DGE-Kongress 2015: Cholesterinwerte sollten bei Risikopatienten noch niedriger sein

Eine zu hohe Konzentration des sogenannten „schlechten“ LDL-Cholesterins kann zur Arterienverkalkung und schließlich zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind immer noch die häufigste Todesursache in Deutschland“, stellt Professor Dr. med. Eberhard Windler, Professor für Innere Medizin, Endokrinologie und Gastroenterologie, Abteilung für Präventive Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf fest. „Umso wichtiger ist es für Patienten mit hohem LDL-Cholesterin im Blut, effektiv behandelt zu werden, sodass der Cholesterinwert so stark wie möglich reduziert wird.“ Insbesondere gilt das für Risikopatienten, etwa nach einem Herzinfarkt.

Wurde durch die bisherige Standardbehandlung mit Statinen das Cholesterin auf einen Zielwert von unter 100mg/dl reduziert, so sank das Herzinfarktrisiko um 30 Prozent. Angestrebt werden sollte ein Wert mindestens unter 70 mg/dl.

Die Langzeitstudie IMPROVE-IT zeigte dann, dass eine Kombination aus Statinen und dem Medikament „Ezetimib“ Patienten, deren Cholesterin sich allein mit Statinen nicht weit genug senken ließ, besser vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Bei dieser Patientengruppe mit einen schon tiefen Ausgangswert des LDL-Cholesterins von 95 mg/dl wurde nach einem Behandlungsjahr mit 40 mg Simvastatin ein LDL-Wert von etwa 70 mg/dl und mit zusätzlich 10 mg „Ezetimib“ sogar der Wert 50 mg/dl erzielt. Der Effekt hielt sieben Jahre lang an, der kombinierte kardiovaskuläre Endpunkt sank signifikant, wenn auch nicht sehr stark ausgeprägt von 34,7 auf 32,7 Prozent. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Patienten schon einen niedrigen LDL-Ausgangswert hatten.

In der ODYSSEY Long Term Study mit PCSK9-Inhibitoren trat bei 2341 Patienten mit hohem kardialem Risiko nach 24 Wochen eine signifikante, starke Reduktion von LDL-Cholesterin auf. „Diese Studie zu den neuen, wohl bald auf den Markt kommenden Anti-PCSK9-Antikörpern zeigt, dass Patienten, deren LDL-Cholesterin unter 50 mg/dl fällt, deutlich weniger von Schlaganfällen und Herzinfarkten betroffen sind“, erklärt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Patienten, die mit Statinen ihren Cholesterinwert bereits erfolgreich senken konnten, benötigen die zusätzliche Behandlung nicht. „Für Hochrisikopatienten, zu denen auch Diabetiker zählen, könnte diese Therapie sehr nützlich sein, um ihren Cholesterinwert schnell und effektiv auf einen niedrigen Zielwert zu senken“, meint der DGE-Mediensprecher.

Auf der Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der DGE in Lübeck informieren Experten über aktuelle Therapien bei Patienten mit hohem LDL-Cholesterin, über die Ergebnisse der IMPROVE-IT-Studie und die Cholesterinsenkung durch die neuen PCSK9-Antiköper. Sie erläutern, welche Patienten von den neuen Erkenntnissen besonders profitieren.

Literatur:
Christopher P Cannon, Boston: IMPROVE-IT – Trial: A comparison of ezetimibe/simvastatin versus simvastatin monotherapy on cardiovascular outcomes after acute coronary syndromes.
AHA 2014 Scientific Sessions, 17 November 2014, Chicago.
Professor Dr. med. Eberhard Windler: Redemanuskript DGE-Pressekonferenz, 18.03.2015

Terminhinweis:
Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Termin: Mittwoch, 18. März 2015, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Musik- und Kongresshalle Lübeck, Willy-Brandt-Allee 10, 23554 Lübeck, Raum: 5-6
Thema u.a.
Cholesterin noch effizienter senken: Neue Behandlungsansätze schützen vor Arterienverkalkung
Professor Dr. med. Eberhard Windler, Hamburg

Weitere Informationen zur Tagung und das Programm finden Sie im Internet unter http://www.dge2015.de.

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-167
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