Was tun, wenn Städte und Regionen schrumpfen? Die raumwissenschaftlichen Institute der Leibniz-Gemeinschaft antworten.

Als Ergebnis ihrer Forschungsarbeiten plädieren die Autoren für eine regional differenzierte Betrachtung des demographischen Wandels, für ein Umdenken in der Planung, einen Abschied vom Wachstumsparadigma und für einen positiven Umgang mit Schrumpfungsprozessen.

„Kinder bekommen die Menschen immer“ prophezeite der deutsche Kanzler Konrad Adenauer und verteidigte damit sein heute noch gültiges Rentensystem. Leider lag er damit falsch. Kamen 1957 in Deutschland noch fünf Beitragszahler auf einen Rentner, so sind es heute nur noch drei und einigen Prognosen zufolge in 50 Jahren nur noch einer. „Grund für sinkende Bevölkerungszahlen in vielen Regionen ist jedoch nicht nur eine geringe Geburtenrate sondern vor allem die massive Abwanderung“, sagt Professor Dr. Dr. h. c. Ernst Theodor Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, im Vorwort der neuen Broschüre namens „Zwischenruf – Raumwissenschaftliche Forschung für die politische Praxis“.

Es sind überwiegend junge, gut ausgebildete Menschen, die ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit verlassen. Die Folge: Eine schnelle Alterung der Gesellschaft in den Abwanderungsregionen. „Die Konsequenzen des demographischen Wandels, d.h. von Alterung und Bevölkerungsrückgang, sind nicht neu, sondern schon in vielen Städten und Regionen in Deutschland und Europa zu beobachten. Demographischer Wandel wird dort häufig als Problem empfunden, tatsächlich entstehen aber auch neue Potenziale“, sagt Professor Dr. Dr. h. c. Bernhard Müller, Direktor des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung in Dresden und wissenschaftlicher Vizepräsident der Leibniz-Gemeinschaft. „Die demographische Entwicklung lässt neue Bedarfe entstehen und sie zwingt Politik, Verwaltung und Wirtschaft vielerorts dazu, bisherige Strategien zu überdenken und neue kreative Lösungen zu entwickeln. Dazu muss man die besten Köpfe zusammenbringen.“

Wie genau entwickeln sich Bevölkerungsvolumen und -struktur? Welche Folgen ergeben sich daraus für Kaufkraft, Arbeits-, Wohnungsmarkt und Umwelt? Können wir uns zukünftig Infrastrukturen wie beispielsweise Verkehrswege, Kanalisationen oder Schulen im heutigen Umfang weiter leisten? Fragen wie diesen gehen Forscherinnen und Forscher der raumwissenschaftlichen Institute in der Leibniz-Gemeinschaft bei Ihrer täglichen Arbeit nach. Mit ihren Forschungsvorhaben und Projekten setzen sie wie bei einem Puzzlebild Stück für Stück das zukünftige Gesicht unseres Landes zusammen, um daraus Handlungsoptionen für heute abzuleiten.

Denn der „Zwischenruf“ belässt es nicht bei der reinen Erforschung von Ursachen und Trends. Am Ende einer jeden Bestandsaufnahme zeigen die Leibniz-Einrichtungen Handlungsoptionen für die Politik auf – ganz im Sinne ihres Namensgebers, dessen Arbeit von „theoria cum praxi“ für die Gesellschaft gekennzeichnet war, also dem Bestreben, aus wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn auch praktischen Nutzen zu ziehen. „Diesen Nutzen würde auch der vorliegende Zwischenruf erzielen, trüge er ein wenig dazu bei, dass wir lernen, erfolgreich zu schrumpfen und zu altern“, sagt Professor Dr. Dr. h. c. Ernst Theodor Rietschel.

Service

Gerne schicken wir Ihnen per Post oder E-Mail ein Exemplar des deutschsprachigen „Zwischenruf 1/2007, Raumwissenschaftliche Forschung für die politische Praxis“ sowie Bildmaterial zum Thema zu.

Hinweis für Journalisten, die sich für den 6. Münchener Wirtschaftsgipfel akkreditiert haben: Der „Zwischenruf 1/2007“ liegt für Sie im Media Centre bereit.

Kontakt

Leibniz-Gemeinschaft
Thomas Vogt
Pressesprecher
Schützenstraße 6a
10117 Berlin
Tel.: + 49 (0) 30 20 60 49-42
Fax: + 49 (0) 30 20 60 49-55
Mobil: + 49 (0) 173/513 56 69
E-Mail: vogt@leibniz-gemeinschaft.de
Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.
Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Müller
Direktor
Weberplatz 1
01217 Dresden
Tel.: + 49 (0) 351 4679 211
Fax: + 49 (0) 351 4679 240
E-Mail: b.mueller@ioer.de
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 83 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Wissenschaft. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Institute beschäftigen rund 13.500 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert.
Weitere Informationen:
http://www.ARL-net.de – Akademie für Raumforschung und Landesplanung
http://www.ifl-leipzig.de – Leibniz-Institut für Länderkunde
http://www.irs-net.de – Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung

http://www.ioer.de – Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung

Media Contact

Thomas Vogt idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer