Chemiebranche investiert in Forschung und Entwicklung

Die deutsche Chemieindustrie will in Deutschland kräftig in neue Anlagen und den Ausbau der Forschungsaktivitäten investieren. Das geht aus Wirtschaftsdaten und einer Branchenumfrage hervor, die der Verband der Chemischen Industrie (VCI) kürzlich vorstellte.

In diesem Jahr rechnet der Verband mit weiterem Wachstum: Der Umsatz soll um vier Prozent steigen. 91 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass sie gleichbleibende oder bessere Geschäfte machen werden. Rund 70 Prozent der Unternehmen wollen in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten in Deutschland investieren. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung könnten sogar mit derzeit geplanten 9,9 Milliarden Euro auf einen Rekordstand klettern, meinte der VCI.

Über die Bedeutung der chemischen Industrie für die künftige Wertschöpfung in Deutschland wird VCI-Präsident Dr. Klaus Engel auf der diesjährigen Handelsblatt Jahrestagung Chemie sprechen. „Ein zentraler Erfolgsfaktor unserer Branche in Deutschland ist die Einbindung in eine starke Industrielandschaft. Produkte der Chemie nehmen eine Schlüsselposition in den Wertschöpfungsketten der Industrie ein“, erläutert der VCI-Präsident die besondere Rolle der chemischen Industrie in Deutschland.

Am 19. und 20. Mai treffen sich in Köln zahlreiche Vertreter der Chemie-Branche, aber auch aus Politik und Wissenschaft, um neben Rahmenbedingungen der Wirtschaft über Themen wie Innovationen, Nachhaltigkeit, ökologische Produkte, Ressourcenverknappung und Personalstrategien zu sprechen.

Ausführliche Programminformationen sind im Internet abrufbar:
www.handelsblatt-chemie.de

Ressourcenknappheit verändert Geschäftsstrategien
Die Vielfalt und die Fülle der zahlreichen Geschäftssegmente machen die Chemieindustrie einzigartig. Dennoch stehen viele Unternehmen vor großen Herausforderungen. Wie internationale Chemie-Unternehmen globale Trends zur Wertschaffung nutzen können, erläutert Dr. Udo Jung, Senior Partner der Boston Consulting Group, auf der Handelsblatt Tagung. Gegenüber EUROFOUM stellt Jung fest: „Der sich abzeichnende klare Trend hin zu einer globalen „Two-Speed-Economy“ in Verbindung mit stark schwankenden Rohstoffpreisen wird die chemische Industrie nachhaltig verändern. Ein erfolgreiches Management der konjunkturellen Zyklen erfordert einerseits überlegte Ressourcenzuteilung und andererseits eine aufrichtige Analyse des eigenen Geschäftsportfolios.“
Knappe Ressourcen werden das Verhalten der Unternehmen verändern, ist Dr. Andreas Grünewald, Geschäftsführer und CFO der Sachtleben GmbH, überzeugt:„Die plötzliche Verknappung der Ressourcen, die viele Unternehmen kurz nach der Krise ereilt hat, wird das Beschaffungsverhalten dieser Unternehmen nachhaltig verändern.“ Ob es angesichts der Preisentwicklung zu einer bedrohlichen Entwicklung kommt, wird Grünewald in seinem Vortrag erläutern.

Wie misst man Nachhaltigkeit?
Wenn Ressourcen knapp werden, sind auch Strategien zur Nachhaltigkeit gefragt. Um dieses Thema hat sich besonders Dr. Rainer Grießhammer (Öko-Institut e. V.) verdient gemacht. Letztes Jahr erhielt er für sein Engagement den Deutschen Umweltpreis 2010. Auf dem Chemie-Branchentreff wird der promovierte Chemiker erläutern, wie Nachhaltigkeit gemessen und kommuniziert wird. „Nachhaltigkeit ist messbar. Die bisherige Schwerpunktsetzung auf Corporate Social Responsibility (CSR) bzw. die Nachhaltigkeit des Unternehmens muss aber ergänzt werden um die Nachhaltigkeit der Produkte und des Produkt-Portfolios“, macht Grießhammer deutlich. Nachhaltigkeitskonzepte entlang der Produktkette, wie zum Beispiel Chemikalien-Recycling, stellt Jens Raehse, Direktor der Rabochem AG, vor.

