Wie gute Schule auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist

Die Rütli-Schule im Berliner Problembezirk Neukölln ist 2006 mit einem Hilferuf des Lehrerkollegiums in die Schlagzeilen gekommen. Mittlerweile ist es ruhig geworden um die ehemalige „Hauptschule am Ende der Sackgasse“ – die Rütli-Schule ist heute eine Vorzeigeschule, die beispielhaft zeigt, wie der Weg aus der Sackgasse herausführen kann. Wie unter schwierigen Bedingungen, in Stadtteilen mit besonderen Belastungen oder in sozialen Brennpunkten dennoch gute Schule gemacht werden kann, ist Thema einer Tagung des Zentrums für Bildungs- und Hochschulforschung an der Universität Mainz. „Gute Schulen in schlechter Gesellschaft“ lautet der Titel der Fachtagung, zu der Praktiker aus unterschiedlichen Ebenen der Schulen und Schulverwaltungen sowie Wissenschaftler zusammenkommen. Interessenten aus dem Bildungsbereich sind zu der Veranstaltung am 6. Juli in Mainz herzlich eingeladen.

„Unsere Aussage ist: es geht, gute Schule ist möglich“, sagt Univ.-Prof. Dr. Franz Hamburger vom Pädagogischen Institut zum Ansatz der Tagung. Hamburger, einer der vier Sprecher des Zentrums für Bildungs- und Hochschulforschung, nennt als eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg einer Schule auch unter den schwierigsten Bedingungen, dass ein anspruchsvolles Konzept, dem sich Schulleitung und Lehrer verpflichtet fühlen, vorhanden ist oder erarbeitet wird. Dies gelingt beispielsweise Schulen, die ihre Problembelastungen als eine konkrete Aufgabe ihrer pädagogischen Arbeit betrachten, Schulen, die sowohl eine gute Schulatmosphäre schaffen, als auch ihren Schülerinnen und Schülern Schulerfolg ermöglichen. Als Beispiele für „gute Schulen in schlechter Gesellschaft“ werden bei der Tagung die Goethe-Grundschule in Mainz und die bereits mehrfach ausgezeichnete Hauptschule Innenstadt Tübingen von den jeweiligen Schulleitern vorgestellt.

Aufzeigen, wie gute Schule möglich ist, aber auch anerkennen, was die Schulen in unserem Land leisten – vor diesem Hintergrund will die Tagung auch dem negativen Meinungsbild, das seit den PISA-Studien vorherrscht, entgegenwirken. „Wir Wissenschaftler möchten mehr Differenzierung und Genauigkeit in die öffentliche Diskussion bringen, denn hierbei wird häufig übersehen, was die Schulen tatsächlich leisten“, so Hamburger. Gleichzeitig möchte der Pädagogikprofessor die Diskussion, die vorwiegend die schulische Bildung der Kinder und ihre Leistungen zum Thema hat, erweitern. „Die Entwicklung der Kinder gerät hier in den Hintergrund, dabei ist es gerade die Schule, die zur Persönlichkeitsentwicklung wesentlich beiträgt.“

Bei der Tagung werden nicht nur neue wissenschaftliche Studien präsentiert, so auch eine Vergleichsuntersuchung zwischen verschiedenen Schulen, verschiedenen Regionen und verschiedenen europäischen Ländern, sondern auch Erfahrungen von verschiedenen Akteuren aus der Praxis vorgestellt. So wird beispielsweise über den „Hauptschulpreis 2007“ für Deutschlands beste Schulen mit Hauptschulabschluss berichtet, der einen großen Fundus praktischer Hauptschularbeit hervorgebracht hat. Dieser Preis wird von der Hertie-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände alle zwei Jahre ausgeschrieben. Am aktuellen Wettbewerb haben sich über 500 Schulen beteiligt.

Kontakt und Informationen:
Dipl.-Päd. Frauke Choi
Geschäftsstelle Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. 06131 39-20132
Fax 06131 39-25995
E-Mail. zbh@uni-mainz.de

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Petra Giegerich idw

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