Die Grippe in Geschichte, Klinik und Labor

Viren brauchen keinen Pass: Unsere erhöhte Mobilität hilft ihnen, sich schnell über den Globus auszubreiten.

Manchmal fallen ihnen Millionen Menschen zum Opfer, wie beispielsweise während der Spanischen Grippe im letzten Jahrhundert. Welche Rolle die Grippe in der Vergangenheit spielte, wie Ärzte derzeit mit der Erkrankung umgehen und woran Forscher arbeiten, um uns besser zu schützen, steht am 10. November im Mittelpunkt der Vortragsreihe „KrankheitsErregend – Die großen Seuchen“ des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). Ab 10:30 Uhr informieren Experten über verschiedene Aspekte der Infektionskrankheit.

Ein unvorsichtiges Niesen eines Erkrankten – und schon macht sich der Krankheitserreger, das Influenzavirus, in einem Tröpfchen auf die Reise. Wird es von einer anderen Person eingeatmet, kann es bei dieser die Grippe auslösen. Dasselbe Risiko besteht bei unbedachtem Kontakt mit einer kontaminierten Türklinke. Das Ergebnis ist eine Erkrankung der Atemwege, mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. So unangenehm das sein mag, die meisten Patienten sind nach kurzer Zeit wieder gesund.

Für ältere und geschwächte Menschen, aber auch für Kinder, kann die Krankheit jedoch bedrohlicher verlaufen. Während der Grippesaison im Winter können dann auch Krankenhäuser schnell überfüllt sein. Im Jahr 2011 verzeichnete das Robert Koch-Institut rund 4000 Fälle von Influenza-Infektionen allein in Niedersachsen. Oftmals ist das auslösende Virus gar nicht das Hauptproblem: Aus bislang nicht vollständig geklärten Gründen schwächt es das Immunsystem derart, dass andere Erreger, wie etwa Bakterien, leichtes Spiel haben. Prof. Bernhard R. Ruf vom Klinikum St. Georg in Leipzig wird die Erkrankung aus Sicht eines Mediziners vorstellen.

Die gängigen Medikamente richten sich gegen besondere Strukturen des Influenzavirus. So verhindern die bekannten Neuraminidase-Hemmer beispielsweise, dass sich die Krankheitserreger im Körper vermehren. Im Lauf einer Behandlung kann sich das Virus jedoch derart verändern, dass es nicht mehr von Medikamenten erkannt wird – es ist resistent geworden. Prof. Klaus Schughart erforscht am HZI, welche Rolle Gene und Umwelteinflüsse bei Infektionskrankheiten spielen. Am 10. November wird der Infektionsgenetiker berichten, welche Neuigkeiten es auf dem Gebiet der Influenza-Forschung gibt.

Neben der jährlich saisonal auftretenden Form, gegen die Impfungen verfügbar sind, gab es in der Vergangenheit immer wieder Pandemien: Ausgelöst durch Erreger, in denen Gene verschiedener Viren neu kombiniert waren, trafen sie auf eine Bevölkerung, die keinerlei Immunität gegen diese neuen Virus-Typen besaß und deshalb besonders anfällig war. Der Spanischen Grippe, die von 1918 bis 1920 um die Welt ging, werden beispielsweise rund 50 Millionen Opfer zugeschrieben. Im Gegensatz zur saisonal auftretenden Erkrankung waren dabei auch viele junge Menschen betroffen. War die Spanische Grippe ein Einzelereignis oder könnte sich ähnliches wiederholen? Dr. Wilfried Witte von der Charité – Universitätsmedizin Berlin wird den Besuchern der Vortragsveranstaltung einen medizinhistorischen Überblick geben.

Im Anschluss an die Vorträge können die Zuschauer ihre Fragen in einer moderierten Diskussionsrunde stellen. Beginn ist um 10:30 Uhr im Forum des HZI in Braunschweig, der Eintritt ist frei. Die Vortragsreihe „KrankheitsErregend – Die großen Seuchen“ wird am 24. November mit dem Schwerpunkt AIDS fortgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/veranstaltungen/vortragsreihe_die_grossen_seuchen.

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bauchaortenaneurysma: Lebensbedrohliche Gefahr schneller identifizieren

Forschungslabor der Frankfurt UAS entwickelt Methoden zur Bewertung von Krankheitsverlauf und Rupturrisiko von Bauchaortenaneurysmen. Seit wenigen Wochen ist es offiziell: Die Aorta kann als eigenständiges Organ klassifiziert werden. Durch diese…

Zerstörungsfreie Qualitätskontrolle für mehr Sicherheit und Effizienz

Forscher der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) und des Forschungs- und Transferzentrums (FTZ) e.V. haben gemeinsam mit Partnern aus der Industrie ein innovatives Analyse-System entwickelt. Die endoskopische Laser-Analysetechnik namens „EndoDetect“ ermöglicht…

Uranimmobilisierende Bakterien im Tongestein

Mikrobielle Reduktion verringert Mobilität von Uranverbindungen. Bei der Konzeption von Endlagern für hochradioaktive Abfälle in tiefen geologischen Schichten müssen verschiedene Faktoren sorgfältig berücksichtigt werden, um ihre langfristige Sicherheit zu gewährleisten….

Partner & Förderer