Internationale Fusionskonferenz in Jülich

Bereits zum vierten Mal diskutieren in dieser Woche mehr als 60 Wissenschaftler aus aller Welt auf der internationalen Konferenz SFP 2009 in Jülich neuartige Techniken für Fusionskraftwerke.

Die Kernfusion soll, so die Erwartung, ab Mitte des Jahrhunderts einen Beitrag zum Energiemix leisten. In Jülich beraten die Experten neue Ansätze, wie die durch die Kernverschmelzung freigesetzte Energie des heißen Plasmas aus der Brennkammer ausgekoppelt werden kann.

Im Mittelpunkt der Tagung unter dem Vorsitz von Dr. Bernhard Unterberg vom Jülicher Institut für Energieforschung stehen Entwicklungen rund um die „Stochastischen Fusionsplasmen“ – kurz SFP. Das Forschungszentrum Jülich als Gastgeber der Konferenz SFP 2009 verfügt über international anerkannte Kompetenz auf dem Feld der Materialentwicklung für die Innenwand von Kernfusionskammern. Damit thematisch eng verknüpft werden in Jülich Methoden und Werkzeuge entwickelt, um die Plasmarandschicht zu kontrollieren. Über sie wird die gewaltige Energie der Fusionsmaterie schließlich ausgekoppelt.

Um Energie liefern zu können, muss das extrem heiße Fusionsplasma gegenüber seiner Umgebung wärmeisoliert werden – und diese Isolation hat es in sich: Die unerwünschten Wärmeverluste eines Fusionsreaktors werden nämlich durch Turbulenz und chaotisches Verhalten des Plasmas gewaltig in die Höhe getrieben. Speziell geformte Magnetfelder, die ihrerseits ebenfalls chaotische Eigenschaften aufweisen, können das Verhalten des Plasmas aber positiv beeinflussen und unerwünschte Wärmeverluste teilweise sogar verhindern: Der am Jülicher Tokamak TEXTOR seit 2003 betriebene „Dynamische Ergodische Divertor“ (DED) ist ein Pionierexperiment, das genau solche Magnetfelder bereitstellt.

Jülicher Wissenschaftler konnten nicht nur an TEXTOR, sondern auch am weltweit führenden europäischen Fusionsexperiment JET bei Oxford in Großbritannien und am kalifornischen Tokamak DIII-D in San Diego zeigen, dass DED-ähnliche chaotische Magnetfelder nicht nur die Wärmeisolation verbessern, sondern auch Instabilitäten am Rand des Fusionsplasmas im Keim ersticken können. Letzteres ist von enormer Wichtigkeit für das sich im südfranzösischen Cadarache im Bau befindliche internationale Kernfusionsexperiment ITER. Hier könnten – wegen der für ITER geplanten Leistungsfreisetzung von mindestens 500 Millionen Watt – Unregelmäßigkeiten und Instabilitäten des Plasmas nämlich zu Schäden an Wandkomponenten führen. Die Ergebnisse der Jülicher Arbeiten am und um den DED können dies verhindern.

Weitere Informationen über die Tagung (in englischer Sprache):
http://www.fz-juelich.de/sfp
Kontakt:
Dr. Ralph P. Schorn, Tel. 02461-61-5306, E-Mail: r.p.schorn@fz-juelich.de
Pressekontakt:
Kosta Schinarakis, Tel. 02461-61-4771, E-Mail: k.schinarakis@fz-juelich.de
Das Forschungszentrum Jülich…
… betreibt interdisziplinäre Spitzenforschung zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnologie. Kombiniert mit den beiden Schlüsselkompetenzen Physik und Supercomputing werden in Jülich sowohl langfristige, grundlagenorientierte und fächerübergreifende Beiträge zu Naturwissenschaften und Technik erarbeitet als auch konkrete technologische Anwendungen. Mit rund 4 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, zu den größten Forschungszentren Europas.

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Kosta Schinarakis Forschungszentrum Jülich GmbH

Weitere Informationen:

http://www.fz-juelich.de

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