Einblick in die Operationssäle der Zukunft: Verbünde der BMBF-Initiative SOMIT präsentieren sich in Aachen

Alle drei Verbünde stehen für eine Vielzahl von Partnern aus Forschung, Kliniken und Industrie. Nun präsentie-ren sich die drei SOMIT-Konsortien im Rahmen der 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik erstmals gemeinsam. Vom 26. bis zum 29. September kann das Fachpublikum in der Technischen Hochschule Aachen einen ersten Einblick in die Operationssäle der Zukunft erhalten.

Drei unabhängig von einander arbeitende Konsortien entwickeln im Rahmen der Initiative SOMIT bis 2010 zukunftsweisende ganzheitliche Konzepte für die Planung und die Durchführung von Operationen. Der Forschungsverbund OrthoMIT widmet sich der Orthopädie, die Verbünde FUSION und CoHS der Leber- bzw. der Augenchirurgie.

Alle drei Konsortien stehen für eine Vielzahl von Partnern aus Universitäten und Forschungseinrichtungen, Kliniken und Unternehmen. Gefördert mit einem Gesamtvolumen von cirka 32 Millionen Euro entwickeln sie schonende operative Verfahren mit hohem therapeutischem Nutzen, die die Belastungen für die Patienten spürbar reduzieren. Neuste Technologien werden zu ganzheitlichen Lösungen zusammengeführt; anwenderfreundliche OP-Systeme entstehen, die den Anforderungen in den unterschiedlichen medizinischen Fächern entsprechen.

Verbund FUSION – bildgestützte Navigation und minimal-invasive Instrumente

Der Verbund FUSION arbeitet an der Entwicklung einer individualisierten Präzisionschirurgie auf Grundlage bildgebender Verfahren für Leber und andere Weichgewebe. Intelligente minimal-invasive Instrumente sollen mit höchster Präzision gesteuert werden und den Operateur bei der zielgenauen Umsetzung der Operation unterstützen. Diese wird zuvor unter Einbeziehung sämtlicher vorhandenen Patientendaten bis ins kleinste Detail geplant.

In Aachen ist das Konsortium FUSION mit einer ganzen Palette innovativer Lösungen vor Ort. – „Ein Interventionsassistent für transkutane RFA und ein Laparoskopie-Simulator gehören ebenso zur Präsentation wie ein multifunktionales Laserskalpell und neuste Entwicklungen zur bildgestützten Navigation in der offenen Chirurgie“, so Professor Hans-Peter Bruch, Sprecher von FUSION. „Darüber hinaus werden minimal-invasive Instrumente zu sehen sein, die von unseren Partnern entwickelt wurden. Wir stellen das navigierbare Ultraschall-Dissektions-Instrument NAUDIS sowie den intrakorporalen Ma-nipulator INKOMAN vor. Und wir zeigen unser interaktives Lehrsystem zum Training computergestützter Planung.“

Verbund OrthoMIT – der OP-Tisch von morgen ist ein intelligenter Assistent

Der Verbund OrthoMIT präsentiert einen OP-Tisch, der dem Chirurgen als intelligenter Assistent zur Seite steht. – Damit der Operateur unter optimalen Bedingungen arbeiten kann, werden Art des geplanten Eingriffs sowie die Körpermaße von Patient und Arzt in das System eingegeben. Der rechnergestützte Assistent kennt die Abläufe der vorgese-henen Operation, räumliche und technische Gegebenheiten, die einzelnen Geräte und deren Einsatzfolge. Er empfiehlt eine ergonomisch optimierte Tischeinstellung und passt die Lagerung des Patienten den jeweils aktuellen Bedürfnissen an. Ein intelligentes Na-vigationsmodul hilft, die Bewegungen von Operationstisch und Röntgengerät während der Operation so zu koordinieren, dass exakte Kontrollaufnahmen mit minimaler Strahlenbelastung erstellt werden können.

„Erste Tests mit diesem System haben gezeigt, dass die Zahl der Röntgenaufnahmen bei einer OP um 60 bis 80 Prozent reduziert werden könnte; das bedeutet deutlich weniger Strahlenexposition für Patienten und Operationsteam“, so Professor Fritz-Uwe Niethard, Sprecher des OrthoMIT-Verbundes. „Der Trend geht ganz deutlich in Richtung einer intelligenten OP-Umgebung. Dem tragen wir auch mit der Entwicklung eines navigierbaren Haltearms Rechnung, den wir ebenfalls in Aachen vorstellen. Dieses Haltearmsystem fungiert bei Operationen als zusätzliche und zudem äußerst ruhige Hand, die den Chirurgen exakt zur richtigen Stelle führt.“

Verbund CoHS – bald Therapie für Altersweitsichtigkeit mittels Laser-Applikationen

Der Verbund CoHS gewährt Einblicke in den aktuellen Entwicklungsstand zur Diagnostik und Therapie der Presbyopie. – „Presbyopie ist die meist altersbedingte Einschränkung der Akkommodationsfähigkeit des Auges“, erläutert Professor Günter Henning, Sprecher des SOMIT-Verbundes „Kopfchirurgisches Zentrum“ CoHS. „Das Auge ist nicht mehr in der Lage, sich auf unterschiedliche Sehentfernungen einzustellen; eine Volkskrankheit, von der mehr oder weniger jeder Mensch betroffen ist. Wir erforschen nun eine Methode zur Modifikation der natürlichen Linse, bei der deren Elastizität erhalten bleibt.“

Die Partner des Konsortiums CoHS arbeiten an einer neuartigen Therapie für Altersweitsichtigkeit und entwickeln einen dafür geeigneten OP-Prototypen. Der Patient wird mittels Laser-Applikationen ambulant und in Sekundenschnelle behandelt. Nach erfolgreicher Therapie kann er auf das Tragen einer Brille verzichten.

Ob FUSION, OrthoMIT oder CoHS – alle drei Verbünde tragen mit ihrer Entwicklungsarbeit wesentlich dazu bei, dass zukünftige Anforderungen an unser Gesundheitssystem, wie sie sich insbesondere auch aus der aktuellen demografischen Entwicklung ergeben, mit Erfolg gemeistert werden können. Darüber hinaus unterstreichen die Aktivitäten der Initiative SOMIT die herausragende Position der deutschen Medizintechnik im internationalen Wettbewerb.

Weitere Informationen:
http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/984.php – Informationen zur Initiative SOMIT
http://www.somit-fusion.de – Informationen zum Forschungsverbund FUSION
http://www.orthoMIT.de – Informationen zum Forschungsverbund OrthoMIT

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Martin Schaarschmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.bmbf.de

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