Risiken: steigende Preise, EU-Regularien und Personalmangel
Befragt nach äußeren Bedingungen, die das Wachstum bremsen, nennen 64 Prozent steigende Energie- und Rohstoffpreise als größte Wachstumsbarriere, gefolgt von regulatorischen Auflagen der EU (56 Prozent). Die Hälfte der Unternehmen leidet zudem unter dem Mangel an qualifiziertem Personal, so ein Ergebnis der CHEMonitor-Umfrage (durchgeführt von CHEManager und Camelot Management Consultants). Das gelte vor allem besonders für große Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern. Hier lag der Anteil der Nennungen mit 65 Prozent deutlich über dem bei kleinen Unternehmen (45 Prozent). Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, sind intelligente Personalstrategien notwendig. Darüber diskutieren neben Zhengrong Liu (Lanxess) Dr. Thomas Fischer (VAA) und Dr. Thomas Liebig (Arbeitsmarktdirektorat OECD).

Handelsblatt Stratley Award für die Chemie-Industrie 2011
„Um unter geänderten Rahmenbedingungen weiterhin eine Industrie von Weltgeltung zu bleiben, müssen Manager drei Arten von Anpassungsleistungen vollbringen“, ist Walter Bürger-Kley, Managing Partner bei der Stratley AG, überzeugt. Zum einen gilt es, sich auf eine neue Heterogenität der Kundenbedürfnisse einzustellen – denn an die Seite der bestehenden Kunden in den traditionellen Industrieländern treten die neuen Mittelschichten in beispielsweise den BRIC-Staaten oder in den aufstrebenden Staaten Nordafrikas und Middle-East. Diese gesteigerte Komplexität ist nicht nur ein Thema für die Konsumgüterhersteller, sondern auch auf für deren Zulieferer und damit für Chemieindustrie.

Ressourcenknappheit ist eine weitere Herausforderung, die gemeistert werden
muss: die weitgehend stabilen Wertschöpfungsketten des Erdölzeitalters geraten mit steigenden Ölpreisen und der zunehmenden Erschließung von neuen organischen Quellen, wie dem „shale gas“ (Schiefergas) in den USA oder auch neuartigen Biomasse-Routen, ins Schwanken. „In dieser ‚shifting hydrocarbon feedstock landscape‘ die bestmöglichen Routen für die jeweiligen Chemieunternehmen zu identifizieren, erfordert strategisches Gespür, Mut zur Komplexität und ein gut aufgestelltes Procurement als Herzstück von Unternehmen“, erläutert Bürger-Kley. Die dritte Anpassung, der sich Chemie-Unternehmen stellen müssen, ist eine neue Wettbewerbslandschaft. Neue Spieler aus den aufkommenden Industrienationen streben Vormachtstellungen an und fordern die etablierten Chemiekonzerne der traditionellen Industrienzentren heraus.

Diese Herausforderungen können nur von Managern gemeistert werden, die sich dieser besonderen Herausforderungen bewusst sind. Grund genug, um einen Award ins Leben zu rufen, der Nachwuchsführungskräfte auszeichnet. Erstmalig wird dieser Award für die "Beste Nachwuchs-Führungskraft in der Chemischen Industrie 2011" zusammen mit dem Handelsblatt im Rahmen der 12. Handelsblatt Jahrestagung Chemie 2011 am 20 Mai in Köln verliehen. Gesucht wird eine Persönlichkeit unter 40 Jahren, die sich durch Führungsstärke, Kreativität und ihren Einsatz für ein oder mehrere Projekte ausgezeichnet hat, sowie unternehmerische Kompetenz, analytische Fähigkeiten, Organisationstalent, Durchsetzungsfähigkeit und Teamgeist bewiesen hat.

Weitere Informationen zum Award sind im Internet abrufbar:
www.handelsblatt-chemie.de/award

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