Das Nagoya-Protokoll und seine Folgen

Korallenriff vor Thailand G. Schmidt, ZMT

Wie können in Forschung und Entwicklung Vorteile aus genetischen Ressourcen und Wissen aus anderen Ländern auf faire Weise geteilt werden? Diese zentrale Frage liegt dem 2014 verabschiedeten Nagoya-Protokoll zugrunde.

Ergänzt wird das Abkommen seit kurzem durch eine neue EU-Verordnung, die den Zugang zu genetischen Ressourcen und den Vorteilsausgleich regelt. Um den komplexen Hintergrund und die Auswirkungen beider Regelwerke für die wissenschaftliche Arbeit geht es bei einem Symposium am 14. Juli im Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT).

Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen bergen ein großes, teils noch unentdecktes Potenzial für die Entwicklung neuer Produkte wie etwa Arzneimittel oder Kosmetika. Ihr genetisches Material und das traditionelle Wissen um ihren Nutzen können Menschen bedeutende wirtschaftliche und nicht-gewerbliche Vorteile bringen.

Vor diesem Hintergrund hat die zehnte Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention das Nagoya-Protokoll verabschiedet, das im Oktober 2014 in Kraft trat. 58 Staaten und die EU sind dem Abkommen bislang beigetreten.

Das Nagoya-Protokoll und eine neue EU-Verordnung vom April 2015 stellen Regeln auf, die festlegen, wie genetische Ressourcen und Wissen aus anderen Ländern auf faire Weise für Forschung und Entwicklung genutzt werden können. Diese Instrumente des sogenannten „Access and Benefit Sharing“ sollen gewährleisten, dass die Vorteile aus der Nutzung gerecht mit dem Ursprungsland geteilt werden. Länder, die über eine hohe biologische Vielfalt verfügen, erhalten Anreize, ihre Ökosysteme wie Regenwälder oder Korallenriffe und deren Artenvielfalt zu erhalten und nachhaltig zu nutzen.

Doch was genau bedeutet dieses umfassende Regelwerk des „Access and Benefit Sharing“, das der Biopiraterie Einhalt gebieten soll, für die Forschung in Deutschland? Wie können Zoologen, Botaniker oder naturkundliche Sammlungen, die mit biologischem Material, Wirkstoffen und traditionellem Wissen aus dem Ausland arbeiten, mit diesen Bestimmungen umgehen? Kann die Grundlagenforschung den großen Verwaltungsaufwand überhaupt leisten, der mit den komplexen Vorschriften einhergeht? Der Bioökonomierat der Bundesregierung befürchtet gar, dass die bürokratischen Anforderungen internationale Partnerschaften einschränken oder verhindern könnten.

Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich Experten unterschiedlicher Disziplinen beim Symposium „Das Nagoya-Protokoll und seine Folgen“ beschäftigen werden. Veranstaltet wird die ganztägige Konferenz am 14. Juli vom Büro für Wissensaustausch des ZMT. In die Diskussion können die Wissenschaftler des Instituts umfangreiche Erfahrungen aus ihren partnerschaftlich organisierten Projekten mit Ländern wie Indonesien, Brasilien, China oder Namibia einbringen. Bereits seit seiner Gründung teilt das ZMT auf Grundlage eigens definierter Kriterien die Vorteile, die aus der Forschung entstehen, mit den Partnerländern der Tropen.

Interessierte Medienvertreter sind zu dem Symposium herzlich eingeladen.

Datum: 14 Juli 2015
Dauer: 11:00 – 16:30 Uhr
Ort: Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie, Fahrenheitstraße 6, Bremen
Kontakt: Dr. Bevis Fedder, Büro für Wissensaustausch am ZMT, Tel: 0421 / 23800-67, Mail: bevis.fedder@zmt-bremen.de

http://www.zmt-bremen.de/ZMT_Seminar.html
http://www.zmt-bremen.de/Binaries/Binary_11624/Draft_programme.pdf

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Dr. Susanne Eickhoff idw - Informationsdienst Wissenschaft

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