Europäische Konferenz über Komplexe Systeme, ECCS07, findet in Dresden statt

Die Forschung über komplexe Systeme verknüpft die methodischen Disziplinen Mathematik, Physik und Informatik mit diversen Anwendungsgebieten aus Biologie, Kognitionsforschung, Sozialwissenschaften und Technologie.

Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass die Fragestellungen sich mit komplexen Systemen befassen. „Komplex“ bedeutet dabei nicht einfach nur „kompliziert“, sondern soll zum Ausdruck bringen, dass es sich um Phänomene handelt, die nicht einfach nur aus der Addition ihrer Einzelkomponenten erklärt werden können.

Typischerweise verknüpfen sie mehrere Größenskalen, oder sie können sehr empfindlich auf kleine Störungen reagieren, während sie selbst durch große Störungen nicht zwangsläufig in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt werden. „Nichtlineares Verhalten“ ist ein Schlagwort, das zum Ausdruck bringt, dass die Antwort eines komplexen Systems nicht proportional zum äußeren Input ist, sondern zu überraschenden Änderungen im Systemverhalten führen kann, während manchmal selbst große Eingriffe spurlos verpuffen können.

Zum Beispiel können Netzwerkeffekte zur schnellen Ausbreitung von Krankheitserregern in menschlichen Gruppen oder zum globalen Ausfall von Strom- oder Computernetzen nach kleinen lokalen Störungen führen, aber umgekehrt kann ein passend verknüpftes Netzwerk den Ausfall einzelner Komponenten oder Mitglieder oft schadlos überstehen. Welches Verhalten Kreditnetzwerke zeigen, ist Gegenstand aktueller Forschung.

Zufallsvariationen können fein abgestimmte Prozesse durcheinanderbringen oder aber sonst nicht erkennbare Signale über eine kritische Wahrnehmungsschwelle heben oder periodische Effekte wie bei den Eiszeiten in der Erdgeschichte auslösen. Zeitverzögerungen bei der Wirkungsübertragung können die Koordination in einem Netzwerk verhindern, während sie in anderem Zusammenhang die zeitliche Synchronisation begünstigen oder nützliche Gedächtniseffekte generieren können.

Die genaue Erforschung derartiger Systemeigenschaften erfordert das Zusammenspiel verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen. Oft werden überraschenderweise ganz ähnliche Phänomene in sehr unterschiedlichen Anwendungsgebieten entdeckt. Dies kann fachübergreifend interessierten Wissenschaftlern wertvolle Anregung für die eigene Disziplin geben oder zur Entdeckung allgemeingültiger Wirkungsgesetze führen.

In den Plenarvorträgen der Konferenz wird dementsprechend ein weiter Bogen gespannt: Ein virtuelles Herz oder die Verbindung von Gehirngewebe und Mikroelektronik sind Beispiele komplexer Systeme an der Schnittstelle zwischen Biologie und Technik. Biologische Phänomene wie rhythmisches Verhalten oder Schwarmintelligenz werden mit allgemeinen Methoden untersucht und zur Lösung von Optimierungsproblemen in der Technik eingesetzt. Auch Konflikte und Kooperationen in sozialen Systemen werden mit neuen theoretischen Methoden behandelt. Und in einer abendlichen Performance zeigt der Aktions- und Medienkünstler Volkhard Stürzbecher faszinierende Beispiele von Selbstorganisation und komplexer Dynamik.

An die eigentliche Konferenz vom 1. bis 3. Oktober schließen sich am 4. und 5. Oktober verschiedene Satellitenkonferenzen an, die Themen der Hauptkonferenz durch Vorträge führender Experten und Diskussionen zwischen den Teilnehmern vertiefen. Am 6. Oktober schließlich werden verschiedene von der EU geförderte Forschungsprojekte vorgestellt.

Nähere Informationen finden Sie unter www.trafficforum.org/dresden . Ansprechpartner sind Prof. Dirk Helbing und Prof. Jürgen Jost.

Weitere Informationen: Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, Institut für Wirtschaft und Verkehr, Verkehrsökonometrie und -modellierung, Tel: +49 351 463-36808, Fax +49 351 463-36809

Prof. Dirk Helbing, Tel. 0041 446328880

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Kim-Astrid Magister idw

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