Gesundheitsrisiko Arbeitsplatz

Die Gefahr lauert in Reinigungs- und Schmiermitteln, Friseurchemikalien und Farbstoffen. Auch Nickellegierungen oder Handschuhe aus Naturlatex können für Menschen, die tagtäglich in ihrem Beruf damit in Berührung kommen, unangenehme Folgen haben: gerötete Haut, Juckreiz, Entzündungen. „Hautkrankheiten sind die häufigsten Berufskrankheiten überhaupt“, konstatiert Prof. Dr. Peter Elsner, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Jena (UKJ). Jährlich erkranken allein in Deutschland 15.000 bis 20.000 Menschen infolge ihrer Berufsausübung an Ekzemen oder anderen Allergien. Etwa jeder siebte Erwachsene ist irgendwann einmal im Laufe seines Berufslebens betroffen. Vor allem berufsbedingte Allergien sind auf dem Vormarsch – und das weltweit.

„Im Zuge der Globalisierung sind mittlerweile auch Schadstoffe und allergenhaltige Arbeitsstoffe weltweit verbreitet“, so Prof. Elsner. Diesem wachsenden medizinischen Problem ist der 2. Weltkongress zu berufs- und umweltbedingten Allergien („Work-related and environmental allergy“ WOREAL) in Weimar gewidmet. Vom 13. bis 16. Juni werden dort mehr als 200 Experten aus über 40 Ländern neue Strategien zur Diagnose und Therapie, vor allem aber zur Verhütung dieser Erkrankungen diskutieren.

Organisiert und geleitet wird der Kongress von der Hautklinik des UKJ, wo es einen Forschungsschwerpunkt zu berufsbedingten Allergien gibt. „Es gibt einen großen Nachholbedarf, nicht nur in der Ursachenforschung sondern auch in der Diagnostik berufsbedingter Allergien“, sagt Prof. Elsner. Experten rechnen deshalb mit einer hohen Dunkelziffer von Krankheitsfällen. „Nicht immer suchen die Betroffenen einen Hautarzt auf“, bedauert der Dermatologe. „Und auch dass die Ursache z. B. für ein Handekzem im beruflichen Umfeld gesucht und gefunden wird, ist keineswegs die Regel.“ Besonders betroffen sind Berufsgruppen, die häufig mit Wasser oder Chemikalien in Berührung kommen. Allen voran Friseure, Bäcker, Köche. Aber auch im Gesundheitswesen, im Reinigungssektor oder der Metallverarbeitung sind diese Erkrankungen verbreitet. Für Patienten sind damit erhebliche Einschnitte in ihrer Lebensqualität verbunden. Im Extremfall kann es zum Verlust des Arbeitsplatzes und zur Berufsunfähigkeit kommen.

Um die Heilungschancen für die Patienten künftig zu verbessern, werden in Weimar wie beim ersten Weltkongress 2003 in Helsinki Haut- und Lungenärzte gemeinsam tagen. Prof. Elsner: „Beide Facharztgruppen beschäftigen sich mit Allergien, sei es an der Haut oder den Atemwegen. Leider sprechen wir zu selten miteinander. Dies ist eine großartige Chance, von international renommierten Experten beider Disziplinen zu lernen.“ Einen weiteren Vorteil der kommenden Tagung sieht der Jenaer Dermatologe in der Möglichkeit, international in Sachen Allergieprävention zu kooperieren: „Wir können und müssen bei uns erfolgreiche Strategien exportieren und von anderen lernen.“ Besonders in den Entwicklungsländern werde derzeit noch viel zu wenig für die Prävention der Berufskrankheiten getan. Dies wird u. a. ein Bericht aus Kenia während der Tagung verdeutlichen.

Dabei sind die Risikoberufe und die Hauterkrankungen rund um den Erdball erstaunlich ähnlich, wie Referenten aus Australien, den USA und Deutschland berichten werden. „Häufig geht den Allergien eine nichtallergische Hautreizung voraus“, erklärt Dr. Sibylle Schliemann, Oberärztin an der Jenaer Hautklinik und dort für die Allergieabteilung verantwortlich. „Daher muss Prävention bei diesen scheinbar harmlosen Entzündungen anfangen. Die derzeit laufende Kampagne der Unfallversicherung und gesetzlicher Krankenversicherungen in Deutschland ,Deine Haut. Die wichtigsten 2 m2 Deines Lebens.' liegt daher goldrichtig.“ Diese Kampagne wurde Anfang des Jahres gestartet und soll Menschen für einen bewussteren Umgang mit der eigenen Haut sensibilisieren. Erste Ergebnisse werden während des Kongresses vorgestellt.

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung wird die frühzeitige Erkennung von Berufs- und Umweltallergenen sein, bevor sie auf den Markt gelangen und Schaden anrichten können. Hier geht es vor allem um die Entwicklung von tierversuchsfreien Testverfahren, die Allergene mit hoher Empfindlichkeit erkennen helfen.

Kontakt:
Prof. Dr. Peter Elsner
Hautklinik des Universitätsklinikums Jena
Erfurter Straße 35, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 937350
E-Mail: elsner[at]derma.uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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