Neue Studie zu chronischer Herzschwäche: Eisen-Präparate verbessern Leistungsfähigkeit und Lebensqualität

Die Korrektur eines Eisenmangels mit Infusionen eines Eisenpräparats führt bei Patienten mit Herzschwäche 1) bereits nach der vierten Woche der Eisenbehandlung zu einer hochsignifikanten Verbesserung der Leistungsfähigkeit, der Symptome und der Lebensqualität – und zwar unabhängig vom gleichzeitigen Vorliegen einer Anämie („Blutarmut“). Das berichtet Prof. Dr. Piotr Ponikowski (Department für Herzkrankheiten, Medizinische Universität Wroclaw, PL) bei einem Pressegespräch anlässlich der 76. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK). Von Donnerstag bis Samstag werden in Mannheim rund 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet.

50 Prozent der Patienten, die Eisen erhalten hatten, wiesen in der 24. Studienwoche eine „große“ oder „moderate Verbesserung“ ihrer Lebensqualität auf, in der Plazebogruppe waren es nur 28 Prozent. Im Hinblick auf die NYHA-Klassifikation wurden 47 Prozent der mit Eisen behandelten Patienten in der 24. Woche in die NYHA-Klasse I oder II (keine oder nur leichte Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit) eingestuft, gegenüber nur 30 Prozent in der Plazebo-Gruppe.

Nach 24 Wochen verbesserten sich Patienten, denen Eisen verabreicht worden war, im Sechs-Minuten-Gehtest um 39 Meter im Vergleich zur Ausgangssituation („Baseline“), in der Plazebogruppe waren es nur neun Meter. Die Differenz zwischen den beiden Gruppen betrug in der 24. Studienwoche bereits insgesamt 35 Meter. Die Sterblichkeitsrate und die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen waren in beiden Testgruppen ähnlich. Prof. Ponikowski: „Seit vielen Jahren ist dies die erste Studie mit einem Medikament, die eine so deutliche Verbesserung der Symptome in so kurzer Zeit bei CHI-Patienten gezeigt hat.“

Die 459 Patienten waren in der Studie (Anker S et al., FAIR-HF-Studie, N Engl J Med 2009;361: 2436-2448) in zwei Gruppen aufgeteilt worden, die entweder intravenös ein Eisenpräparat (200 mg Eisencarboxymaltose) oder ein Plazebo (Kochsalzlösung) erhielten. Die Therapie erfolgte wöchentlich bis zur Auffüllung der Eisenspeicher und danach bis zur 24. Woche monatlich. Die primären Endpunkte waren die Beurteilung der Lebensqualität der Patienten anhand des „Self-Reported Patient Global Assessment“ (PGA) und die Beurteilung der Symptome anhand einer Änderung der NYHA-Klasse nach 24 Wochen.

Umdenken gefordert – Bedeutung von Eisenmangel lange unterschätzt

Etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland haben eine chronische Herzinsuffizienz (CHI) und jährlich werden ca. 160.000 Neuerkrankungen dokumentiert. Die Bedeutung von Eisenmangel und Anämie bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wurde lange unterschätzt, so Prof. Ponikowski. Aktuelle Studiendaten führen nun zu einem Umdenken: Eisenmangel kann nicht nur zu einer Anämie, sondern auch zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit und zu neurologischen Komplikationen führen. Vor allem bei chronisch Kranken stellen solche „Eisenmangel-assoziierten Komorbiditäten“ ein interdisziplinäres Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko dar und können sich erheblich auf die Lebensqualität auswirken.

„Weitere Subanalysen der Studiendaten sind derzeit in Vorbereitung“, so Prof.
Ponikowski. „Interessante Trends zeichnen sich im Bereich der Lebensqualität und der Nierenfunkton ab. Dazu werden noch im Laufe des Jahres umfangreiche Daten an wissenschaftlichen Kongressen vorgestellt.“

1) Klassifikation der New York Heart Association – NYHA: systolische chronischer Herzinsuffizienz, NYHA-Klasse II und III, also zumindest höhergradige Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher
Christiane Limberg, Pressestelle
Tel.: 0211 / 600 692 – 61; E-Mail: limberg@dgk.org
Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung
Pressezentrum am Kongress: 0049-(0)621-41065005; mobil 0043-676-6356775
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute mehr als 7000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

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Christiane Limberg idw

Weitere Informationen:

http://www.dgk.org

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