Schwimmendes Seelabor im Stechlinsee eingeweiht

«Der Klimawandel stellt die Gesellschaft vor eine der größten Herausforderungen des kommenden Jahrhunderts», sagte IGB-Direktor Prof. Klement Tockner anlässlich der Einweihung. Auch Binnengewässer werden davon betroffen sein.

Mit dem Seelabor wollen die Forscher deshalb in die Zukunft der Seen schauen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschätzen. Dazu stellen sie experimentell Umweltbedingungen her, wie sie in den kommenden Jahrzehnten erwartet werden – etwa eine höhere Temperatur des Tiefenwassers. Die insgesamt 24 Versuchszylinder sind quasi große Freiland-Reagenzgläser – sie schließen Seebecken von jeweils neun Metern Durchmesser und zwanzig Metern Tiefe ein.

Projektleiter Prof. Mark Gessner erläutert, welche Vorteile das hat: «Anders als bei Laborexperimenten, die die Verhältnisse im Gewässer grob vereinfacht abbilden, finden die Versuche im Seelabor in der natürlichen Umwelt statt und berücksichtigen die Komplexität des Ökosystems.» Für den See ist die Anlage unbedenklich – nur ein winziger Teil des Seewassers, knapp 0,05 Prozent, wird von den Zylindern eingeschlossen, und es werden keine fremden Stoffe oder Organismen eingebracht.

Dank der großzügigen Finanzierung vor allem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vieler engagierter Partner konnte die schwimmende Forschungsplattform in Rekordzeit errichtet werden. Reinhold Ollig, der Leiter des BMBF-Referats Ressourcen und Nachhaltigkeit, begründete das Engagement seines Hauses: «Wir sind besonders an einer praxisnahen Nachhaltigkeitsforschung interessiert. Mit dem Seelabor bietet sich jetzt diese Möglichkeit zur Forschung an der Realität.»

Zur Einweihung kamen 150 Gäste aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung zum Stechlinsee, darunter auch der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Karl Ulrich Mayer. Forschung zum Klimawandel und zur biologischen Vielfalt habe in der Leibniz-Gemeinschaft einen herausragenden Stellenwert, so Mayer. «Dies unterstreicht das Seelabor mit seinem weltweit einzigartigen innovativen Forschungsansatz», sagte er. Als wissenschaftliche Infrastruktur könne das Seelabor auch von Wissenschaftlern aus aller Welt für die Umsetzung von Projektideen genutzt werden.

Für die Vertreterin der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Dr. Jutta Koch-Unterseher, ist das IGB-Seelabor «nicht ein Labor unter vielen, sondern ein innovatives Projekt, das wissenschaftliche Strahlkraft entfalten wird.» Es stelle eine große Bereicherung für das IGB und die nationale und internationale Wissenslandschaft dar.

Die Idee des Seelabors überzeugte auch die Juroren des Wettbewerbs «365 Orte im Land der Ideen», der gemeinsam von der Deutschen Bank und der Standortinitiative «Deutschland – Land der Ideen» durchgeführt wird. Die Jury kürte das Seelabor aus über 2000 Vorschlägen zu einem von 365 «Ausgewählten Orten». Antje Uhlig von der Deutschen Bank überreichte die offizielle Auszeichnung anlässlich der Einweihung. In ihrer Laudatio hieß es: «Dank der umfassenden Versuche im Stechlinsee kann den Auswirkungen des Klimawandels frühzeitig entgegengesteuert werden. Damit steht das Seelabor für innovative Forschung aus Deutschland und unsere ökologische Zukunft.»

Fotos unter:
http://www.fv-berlin.de/news/schwimmendes-seelabor-im-stechlinsee-eingeweiht
Ansprechpartnerin:
Dr. Martina Bauchrowitz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Seelabor
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei – IGB
Tel: 033082 6990 oder 0151 4038 0962
martina.bauchrowitz@igb-berlin.de

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Christine Vollgraf Forschungsverbund Berlin e.V.

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