Hobbyfischen wissenschaftlich betrachtet – 6. Weltkonferenz zur Angelfischerei in Berlin

Das Angeln wird gern als verschrobenes Nischenhobby für Eigenbrötler belächelt. Dabei ist der Fischfang als Hobby ein Massenphänomen. Etwa jeder zehnte EU-Bürger geht in der Freizeit angeln. In Deutschland hängen 52.000 Arbeitsplätze von den fast 3 Millionen Anglern ab. Wirtschaftlich gesehen sind Angler in Industrienationen – noch vor den Berufsfischern – die wichtigsten Nutzer von natürlichen Fischpopulationen in Seen und Flüssen.

Zudem ist das Hobby für viele Anreiz, sich aktiv in der Hege und Pflege der Gewässer und im Fischschutz zu engagieren. Diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe übernehmen hiesige Anglervereine und -verbände meist ehrenamtlich und mit großem Sachverstand. Der Einsatz ist auch dringend nötig. Süßwasserfische gehören zu den am stärksten bedrohten Wirbeltieren weltweit. Kanalisierung und Verbau der Flüsse sowie hohe Sediment- und Nährstofffrachten aus der Landwirtschaft sind einige der wesentlichen fischereifremden Faktoren, die die heimische Fischfauna belasten und zu Fischrückgängen und Artenverlust beitragen. Einige anglerische Praktiken können sich allerdings ebenfalls negativ auf die Fischbestände auswirken. Die daraus resultierenden Konflikte zwischen verschiedenen Anglergruppen sind gut dokumentiert. Hinzu kommen Unstimmigkeiten mit Tierschützern, die die Angelfischerei meist aus ideologischen Erwägungen heraus einschränken wollen.

Um die positiven Aspekte wie auch die möglichen Kehrseiten der Angelfischerei sachlich und umfassend zu beleuchten und zur Konfliktlösung beizutragen, sind fundierte wissenschaftliche Studien nötig. Bislang wurde die Analyse der Hobbyfischerei in den europäischen und hiesigen Fischereiwissenschaften allerdings stiefmütterlich behandelt. Erst seit 1996 finden unter wechselnder Schirmherrschaft internationale Fachtagungen statt. Diese wissenschaftlichen Konferenzen richten sich an eine neue Generation von Fischereiforschern, die sich aus einer meist fachübergreifenden Perspektive angelfischereilichen Forschungsfragen widmen.

In diesem Jahr erwarten die Berliner Veranstalter 293 Teilnehmer aus 33 Ländern und sechs Kontinenten zur 6. Weltkonferenz zur Angelfischerei. Insgesamt werden vom 1. bis 4. August in der Humboldt-Universität zu Berlin 130 wissenschaftliche Vorträge sowie knapp 60 Poster zu allen Facetten der Angelfischerei präsentiert, darunter Beiträge von mehrfach ausgezeichneten Fischereiprofessoren aus dem In- und Ausland. Die Vorträge behandeln Themen wie sozio-ökonomische und biologische Auswirkungen der Beanglung von Fischpopulationen, Wirkung veränderter Fischschonbestimmungen, Sterblichkeitsfaktoren beim Zurücksetzen von untermaßigen Fischen nach dem Fang, soziologische Analysen zu Haltungen und Verhaltensweisen verschiedener Anglertypen, Ethik und Tierschutz und wirtschaftliche Bedeutung des Angeltourismus. Darüber hinaus werden neue Studien zum Dauerbrenner Kormoran präsentiert. In Workshops werden Vorschläge erarbeitet, wie die Zusammenarbeit von Forschung und fischereilicher Managementpraxis weiter verbessert werden kann, regional, national und international.

„Toward Resilient Recreational Fisheries“ lautet das diesjährige Tagungsthema. Das heißt frei übersetzt: „Förderung einer flexiblen und anpassungsfähigen Angelfischerei“. Der Titel schafft Raum, um ökologische, ökonomische und soziale Fragestellungen fachübergreifend zu diskutieren. Dieser Ansatz ist wichtig, weil beim Angeln Mensch und Natur besonders eng miteinander gekoppelt sind. Eine Fokussierung auf die Fischereibiologie, wie sie bisher üblich war, greift daher zu kurz. Der interdisziplinäre Forschungs- und Diskussionsansatz der 6th World Recreational Fishing Conference ist in der Konferenzgeschichte einmalig.

Veranstalter der Weltkonferenz sind das Fachgebiet für Binnenfischerei-Management der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin unter Leitung des Juniorprofessors Prof. Dr. Robert Arlinghaus, die Nachwuchsforschergruppe Besatzfisch am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Deutsche Anglerverband (DAV) als Praxispartner, in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde Berlin. Großzügige Mittelzuwendungen durch Förderer der Konferenz ermöglichten die Vergabe von fünf Reisestipendien für Delegierte aus Entwicklungsländern und für Studierende und Doktoranden. Die Entscheidung über die nächste Schirmherrschaft für die 7th World Recreational Fishing Conference wird bei der Abschlussveranstaltung im Museum für Naturkunde am 3. August 2011 fallen. Es liegen Bewerbungen aus Australien, Brasilien, Kanada, Indien und Neuseeland vor. Gerade in Schwellenländern boomt die Freizeitfischerei.

Pressevertreter sind zur Eröffnungsveranstaltung am 1. August 2011 im Audimax der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, 10099 Berlin herzlich eingeladen.

Ablauf:

08:00 – 09:00 Registrierung and Kaffeeempfang

09:00 – 09:15 Prof. Dr. Robert Arlinghaus: Begrüßung

09:15 – 09:30 Dr. Robert Kloos, Staatsekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft, und Verbraucherschutz

09:30 – 09:45 Vorstellung der Organisatoren

09:45 – 10:45 Erster Hauptredner Prof. Dr. John Post, University of Calgary: Recreational fisheries: Resilient fisheries or prone to collapse?

Danach starten drei zeitgleiche Vortragsreihen, die nur für registrierte Personen zugänglich sind.

Zur Teilnahme an der Einführungsveranstaltung melden sich Pressevertreter bitte an der Registrierung. Pressegespräche können zum 3. August 2011 nachmittags an der Humboldt-Universität zu Berlin vereinbart werden (Anfrage per Email an wrfc@igb-berlin.de).

Die Förderer der WRFC

Bundesverband der Angelgeräte-Hersteller-und Großhändler e.V. (BVA), Pure Fishing, Shimano, Landesfischereiverband Weser-Ems, SPRO Deutschland GmbH, Zebco Europe, International Game Fish Association (IGFA), European Fish Tackle Trade Association (EFFTA), European Anglers Alliance (EAA), Wiley, Jenzi, und Smith Europe LTD. Gefördert wird die Konferenz zusätzlich durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Nachwuchsforschergruppe Besatzfisch im Programm für Sozial-Ökologische Forschung.

Weitere Informationen:
http://www.worldrecfish.org
http://www.besatz-fisch.de
http://www.igb-berlin.de
http://www.adaptfish.igb-berlin.de
http://www.anglerverband.com
http://hwww.agrar.hu-berlin.de/struktur/institute/nptw/jp_bfm

Media Contact

Jan Zwilling Forschungsverbund Berlin e.V.

Weitere Informationen:

http://www.fv-berlin.de

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