Jena als Zentrum der Mikrobiologie

Gerald Lackner vom HKI betrachtet Petrischalen mit Streptomyceten. Diese antibiotikabildenden Bakterien werden auf der VAAM-Tagung vom 13. bis 16. März 2016 in Jena zu den Mikroben des Jahres gekürt. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Weltweit grassierende Infektionskrankheiten, der Beitrag der Mikroorganismen zum Klimawandel und neue biotechnologische Produktionsverfahren – die wissenschaftlichen und medizinischen Herausforderungen für Mikrobiologen sind auch im 21. Jahrhundert vielfältig und anspruchsvoller denn je.

Auf der Jahrestagung der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) treffen sich vom 13. bis zum 16. März 2016 Wissenschaftler aus aller Welt in Jena, um diese und viele weitere Themen zu diskutieren.

Mikroorganismen sind von jeher Mitbewohner und Lebensgefährten des Menschen und aller Lebensbereiche, die unser Dasein auf unterschiedlichste Weise beeinflussen. So vielfältig diese Auswirkungen sind, so vielfältig sind auch die Herangehensweisen der Wissenschaftler, die das Zusammenleben von Mensch, Mikrobe und Umwelt erforschen. Diese Vielfalt an Themen macht die Jahrestagung der VAAM zu einer wichtigen Plattform für den wissenschaftlichen Informationsaustausch für Mikrobiologen aus Deutschland und dem Ausland.

In diesem Jahr wird die Konferenz durch den Vortrag des Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Jörg Hacker, eröffnet. Hacker, selbst Mikrobiologe, wird dabei die zunehmende globale Gefährdung durch Infektionskrankheiten thematisieren.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind diese für 12 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Für die Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheiten im Zeitalter der Globalisierung sei laut Hacker jedoch nicht nur die Wissenschaft zu Rate zu ziehen, sondern auch Politik und Wirtschaft.

Die mikrobiologische Vielfalt mit all ihren Auswirkungen – von der Krankheit bis hin zur Quelle für lebensrettende Wirkstoffe – sind auch für Jörg Overmann, vom Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, von Interesse.

Er wird die Veränderungen ansprechen, die das Nagoya-Protokoll für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft mit sich bringt. Das Abkommen war 2014 beschlossen worden, um den Zugang und die Nutzung genetischer Ressourcen zu regeln: Werden biologische Proben in einem Land entnommen, muss dieses entsprechend beteiligt werden.

Besondere Ehre erfährt in diesem Jahr der Mikrobiologe Michael Hecker von der Universität Greifswald. Er wurde als Vortragender der Hans-Günter-Schlegel-Lecture eingeladen. Sie erinnert an den Nestor der mikrobiologischen Forschung in Deutschland, den Göttinger Professor Hans Günter Schlegel, der das erste umfassende mikrobiologische Lehrbuch in deutscher Sprache herausgab.

Es gilt bis heute als Standardwerk. In seiner Ehrenvorlesung wird Michael Hecker sich mit den neuen Möglichkeiten der Analyse des Proteoms, also der Gesamtheit der Eiweiße im Körper, befassen: Was kann das Proteom über die Auslösung von Krankheiten aussagen?

Mit ihrer breiten Palette von über 200 Vorträgen, 630 Postern und 10 Plenarvorträgen international renommierter Wissenschaftler behandelt die Konferenz nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens von den Geo- und Umweltwissenschaften, über die Biotechnologie und Materialwissenschaft, bis hin zur Infektionsforschung.

Hinzu kommen drei Veranstaltungen zu Karriereperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs, zwei davon ausgerichtet von der Jenaer Exzellenz-Graduiertenschule JSMC (Jena School for Microbial Communication) sowie eine Podiumsdiskussion des Forschungsverbundes InfectControl 2020 zum Thema Resistenzen und Antibiotikamangel. Begleitet wird die Konferenz von einer großen Industrieausstellung für den Labor- und Forschungsbedarf.

Die Jahrestagung der VAAM beginnt am Sonntag, den 13. März 2016 um 15 Uhr im Hörsaal 1 des Campusgebäudes der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Carl-Zeiß-Straße 3). Der Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee, der Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Gastgeber der Tagung, Walter Rosenthal, sowie der Tagungspräsident Axel Brakhage werden zur Konferenz begrüßen.

Informationen zur Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) ist eine klar konturierte, in zehn Fakultäten gegliederte, klassische Universität. Im aktuellen Wintersemester 2015/16 sind über 18.000 Studierende immatrikuliert, darunter mehr als 2.200 internationale Studierende. Mit über 8.000 Beschäftigten, inkl. Beschäftigten an Thüringens einzigem Universitätsklinikum, ist die Universität Jena der größte Arbeitgeber in Thüringen. Gegründet 1558 gehört sie zu den ältesten Universitäten in Deutschland.

Die FSU versteht sich als europäische Forschungsuniversität, in der Inter- und Transdisziplinarität hohe Priorität genießen. Gelegen in einer sich dynamisch entwickelnden, innovationsintensiven und wirtschaftlich erfolgreichen High-Tech-Region, pflegt die Universität Kooperationen mit einer Vielzahl außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, der regionalen Wirtschaft sowie Kulturinstitutionen.
Ihre Forschungsschwerpunkte hat die FSU unter das Motto „Light – Life – Liberty“ gestellt. Diese drei Profillinien sind die Kristallisationskerne des interdisziplinären Forschungsprofils der Universität. Ein Schwerpunkt innerhalb der Profillinie „Life“ ist die Mikrobiologie, mit den thematischen Schwerpunkten Mikrobielle Kommunikation, Infektionsforschung und Forschung zu den Grundlagen und der Therapie von Sepsis.

Informationen zum HKI

Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.

Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zurzeit arbeiten etwa 400 Personen am HKI, davon 130 als Doktoranden.
Das HKI ist gemeinsam mit der FSU Initiator und Kernpartner großer Verbundvorhaben wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, der Sonderforschungsbereiche FungiNet (Transregio) und ChemBioSys, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020, einem Konsortium im BMBF-Programm Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation. Seit 2014 ist das HKI Nationales Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen.

Informationen zur Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.

Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro.

Ansprechpartner:
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V.
– Hans-Knöll-Institut –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena
+49 3641 5321011
+49 176 54909562
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