahrestagung der deutschen Sektion der „Controlled Release Society“ (CRS) am 15. und 16. März Fachkollegen aus ganz Deutschland präsentieren. Zu dieser Tagung werden über 100 Teilnehmer an der Jenaer Universität erwartet.

Die CRS ist eine internationale Fachorganisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Wissensaustausch auf dem Gebiet neuer Therapiesysteme zu fördern. Ihr gehören mehr als 1.600 aktive Mitglieder in über 50 Ländern an. Neben Wissenschaftlern aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind es vor allem Forscher aus der pharmazeutischen Industrie, die in der CRS organisiert sind und damit den unmittelbaren Kontakt zu möglichen Anwendungen schaffen. Die Deutsche Sektion der CRS unterstütze besonders den wissenschaftlichen Nachwuchs in diesem Forschungsgebiet, unterstreicht Prof. Fischer, die als Vize-Präsidentin der deutschen Sektion die diesjährige Jahrestagung organisiert.

Dabei kooperieren die in der CRS organisierten Pharmazeuten mit Forschern des Jenaer Verbundprojekts „NanoConSens“. In dem seit 2009 im Rahmen der Thüringer ProExzellenz-Initiative geförderten Vorhaben entwickeln Chemiker, Pharmazeuten, Biologen und Mediziner Nanocontainer als Transportvehikel für Wirkstoffe und als Nanosensoren. „Damit ergeben sich inhaltlich zahlreiche Schnittstellen mit dem Schwerpunkt der CRS“, erläutert Prof. Fischer, die selbst mit ihrem Team an „NanoConSens“ beteiligt ist. So richten während der bevorstehenden Tagung sowohl die CRS als auch „NanoConSens“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Schubert (Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie) jeweils einen Tag das wissenschaftliche Programm aus. „Wir haben einige renommierte Wissenschaftler zu Vorträgen eingeladen“, so Fischer. „Den Großteil des Vortragsprogramms bestreiten aber die Nachwuchswissenschaftler.“ Neben „Tarnkappen“ für intravenös verabreichte Medikamente wird es in den Vorträgen und Postern u. a. um bioaktive Implantate, Nanopartikel und „intelligente“ Materialien gehen.

Die gemeinsame Tagung der deutschen Sektion der „Controlled Release Society“ (CRS) und des ProExzellenz-Projektes „NanoConSens“ findet am 15. und 16. März in den Rosensälen der Friedrich-Schiller-Universität statt (Fürstengraben 27, 07743 Jena).

Kontakt:
Prof. Dr. Dagmar Fischer
Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Otto-Schott-Straße 41
07745 Jena
Tel.: 03641 / 949941
E-Mail: dagmar.fischer[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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