Grenzen zwischen erlaubter Schmerzmedizin und aktiver Sterbehilfe

Wie Patienten am Lebensende von Anästhesisten und Schmerztherapeuten angemessen begleitet und von Schmerzen befreit werden können, diskutieren Experten der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten (BDA) auf einer Vorab-Pressekonferenz am 12. Mai 2011 anlässlich des Deutschen Anästhesiecongress DAC 2011 in Hamburg.

Im letzten Jahr wurde einer Internistin vorgeworfen, krebskranke Patienten durch Morphium getötet zu haben. Vor dem Urteil hatte sie sich selbst durch eine Überdosis Morphium das Leben genommen. Der Prozess berührte die Grenzen zwischen indizierter Schmerztherapie und aktiver Sterbehilfe. Bei der Anklage ging es jedoch nicht um indirekte Sterbehilfe, sondern um aktive Tötung durch Morphium, erläuterte die Pressestelle des Landgerichts Hannover. Denn die Patienten hatten nicht über starke Schmerzen geklagt und insoweit keine Indikation für die Therapie mit Morphium geboten.

Der Begriff „indirekte Sterbehilfe“ ist nach Ansicht von Professor Dr. med. Michael Zenz aus Bochum, der im Prozess als Gutachter tätig war, im Zusammenhang mit der Morphiumtherapie unzutreffend. Wie schon der Nationale Ethikrat betont hat, gehe es nicht um eine Hilfe zum Sterben, sondern um die Schmerzbehandlung in der Sterbephase. Wie sicher Morphine verglichen mit anderen Schmerzmitteln wie etwa Aspirin oder Paracetamol sind, berichtet Zenz, Sprecher des Arbeitskreises Schmerzmedizin der DGAI, auf der Vorab-Pressekonferenz am 12. Mai 2011 um 11 Uhr im Hotel Radisson Blu anlässlich des DAC 2011. Hier diskutieren Experten der Anästhesie, ob Ärzte juristische Konsequenzen beim Einsatz von Morphinen bedenken müssen und welche Gefahren bei schmerzfreien Patienten bestehen. Thema wird auch die sogenannte palliative Sedierung sein, bei der Patienten starke Beruhigungsmittel erhalten, die das Bewusstsein dämpfen.

Terminhinweise:

Vorab-Pressekonferenz anlässlich des DAC 2011
Zeit: Donnerstag, 12. Mai 2011, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Hotel Radisson Blu, Raum Shanghai, Marseiller Straße 2, 20355 Hamburg
Vorläufige Themen und Referenten:
Vitale Grenzsituationen gemeinsam meistern
Professor Dr. med. Gabriele Nöldge-Schomburg
Wie gefährlich ist eine Narkose wirklich? – Wie Anästhesie die Patientensicherheit verbessert
Professor Dr. med. Dr. h. c. Hugo Van Aken
Professor Dr. med. Walter Schaffartzik
Leben retten durch richtige Wiederbelebung: Wie hilft das Reanimationsregister Notfalleinsätze zu verbessern?

Dr. med. Jan-Thorsten Gräsner

Schmerzen lindern: Brauchen wir Gesetze für die Schmerztherapie in deutschen Krankenhäusern?

Professor Dr. med. Wolfgang Koppert

Schmerzfrei am Lebensende: Wie setzen Ärzte Morphium richtig ein?
Professor Dr. med. Michael Zenz
Konsequenzen des Ärztemangels für die Anästhesiologie
Professor Dr. med. Bernd Landauer
Termine auf dem DAC 2011:
Sonderveranstaltungen:
Gemeinsames Handeln im Grenzgebiet zwischen Leben und Tod
Zeit: 14. Mai 2011, 9.30 bis 11.00 Uhr
Ort: Raum C, Congress Center Hamburg
Gemeinsames Handeln im Grenzgebiet zwischen Leben und Tod – Häufige Konflikte im Umfeld von Grenzentscheidungen und ihre Bewältigung
Zeit: 14. Mai 2011, 11.30 bis 13.00 Uhr
Ort: Raum C, Congress Center Hamburg
Der schwere Zwischenfall und seine Folgen
Zeit: 14. Mai 2011, 14.00 bis 15.30 Uhr
Ort: Raum A, Congress Center Hamburg
Pro und Contra Sitzung:
Durchbruchschmerz beim Nicht-Tumorschmerzpatienten – Brauchen wir die „Rapid Onset Opioids“?
Zeit: 14. Mai 2011, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Raum 12, Congress Center Hamburg
BDA-Veranstaltungen:
Grenzenlos selbstbestimmt? Entscheidungen am Lebensende
Zeit: 17. Mai 2011, 11.30 bis 13.00 Uhr, 13.30 bis 15.00 Uhr
Ort: Raum G1, Congress Center Hamburg
Roundtable Diskussion:
Der ärztlich assistierte Suizid – ein Modell für Deutschland?
Es diskutieren: Frank Ulrich Montgomery (Hamburg ); Rolf-Werner Bock (Berlin); Christoph Rehmann-Sutter (Lübeck ); Raymond Voltz (Köln ); Jean-Pierre Wils (Nijmegen)
Zeit: 17. Mai 2011, 14.30 bis 15.00 Uhr
Ort: Raum G1, Congress Center Hamburg
Kontakt für Journalisten:
Kathrin Gießelmann/Corinna Spirgat
Pressestelle DGAI/BDA
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-981
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: giesselmann@medizinkommunikation.org

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