DGRh-Kongress: Rheumatologen diskutieren neue Therapien und Impfempfehlungen

Rheumatische Erkrankungen betreffen nicht nur den Bewegungsapparat. Das eigene Immunsystem, dessen Hauptaufgabe eigentlich die Abwehr von Infekten sein sollte, kann fehlgeleitet auch Blutgefäße, Bindegewebe oder Organe angreifen und so durch die Entzündungen die Organfunktion gefährden.

Begleiterkrankungen, wie etwa Arterienverkalkung und Herzinfarkt gehen damit häufig Hand in Hand. Nur ein intensiver Austausch aller beteiligten Fachärzte gewährleistet eine optimale Versorgung.

Vom 18. bis zum 21. September 2013 tagt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) deshalb gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) in Mannheim und Heidelberg. Auf der Agenda stehen erstmals konkrete Impfempfehlungen zur Vermeidung von Infektionen, Off-Label-Therapien sowie neue Therapiestrategien rheumatischer Krankheitsbilder.

Mehr als zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland an verschiedenen Formen von entzündlichem Rheuma. „Rheumatische Erkrankungen sind vom Immunsystem getriebene Systemerkrankungen. Sie betreffen ähnlich wie etwa Leukämie immer den gesamten Körper“, sagt Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Tagungspräsident der DGRh vom Universitätsklinikum Heidelberg. Dabei ruft die gestörte körpereigene Abwehr entzündliche Vorgänge an den Geweben hervor und gefährdet damit die Organfunktion.

Bei der rheumatoiden Arthritis (RA) zerstört das eigene Abwehrsystem die Gelenke – so auch bei der Psoriasis-Arthritis. Besonders belastend sind Gelenkschmerzen an Händen und Füßen. Vaskulitis ist eine Entzündung der Blutgefäße. Die Erkrankung kann aber über das Bindegewebe sämtliche Organe, wie Haut, Muskeln, innere Organe und Gehirn, schädigen.

Auch die Schmetterlingserkrankung – Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) – kann wie alle anderen Kollagenosen den gesamten Köper befallen.

Medikamente gegen Rheuma unterdrücken die krankhaft überaktive Immunabwehr. „Vor allem bei Kindern müssen wir dabei häufig auf nicht zugelassene Medikamente zurückgreifen“, so Lorenz. Den juristischen und abrechnungstechnischen Kontext dieser sogenannten „Off-label-Therapie“ diskutieren Experten in einer Podiumsdiskussion auf dem Rheumatologen-Kongress. Neben den Medikamenten schwächt zusätzlich die rheumatische Entzündung selbst das Immunsystem. Rheuma-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, sich anzustecken. „Sie benötigen daher besonderen Schutz vor Infektionskrankheiten“, erklärt Lorenz.

„Weiterhin herrscht bei Patienten und Eltern große Unsicherheit bei Impfungen – vor allem von Kindern mit Rheuma, da diese das Immunsystem zusätzlich aktivieren“, weiß Dr. med. Jürgen Grulich-Henn, Tagungspräsident der GKJR vom Universitätsklinikum Heidelberg. Schätzungen zufolge sei weniger als jeder Fünfte mit rheumatischen Erkrankungen vollständig nach den aktuellen Empfehlungen geimpft. Aktuelle Impfempfehlungen für Kinder und Erwachsene mit entzündlichem Rheuma stellen Experten auf dem 41. Kongress der DGRh vor. Sie sollen die Angst vor Impfungen nehmen und die Impfquoten verbessern, hoffen die Tagungspräsidenten.

Neben den gefürchteten Infektionen müsse bei Rheuma-Patienten das erhöhte Risiko für Komplikationen bei Operationen, wie etwa eine gestörte Wundheilung, vermieden werden, so Dr. med. Harald Dinges, Tagungspräsident der DGORh vom Westpfalz-Klinikum, Kusel. Das gelte insbesondere beim Einbau künstlicher Gelenke. Dabei ist von großer Bedeutung, ob Basismedikamente oder Biologika abgesetzt werden sollten oder wie man mit Patienten umgeht, welche Cortison erhalten. „Jeder Operateur muss die rheumatischen Grunderkrankungen sowie die Wirkung der Medikamente genau kennen“, so Dinges. Um Komplikationen zu vermeiden, entwickelt die DGRh aktuell interdisziplinäre Leitlinien für das perioperative Vorgehen. Zudem führt die DGORh eine multizentrische epidemiologische Studie über Komplikationen nach Operationen über fünf Jahre durch.

Zudem stehen häufige internistische Begleiterkrankungen auf dem Kongressprogramm. „Jeder Rheumatologe sollte sich regelmäßig über Niereninsuffizienz, Diabetes und Gerinnungshemmer informieren“, erklären Rheuma-Experten. Für Patienten und ihre Angehörigen bieten die Veranstalter wieder einen Patiententag am 21. September 2013 im Congress Center Rosengarten an. Ausgewählte Medizinstudenten erhalten für ein eigenes Begleitprogramm kostenfreien Eintritt zum Kongress.

Terminhinweis:
41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
mit der 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie und der 23. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie
Termin: 18. bis 21. September 2013
Ort: Congress Center Rosengarten, Mannheim
Weitere Informationen:
DGRh-Kongress-Homepage: www.dgrh-kongress.de
Vorprogramm zum Download: http://dgrh-kongress.de/fileadmin/media/kongress/2013/DGRh_Vorprogramm_Web.pdf
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Kongress-Pressestelle
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-981/-442
Fax: 0711 8931-167
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