Deutscher Mediationstag 2010

Wenn die Hecke mal wieder auf das Nachbargrundstück ragt oder Musik die Wände eines Mehrfamilienhauses erbeben lässt, dann ist Streit programmiert. Der muss aber nicht immer vor einem Gericht enden. In den vergangenen Jahren hat sich das Verfahren der Mediation als Mittel der Konfliktbewältigung bewährt.

Dabei setzen sich die Streitparteien gemeinsam an einen Tisch und finden im Gespräch selbst zu einer Lösung ihres Problems. Wichtig ist dabei eine dritte unparteiische Person, die das Gespräch moderiert und auf ein Ziel lenkt. Teure und langwierige Gerichtsverhandlungen können dadurch oft vermieden werden.

Inzwischen existiert eine EU-Richtlinie zur Mediation, die bis 2011 in nationales Recht umgesetzt werden soll. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang auch Ausbildungs- und Qualitätsstandards. Die zunehmende Institutionalisierung der Mediation verlangt nach Qualitätssicherung und damit verbundenen Normierungen.

Wie diese aussehen könnten, darüber diskutieren etwa 150 Experten am 8. und 9. Oktober während des Deutschen Mediationstags 2010 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Tagung steht unter der Schirmherrschaft des Thüringer Justizministers Dr. Holger Poppenhäger und wird gemeinsam mit der D.A.S. Rechtsschutz-Versicherungs-AG veranstaltet.

„Allein schon die Frage, was einen guten Mediator ausmacht, ist schwer zu beantworten“, erklärt der Organisator der diesjährigen Tagung Prof. Dr. Christian Fischer von der Universität Jena. „Schließlich gibt es keine allgemeingültigen Richtlinien für die Mediationsausbildung.“ Einen gemeinsamen Nenner zu finden ist nicht leicht, da sich das Anwendungsgebiet dieser Selbstfindung von Problemlösungen in den letzten Jahren enorm ausgeweitet hat. „Um Streit in Familien zu schlichten, braucht ein Mediator ganz andere Voraussetzungen als für Konflikte in einem großen Unternehmen“, meint der Jenaer Rechtsexperte. Außerdem ist die Mediatorenlandschaft in Deutschland sehr vielseitig. Verschiedene Verbände konkurrieren miteinander, setzen in der Ausbildung auf unterschiedliche Schwerpunkte. Rainer Tögel, Vorstandssprecher der D.A.S. Rechtsschutz-Versicherungs-AG, plädiert deshalb für eine Art „Gütesiegel“: „Als komplexe Dienstleistung wird die Mediation erst von den Verbrauchern akzeptiert werden, wenn es transparente Standards gibt. Wer eine Mediation in Anspruch nehmen möchte, muss sich darauf verlassen können, dass der Mediator ausreichend qualifiziert ist. Und er muss dies auf einfache Art in Erfahrung bringen können.“

Am 8. Oktober widmen sich die Teilnehmer des Kongresses der Qualitätsregelung und -sicherung der Mediation. Wissenschaftler und Experten aus der Praxis tauschen sich in einer Podiumsdiskussion darüber aus. Am 9. Oktober können sich die Teilnehmer schließlich in unterschiedlichen Foren über die verschiedenen Anwendungsbereiche der Mediation informieren. Dabei stehen Standards guter Mediation in verschiedenen Einsatzbereichen im Mittelpunkt.

Kontakt:
Prof. Dr. Christian Fischer
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942120
E-Mail: ch.fischer[at]uni-jena.de

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Sebastian Hollstein idw

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