Wenn das tägliche Essen krank macht

Immer mehr Menschen verursacht unser Essen gesundheitliche Probleme: Auch Lebensmittel stehen immer mehr im Verdacht, Allergien auszulösen. Eine steigende Zahl von Patienten in Allergiesprechstunden, auch am Universitätsklinikum Jena (UKJ), ist die Folge. „Dabei handelt es sich allerdings nur in wenigen Fällen um echte Nahrungsmittelallergien“, wie Privatdozentin Dr. Margot Henzgen erklärt. „Viel häufiger lässt sich dieser Verdacht nicht belegen, weil andere, nicht allergische Unverträglichkeiten die Ursache für gesundheitliche Probleme sind.“ Diese Unterscheidung sowie die diagnostischen Methoden und Therapieverfahren auf diesem Gebiet beschäftigen die Teilnehmer des XXVI. Colloquium allergologicum, das am 8. Mai am Universitätsklinikum Jena stattfinden wird. Dazu erwarten die UKJ-Allergologen etwa 100 Allgemein-, Haut- und HNO-Ärzte sowie Pneumologen aus Thüringen und den benachbarten Bundesländern.

„Das Problem bei der Frage ‚Allergie oder nicht’ besteht darin, dass sich dies bei durch Nahrungsmittel verursachten körperlichen Beschwerden relativ schwer diagnostizieren lässt“, sagt die Expertin für Nahrungsmittelallergien. „Viele der verwendeten Methoden und Tests haben nur sehr wenig Aussagekraft und sind sehr kritisch zu sehen“, so Henzgen weiter.

Aussagekräftig sind Hauttests und Antikörpernachweise gegen Nahrungsmittelbestandteile im Blut, die zeigen, ob eine echte Allergie vorliegt. Der abschließende Nachweis kann dann durch die Nahrungsmittelgabe unter speziellen klinischen Bedingungen erfolgen, was bei einem Teil der Patienten notwendig ist. „Bei etwa 6 Prozent der Bevölkerung muss tatsächlich mit allergischen Reaktionen auf Nahrungsmittel gerechnet werden“, sagt Dr. Margot Henzgen. Diese Patienten bräuchten dann allerdings eine gezielte und abgestimmte Behandlung, denn „Nahrungsmittelallergien sind keine Bagatelle. Sie können sehr ernst sein und lebensbedrohlich werden“, so die Ärztin. Das Immunsystem reagiert dann in einer Fehlsteuerung auf eigentlich harmlose Stoffe wie auf Gifte. Am häufigsten ist das bei Kindern der Fall, hier sind Nahrungsmittelallergien die häufigste Ursache für einen sogenannten allergischen Schock. Aber auch in späteren Jahren können Allergien noch jederzeit neu auftreten. „Die genauen Mechanismen und Auslöser dieser Prozesse kennen wir nach wie vor nicht im Detail“, sagt Oberärztin Dr. Margot Henzgen. „Fest steht aber, dass Allergien leider selten so ernst genommen werden, wie es notwendig wäre.“

8. Mai 2010, Beginn: 8.00 Uhr
XXVI. Jenaer Colloquium allergologicum
„Nahrungsmittelallergie – differentialdiagnostische Herausforderung, Probleme und Perspektive“

Maxx Hotel Jena, Stauffenbergstr. 56

Ansprechpartnerin:
Oberärztin PD Dr. Margot Henzgen
Abteilung für Pneumologie/Immunologie und Allergologie, Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 32 41 38
E-Mail: Margot.Henzgen[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinikum-jena.de

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