Experten diskutieren Wege aus dem energetischen Sanierungsstau

Unter dem Titel „Wege aus dem energetischen Sanierungsstau“ fand gestern eine Fachkonferenz in Berlin statt, auf der diskutiert wurde, wie die Sanierungsquote von Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland erhöht werden kann. Rund 100 Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Sanierungspraxis erörterten, welche kurz- und mittelfristigen Maßnahmen nötig sind, damit die ehrgeizigen Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung im Wohngebäudebereich erreicht werden können.

„Deutschland braucht eine neue Modernisierungsoffensive“, so Frank Heidrich vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. „Mit ihrem Energiekonzept hat die Bundesregierung hierfür nun einen Orientierungsrahmen vorgegeben.“ Dieser müsse nun konsequent und zügig mit konkreten Maßnahmen ausgestaltet werden, fordert Stefan Zundel, Leiter des BMBF-Forschungsprojektes «Energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen». So könne einer Analyse der Forscher zufolge im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser allein durch die energetische Sanierung der Gebäudehülle (Dächer, Fassaden, Kellerdecken und Fenster) nach dem bestehenden Altbau-Standard der Energieeinsparverordnung gut die Hälfte des derzeitigen Primärenergiebedarfs eingespart werden.

Auf der Konferenz diskutierten die Akteure, wie diese Potenziale erschlossen werden können – mit Ordnungsrecht, finanziellen Anreizen sowie gezielten Kommunikationsmaßnahmen. Das Fazit: Der Mix aus den verschiedenen Instrumenten des Forderns und Förderns müsse neu justiert und ergänzt werden, damit deutlich mehr als bisher energetisch saniert wird. In einem zu erarbeitenden Sanierungsfahrplan für die deutschen Bestandsgebäude sollten die Ein- und Zweifamilienhausbesitzer mit ihren Besonderheiten als eigene Zielgruppe adressiert werden.

Dabei sei es besonders wichtig, dass eine konsequente Nutzung aller Sanierungsanlässe angestrebt würde. Diese ergeben sich z. B. bei einer Eigentumsübertragung. „Wenn ein Eigentümer an seinem Haus eine Sanierungsmaßnahme an Fassade, Dach oder Heizungsanlage durchführt, stellt dies ein Gelegenheitsfenster für weitergehende energetische Maßnahmen dar, das sich in der Regel nur einmal öffnet und danach wieder für Jahrzehnte schließt“, so Zundel. Genau hier müsse angesetzt werden, sei es mit speziellen Informations- und Beratungsangeboten von Energieagenturen und Verbraucherverbänden oder durch verbindliche Anforderungen an den Gebäudezustand im Ordnungsrecht.

Außerdem empfehlen die Wissenschaftler der Bundesregierung angesichts derzeit stark sinkender Fördermittelbudgets im Bundeshaushalt, ihre Sanierungsgelder zielgerichteter einzusetzen. „Die hohen Potenziale schlummern insbesondere bei älteren Gebäuden, die vor 1968 gebaut wurden. Hier kann ein Fördereuro besonders ertragreich angelegt sein“, so Zundel.

Die Konferenz fand im Rahmen des Forschungsprojektes «Energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen» statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Lausitz, des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) haben mit Förderung des Bundesforschungsministeriums untersucht, wie die energetische Modernisierung von Ein- und Zweifamilienhäusern vorangebracht werden kann. Die zentralen Projektergebnisse wurden im Handlungsleitfaden „Zum Sanieren motivieren“ für Politik und Praxis zusammengefasst, Download unter www.enef-haus.de.

Pressekontakt
Richard Harnisch, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Telefon: +49 – 30 – 884594-16, E-Mail: richard.harnisch@ioew.de

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