Strahlentherapie individuell: 21. Jahrestagung der Radioonkologen beginnt in Hamburg

Die Strahlentherapie, auch Radioonkologie genannt, hat sich in den letzten 20 Jahren rasant weiterentwickelt. Das hat mit strahlenbiologischen Erkenntnissen, genauer Bildgebung und präzisen Strahlungstechniken zu tun. Sie ist heute in multimodale Behandlungskonzepte eingebunden und eine der drei Säulen der Krebstherapie.

Tagungspräsident Professor Dr. med. Florian Würschmidt erklärt: „Durch bessere Charakterisierung der Tumoren und zunehmendes Wissen über deren unterschiedliches Verhalten können wir die Therapien für viele unserer Patienten individueller gestalten.“ Dies bedeute einerseits weniger aggressive Verfahren für Tumoren mit niedrigem Risikopotenzial für einen Rückfall, erklärt der Strahlentherapeut der Radiologischen Allianz Hamburg.

So zum Beispiel mit der nur einmalig während einer Operation stattfindende Bestrahlung bei bestimmten Typen des Mammakarzinoms. Auch die verkürzte Brustkrebsbestrahlung mit einer sogenannte Hypofraktionierung gehöre dazu, bei der die Behandlungsdauer, die sich früher auf bis zu sechs Wochen erstreckte, auf drei bis vier Wochen verkürzt werden kann.

Ein anderes Beispiel seien aggressiv wachsende Mammakarzinome, die intensiver therapiert werden müssen. Professor Würschmidt: „Wir stellen auf dem Kongress Daten einer Studiengruppe vor, die darauf hindeuten, dass bei Tumoren mit höherem Risiko auch nach präoperativer Chemotherapie und anschließender kompletter Entfernung der Brustdrüse (Mastektomie) bzw. brusterhaltender Operation die zusätzliche Radiotherapie signifikant die Überlebenswahrscheinlichkeit verbessert.“

Wenn Krebstumoren streuen, also Fernmetastasen bilden, kam Strahlentherapie in der Vergangenheit nur zum Einsatz, um Schmerzen oder andere Symptome zu lindern. Professor Dr. med. Cordula Petersen, Tagungspräsidentin der DEGRO und Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, erklärt:

„Punktgenaue Bestrahlungstechniken ermöglichen es heute, Metastasen auch dort zu beseitigen, wo eine chirurgische Operation zu riskant wäre.“ Moderne Bestrahlungsgeräte richten die Strahlen von mehreren Seiten auf ihr Ziel und zerstören wie ein Brennglas den Tumor, während das umgebende Gewebe geschont wird. Das Verfahren heißt stereotaktische Strahlentherapie (Stereotaxie) und wurde ursprünglich bei Hirnmetastasen eingesetzt. Möglich wird dieses Vorgehen durch verbesserte bildgebende Verfahren und eine Therapieüberwachung in Echtzeit. Professor Petersen:

„Die Tumoren können mit teils sehr hohen Einzeldosen mit wenigen Behandlungsfraktionen erfolgreich therapiert werden.“ Was früher vor allem für Hirnmetastasen galt, funktioniert nun auch bei Metastasen am Körperstamm, etwa in der Lunge, der Leber und bei Gallengangtumoren, die auf diese Weise unblutig entfernt werden können. Die Ergebnisse sind mittlerweile genauso gut sind wie mit einer Operation. Professor Würschmidt ergänzt: „Die Stereotaxie kann hierbei an einem Behandlungstag eingesetzt werden. Wir sprechen dabei auch von ‚Radiochirurgie‘. Wird sie auf mehrere Behandlungstage verteilt, handelt es sich um eine fraktionierte stereotaktische Strahlentherapie.“

Diese und weitere thematische Höhepunkte des Kongresses stellen die Referenten auf der DEGRO-Pressekonferenz am 25. Juni in Hamburg vor.

Literatur:
Professor Dr. med. Cordula Petersen und Professor Dr. med. Florian Würschmidt: Redemanuskript der DEGRO-Pressekonferenz vom 25. Juni 2015

Pressekonferenz anlässlich der 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
Termin: Donnerstag, 25. Juni, 11:00 bis 12:00 Uhr
Ort: CCH – Congress Center Hamburg, Büro 36/37
Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Streitgespräch
S01 – Kontroversen zur Therapie von Hirnmetastasen
Vorsitz: A.-L. Grosu (Freiburg), R. Engenhart-Cabillic (Marburg)
Termin: Donnerstag, 25. Juni 2015, 15:00 bis 16:30 Uhr
Ort: CCH – Congress Center Hamburg, Saal A
Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Streitgespräch
S02 – Kontroversen in der Therapie des Mammakarzinoms: Therapie bei axillären Lymphknotenmetastasen, Hypofraktionierung
Vorsitz: W. Budach (Düsseldorf), M.-L. Sautter-Bihl (Karlsruhe
Termin: Freitag, 26. Juni 2015, 10:45 bis 12:15 Uhr
Ort: CCH – Congress Center Hamburg, Saal 2
Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Symposium
SY10 – Neoadjuvante & adjuvante Therapie des Rektum-Ca
Vorsitz: C. Rödel (Frankfurt am Main), D. Arnold (Freiburg i. Breisgau)
Termin: Freitag, 26. Juni 2015, 14:30 bis 16:00 Uhr
Ort: CCH – Congress Center Hamburg, Saal 2
Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Weitere Informationen und das wissenschaftliche Programm finden Sie im Internet unter http://www.degro.org/degro2015.

Zur Strahlentherapie:
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.

Ihr Kontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.
Kongress-Pressestelle
Dagmar Arnold/Stefanie Schweigert
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 8931-380/-649
arnold@medizinkommunikation.org
schweigert@medizinkommunikation.org
http://www.degro.org/degro2015

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