Regenerierte Knochen und Demenztest per Telefon: FoRUM-Tagung der Bochumer Medizin

Wie kann man Demenz im Telefongespräch erkennen? Was brauchen körpereigene Stammzellen zum Überleben, um bei Knochenbrüchen besser helfen zu können? Diese und weitere Forschungsergebnisse und -projekte präsentieren die Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität bei ihrer 13. FoRUM-Tagung am 23. November 2011 (ab 14 Uhr im Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum).

Aus dem Programm der Forschungsförderung an der Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät (FoRUM) sind dieses Jahr rund 3,3 Millionen Euro in die Anschubfinanzierung viel versprechender Projekte, in Verbundprojekte, Rückkehrstellen und Fakultätspreise geflossen. Ziel des Programms ist die Stärkung der Forschungsqualität und Drittmitteleinwerbung der Fakultät. Bei der Tagung werden darüber hinaus die Förderpreise der Sophia & Fritz Heinemann-Stiftung sowie der Lieselotte & Rolf Bayer-Stiftung verliehen.

Demenztestung per Telefon

RUB-Altersmediziner um Dr. Ulrich Thiem präsentieren ihre Studie zu einem standardisierten Telefon-Interview, mit dem man bei Menschen über 70 prüfen kann, ob sie an Demenz erkrankt sind. Hintergrund ist, dass für Studien zur Häufigkeit der Demenz meist keine ausführliche Demenz-Diagnostik durchgeführt werden kann, so dass man auf Selbstangaben der Teilnehmer in Telefon-Interviews angewiesen ist. Noch gibt es für Deutschland keine zuverlässigen Instrumente dafür. Die Forscher prüfen daher das international gebräuchliche „Telephone Interview for Cognitive Status – Modified“ in einer deutschen Fassung mit dem Standardtest für Kognition „Mini-Mental State Examination“ bei hausärztlich versorgten Patienten über 70 Jahren. Die Studie ist in ein bereits laufendes Projekt aus dem vom BMBF geförderten Forschungsverbund „priscus“ integriert.

Knochenbrüche mit Stammzellen heilen

Chirurgen des Bergmannsheil um Dr. Jan Gessmann forschen nach Wegen, schlecht heilende Knochenbrüche besser mit körpereigenen Stammzellen zu behandeln, die dem Patienten aus dem Knochenmark entnommen und außerhalb des Körpers vermehrt werden, bevor man sie wieder einsetzt. Die Überlebensfähigkeit der so transplantierten Zellen in der verwendeten Trägermatrix, die aus ebenfalls körpereigenem Blutplasma gewonnen wird, ist jedoch noch nicht optimal. Die Forscher wollen das Überleben der Zellen nun verbessern, indem sie zum Beispiel die Festigkeit des Trägermaterials durch Veränderung der Calcium-Konzentration abändern. In in-vitro-Tests wollen wie verschiedene Plasmamatrices mit Stammzellen beladen, kultivieren und anschließend untersuchen. Mittels Färbung prüfen sie die Überlebensfähigkeit der Zellen über 21 Tagen. Ziel ist die Ermittlung einer Plasmamatrix, die sich gut handhaben lässt und gleichzeitig optimale Überlebenschancen für Stammzellen hat.

Molekulare Grundlagen von Krebserkrankungen

Die molekularen Vorgänge bei der Entstehung von Krebs untersuchen die Mediziner des Teams von Dr. Birgitta Schlüter (Marienhospital Herne). Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht c-Myc, ein Protein, das für die Vermehrung und das Wachstum, die Differenzierung und den Tod von Zellen von Bedeutung ist. In Tumorzellen kommt c-Myc oft gehäuft vor. Ein möglicher Grund dafür ist, dass bestimmte Abschnitte der genetischen Information vervielfältigt werden (Amplifikation). Es gibt verschiedene c-Myc-Hemmer. Dr. Schlüter und ihr Team untersuchen, ob die durch einen bestimmten Hemmer hervorgerufenen Veränderungen in den Zellen sich in c-Myc-amplifizierten und nicht-amplifizierten Zellen unterscheiden. Für ihre Untersuchungen nutzen sie Zellkulturen aus Eierstocktumoren, da bei Eierstockkrebs besonders viele Proben c-Myc-Amplifikationen zeigen.

Diagnose des Komplexen Regionalen Schmerzsyndroms

Das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (CRPS; früher Morbus Sudeck) entsteht aus harmlosen Verletzungen der Arme oder Füße und verläuft oft äußerst ungünstig. Viele Betroffene müssen vorzeitig berentet werden. Die Patienten leiden unter Schwellungen, Schmerzen und Körperwahrnehmungsstörungen. Die Diagnose ist oft sehr schwierig und nicht selten zu spät gestellt. Die Schmerzspezialisten des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil prüften jetzt bei Patienten, ob sich diese schwierigen Krankheitsprozesse auch durch Veränderungen an der Gefäßwand erklären lassen. Bisher war man rein auf die Beschwerdeschilderung angewiesen. Jetzt konnten die Spezialisten erstmals zeigen, dass es tatsächlich bei der Erkrankung vermutlich durch schwere entzündliche Reaktionen zu sichtbaren Veränderungen des Verhältnisses zwischen der Gefäßinnenwand (Intima) zur übrigen Gefäßwand kommt. Diese Verdickung der Gefäße in den kleinen Arterien der Hand wurde noch niemals nachgewiesen und stellt daher einen wichtigen Schritt sowohl zur Diagnostik als auch zum Verständnis dieser schwierigen Krankheit dar.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Ralf Gold, Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der RUB, Neurologische Klinik der Ruhr-Universität im St. Josef-Hospital, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum, Tel.: 0234/509-2410, ralf.gold@rub.de

Dipl.-Biol. Irmgard Borg, FoRUM-Referat der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25585, forum@rub.de

Redaktion: Meike Drießen

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Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

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