CO2-Reduktion als Kern-Herausforderung für die Getriebeentwicklung

Leicht– kompakt – effizient: So lautete das Motto des diesjährigen Kongresses „Getriebe in Fahrzeugen“, den das VDI Wissensforum am 19. und 20. Juni 2012 veranstaltete. Leicht, da jedes Gramm zählt. Kompakt, weil Platz im Auto immer Mangelware ist. Und effizient, da der wirtschaftliche Umgang mit Ressourcen heute und in Zukunft mehr an Bedeutung gewinnt. Fast 1.100 Teilnehmer und rund 60 Aussteller kamen, um an dem VDI-Getriebekongress teilzunehmen.

Das ansprechende Kongressprogramm bot neben zahlreichen Plenarvorträgen mehr als 80 Fachvorträge. Kompetente Referenten stellten vor, wie sich die Effizienz konventioneller Antriebe steigern lässt und welche neuen Konzepte es für Elektroantriebe und Hybride gibt. Schon beim Auftakt des Kongresses wurde deutlich, dass die Energiewende nicht nur in der Politik eine große Rolle spielt. Die Einsparung von CO2 ist in der Automobilindustrie seit Jahren wichtiges innovationstreibendes Zukunftsthema.

„Die weitere Erhöhung der Effizienz des Antriebstrangs sowie Fortschritte in Leichtbau und Aerodynamik werden im Bemühen, die zukünftigen strengen CO2-Grenzwerte zu erreichen, jeweils eine Schlüsselrolle spielen“, berichtete Tagungsleiter Dr. Hans-Jörg Domian.

Zu den Programmpunkten des Kongresses gehörten unter anderem Lösungsansätze zur Optimierung von Effizienz und Integration, Regelung und Steuerung, Handschaltgetriebe, automatisierte Schaltgetriebe sowie aktuelle Entwicklungstrends von Automatikgetrieben.

Die Plenarvorträge des Kongresses eröffnete Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender von ZF Friedrichshafen. Er berichtete über die Herausforderungen in der Antriebs- und Getriebebranche aus Sicht eines Zulieferers. Voraussichtlich in 2017 wird die jährliche Produktion weltweit an Pkw und leichten Nutzfahrzeugen die Marke von 100 Millionen Einheiten erreichen. Mehr als die Hälfte der weltweiten Top 15-OEM sowohl bei Pkw als auch bei Nkw stammen bereits aus Asien. „Die mittlerweile große Vielzahl an Antriebs- und Getriebekonzepten wird in den nächsten Jahren nicht abnehmen“, bestätigte Domian. Mihir Kotecha, CEO von Getrag sprach in seinem Plenarvortrag über die Zukunft der Elektrifizierung. Ein besonderes Augenmerk legte er dabei auf die globalen Einflussfaktoren und Zielkonflikte.

Die Priorität der Branche liegt vor allem auf der Effizienzsteigerung zur Reduktion von CO2. Dabei ist die Gesamtspreizung des Getriebes wichtiger als die Anzahl der Gänge. Jung June Kim, Executive Vice President bei Hyundai Motor Company, stellte die enorme Bandbreite an Antriebs- und Getriebekonzepten vor, mit denen Hyundai und Kia sich auf die Zukunft vorbereiten. Christian Chehab, der bei PSA Peugeot Citroen für die Entwicklung von Getrieben und Hybridantrieben verantwortlich ist, gab einen Überblick über die Bedeutung der automatisierten Schaltgetriebe sowie der elektrischen Antriebe.

In der Sektion „Effizienz und Integration“ präsentierten Experten neue Lösungen für die Wirkungsgradoptimierung. ZF stellte ein innovatives Abkopplungssystem für allradgetriebene Fahrzeuge vor, das aufgrund der geringen Verlustmomente im Triebstrang die bekannten Verbrauchsnachteile eines Allradantriebs minimiert. Einen neuen Reibbelag für feuchte Doppelkupplungsgetriebe (DCT) präsentierte BorgWarner. Er ist den Belägen eines nassen DCT im Wirkungsgrad überlegen und verfügt dennoch über die gleiche Leistung und Robustheit. Schaeffler präsentierte ihre Innovation zu optimierten Schaltgetriebeelementen, die geringere Reibung und reduziertes Gewicht aufweisen.

In der Sektion „Hybrid“ diskutierten Experten vor allem, wie sich die Kostenvorteile bei Hybridantrieben erreichen lassen. Es wurde deutlich, dass die Kombination von elektrischen Maschinen und den entsprechenden Ankopplungselementen bei bestehenden Automatikgetriebekonzepten ein Thema mit Zukunft ist, wobei unterschiedliche Ausprägungsstufen vom Mild- bis Plug-in-Hybriden möglich sind.

Bei der Fachkonferenz „Getriebeproduktion in der Automobilindustrie“ stellte sich heraus, dass das globale Wachstum und die Produktdiversifizierung eine große Chance für die Getriebeproduktion bedeuten. Entsprechendes Know-how in den neuen Märkten aufzubauen, bleibt jedoch eine große Herausforderung. Durch die Verknappung der Ressourcen und den Kostendruck ist Lean ein fundamentaler Ansatz in der Getriebeproduktion.

Auch der Markt für mobile Arbeitsmaschinen, Land- und Baumaschinen bleibt in Zukunft ein besonderes Spannungsfeld der Mechanisierung und Hochtechnologie. Dies zeigte die Fachkonferenz „Getriebe in mobilen Arbeitsmaschinen“. Hier war ebenfalls die Energieeffizienz der Schlüssel für technologische Weiterentwicklungen. Die Vielfalt an Derivaten wird am Markt erhalten bleiben, aber in ausgewählten Bereichen der Off-Highway Branche wird es deutliche Veränderungen geben. Gefragt ist ein „deep customer understanding“, angepasst an die jeweilige Region, in der die Maschine zum Einsatz kommt.

Im nächsten Jahr wird der internationale VDI-Kongress „Getriebe in Fahrzeugen“ am 18. und 19. Juni 2013 in Friedrichshafen stattfinden. Parallel organisiert das VDI Wissensforum die beiden begleitenden Fachkonferenzen „Getriebe im Nutzfahrzeug“ sowie „Regelung und Steuerung von Getrieben“.

Über das VDI Wissensforum
Das VDI Wissensforum mit Sitz in Düsseldorf ist seit mehr als 50 Jahren einer der führenden Weiterbildungsspezialisten für Ingenieure sowie für Fach- und Führungskräfte im technischen Umfeld. Die fast 1.000 Veranstaltungen im Jahr decken alle relevanten Branchen ab. Das Angebot reicht von Seminaren und Technikforen über modulare Lehrgänge mit abschließender Zertifizierung bis zu Fachtagungen und Kongressen. Dabei gewähren permanente Marktrecherche, ein großes Expertennetzwerk und das ausgeprägte Know-how des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) die hohe Qualität der Veranstaltungen.

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Jennifer Rittermeier VDI Wissensforum GmbH

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