Flugzeugfriedhöfe als Rohstoffquelle entdecken und nutzen – Aircraft Recycling Symposium

Doch was passiert, wenn diese ihre Aufgabe erfüllt haben? Wie können die in den Flugzeugen enthaltenen wertvollen Rohstoffe wiedergewonnen werden?

Erstmals werden sich Fachleute über die Recycling-Möglichkeiten von Flugzeugen austauschen. Das internationale Symposium, organisiert von der Hochschule Pforzheim, findet am 12. und 13. Dezember 2013 am Stuttgarter Flughafen statt.

Flugzeuge sind eine Fundgrube für wertvolle, zunehmend sich verknappenden und damit teurer werdenden Werkstoffe: In einem Verkehrsflugzeug befinden sich etwa 70 Tonnen Aluminiumlegierungen, Magnesium, Titan und hochwertige Stahlsorten in der Flugzeugstruktur. In den Turbinen kommen keramikbeschichtete Hochleistungswerkstoffe wie Nickel oder Titan zum Einsatz. Selbst das Fahrwerk enthält erhebliche Mengen Titan. Daneben werden Kunststoffe und in zunehmendem Maße Hochleistungsverbundwerkstoffe auf Basis von Kohlenstofffasern verwendet.

Die Nutzungszeit der Flugzeuge liegt bei etwa 30 Jahren. Dies bedeutet, dass in absehbarer Zeit jährlich über 400 Flugzeugen stillgelegt werden. Auf die nächsten 15 Jahre bezogen, fallen bei der Verschrottung allein der Verkehrsflugzeuge fast 500.000 Tonnen Werkstoffe zur Entsorgung an. Dabei ist die Stilllegung militärischer Luftfahrzeuge noch nicht berücksichtigt. Den Umsatz des sich daraus ergebenen Geschäftsfelds des Flugzeugrecyclings schätzen Fachleute auf mehrere hundert Millionen Euro.

Bislang ist die hochwertige Verwertung von Flugzeugen ein kaum bearbeitetes Feld. Typischerweise wurden die Flugzeuge bisher in Wüstengebieten wie in Arizona/USA „geparkt“ oder weiterverkauft, bis ein Start aus Sicherheitsgründen nicht mehr in Frage kam. Allein in Brasilien stehen derzeit etwa 150 ausgemusterte Flugzeuge, die entsorgt werden müssen. Seit 2005 gibt es erste Ansätze zur Demontage und Verwertung dieser ausgemusterten Großgeräte. Für eine geregelte Flugzeug-Verwertung fehlen jedoch derzeit weltweit sowohl Unternehmen als auch effiziente Strukturen. Auch verbindliche Standards oder ein-heitliche Techniken und Verfahren, der weltweit agierenden Luftfahrtindustrie, müssen noch entwickelt werden.

Hier setzt das Symposium der Hochschule Pforzheim an: Die Veranstaltung bietet weltweit erstmals ein technisch-wissenschaftlich ausgerichtetes Forum für Flugzeughersteller, -zulieferer und Entsorgungsunternehmen, die gemeinsam Strukturen, Verfahren und Dienstleistungen für die Verwertung von Flugzeugen entwickeln wollen. Neben Vertretern von Herstellern wie Boeing oder Dassault Aviation haben auch Entsorgungsunternehmen und Forschungspartner ihre Teilnahme bereits zugesagt. Als Mitveranstalter unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft diese Veranstaltung.

Das Symposium findet am 12. und 13. Dezember 2013 am Flughafen Stuttgart statt. Es werden etwa hundert internationale Teilnehmer erwartet. Den Vorsitz des ersten Aircraft Recycling Symposiums hat Professor. Dr. Jörg Woidasky inne. Jörg Woidasky ist seit 2012 Professor im Bereich der nachhaltigen Produktentwicklung an der Hochschule Pforzheim.

Vorher leitete er das europäische Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Clean Sky – Eco Design“ mit über zwanzig Industriepartnern und einem Forschungs- und Entwicklungsbudget von über 80 Millionen Euro. Im Rahmen des Projektes wurden umweltfreundliche Herstellungs- und Entsorgungsverfahren für die Luftfahrtindustrie entwickelt.

Media Contact

Sabine Laartz idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-pforzheim.de

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