Stahlindustrie optimistisch, aber von der Politik enttäuscht

Rund 56 Prozent der rund 250 Teilnehmer der diesjährigen 15. Handelsblatt Jahrestagung „Stahlmarkt 2011“ sehen 2011 optimistisch entgegen und erwarten eine Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone. Mit einer deutschen Rohstahlproduktion von über 45 Millionen Tonnen rechneten rund 40 Prozent der im Rahmen einer TED-Umfrage befragten Industrievertreter.

Eindeutig fiel die Beurteilung der Befragten hinsichtlich der Preismacht der Rohstoffproduzenten aus. 62,76 Prozent erwarten, insbesondere bei Erz und Kohle, eine weitere Zunahme der Vormachtstellung der Rohstofflieferanten und rund 25 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Dominanz aus. Die Rohstoffversorgung wird nach Einschätzung von über 40 Prozent der Befragten die Entwicklung in der Stahlproduktion weiterhin am nachhaltigsten beeinflussen. Für jeweils etwa 20 Prozent werden die Nachfrageentwicklung und die politischen Rahmenbedingungen die Zukunft der Stahlindustrie am stärksten beeinflussen.

Enttäuschung über Klimaschutzpolitik
Enttäuscht zeigten sich die Industrievertreter von der aktuellen Klimaschutz- und Rohstoffpolitik der Bundesregierung. Rund 86 Prozent bewerteten die Klimaschutzpolitik als enttäuschend oder unbefriedigend. Mit der Rohstoffpolitik zeigten sich ebenfalls weit über 80 Prozent der Befragten unzufrieden oder enttäuscht.

Rohstoffpreise bestimmen internationale Stahlpreise
Der Rohstoffpreis für Eisenerz wird nach Einschätzung von über der Hälfte ausschlaggebend für die internationalen Stahlpreise sein. Nur 14,16 Prozent sehen den Stahlpreis in Abhängigkeit des Kohlepreises. Mit insgesamt 7,96 Prozent spielen Gas- und Strompreise, laut der TED-Umfrage, eine nebensächliche Rolle für die Preisentwicklung. Auch CO2-Zertifikate gehören mit 9,73 Prozent zu den untergeordneten Preisfaktoren. Die Preise des Sekundärrohstoffs Eisen- und Stahlschrott werden laut 54,31 Prozent der Befragten ebenfalls steigen. Eine eindeutige Mehrheit von knapp 70 Prozent sieht in der Ressourcenverfügbarkeit ein Wachstumsrisiko für die deutsche Stahlindustrie.

Volatilität gefährdet Wettbewerbsfähigkeit
War für über die Hälfte (50,7 Prozent) der Teilnehmer 2010 die Volatilität der Stahlpreise die größte Herausforderung für den Stahlhandel, so ergaben die Umfragewerte auf der diesjährigen Handelsblatt Jahrestagung, dass die Teilnehmer die Volatilität nicht mehr nur als Herausforderung ansehen, sondern als Gefahrenpotenzial. 68,91 Prozent sehen die Wettbewerbsfähigkeit des Werkstoffs Stahls, durch die zunehmende Volatilität, gefährdet. Fast die Hälfte erwartet darum auch eine wachsende Bedeutung von Warenterminbörsen wie der London Metal Exchange (LME) als Instrument für ein funktionierendes Risikomanagement, während die knappe Mehrheit in naher Zukunft nicht von einer bedeutenden Rolle von Warenterminbörsen im Stahlmarkt ausgeht.

Stahl- und Automobilindustrie
Die Automobilindustrie ist nach wie vor einer der wichtigsten Kunden der Stahlindustrie. Mit Blick auf die Kundenseite sind die Einschätzungen der Befragten unterschiedlich. 33,33 Prozent misst dem Stahlpreis eine große Bedeutung für die Automobilindustrie bei. Weitere 31,33 Prozent stuft die Bedeutung der Stahlpreise für die Autoindustrie nur als mittelmäßig ein. Als sehr groß bewerteten 21,33 Prozent die Auswirkungen des Stahlpreises auf die Wertschöpfungskette der Automobilindustrie.

Die Beteiligung an der bereits zum zweiten Mal durchgeführten TED-Umfrage im Rahmen der Handelsblatt Jahrestagung „Stahlmarkt 2011“ war wieder sehr groß. Die Teilnehmer sind vorwiegend in der Vorstands- oder Geschäftsleitungsebene tätig und kommen aus den Branchen Stahl, Elektrotechnik, Maschinenbau und Automobil.

2012 findet die Handelsblatt Jahrestagung „Stahlmarkt 2012“ am 6. und 7. März 2012 in Düsseldorf statt.

Weitere Informationen im Internet: www.handelsblatt-stahlmarkt.de

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