Personalengpässe drohen Wachstum in der Medizintechnik zu bremsen

Die deutsche Medizintechnik steht nach den USA und Japan als Marktführer mit an der Weltspitze. Gleichzeitig gibt die Wachstumsbranche, für die bei einem geschätzten Marktvolumen von 19 Milliarden Euro weitere jährliche Wachstumsraten von acht Prozent bis 2015 prognostiziert werden, als Vorleistungs- und Zulieferindustrie wichtige Impulse für die Entwicklung der gesamten Gesundheitswirtschaft in Deutschland. Die Zukunftsbranche mit ca. 113 000 Beschäftigten könnte jedoch schnell an die Grenzen ihres Wachstums gelangen, denn gut qualifiziertes Personal wird bereits zum Engpassfaktor.

„Die Hersteller von Medizintechnik wie auch die Anwender in den Praxen und Krankenhäusern müssen zusehen, dass ihr Personal mit dem hohen Innovationstempo Schritt halten kann“, so PD Dr. Josef Hilbert, Leiter des Forschungsschwerpunkts Gesundheit und Lebensqualität am Institut Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen.

„Neue Allianzen in der Medizintechnik von Herstellern, Anwendern und Gewerkschaften sind nötig, damit die deutschen Gesundheitsanbieter – Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte – innovative Medizintechnik

zügig einsetzen können. Das nutzt den Menschen hier und ist eine Voraussetzung, um auch im Export mehr leisten zu können“, so Hilbert. Gestaltungsherausforderungen und Qualifizierungstrends in der Medizintechnik waren heute (20. März 2007) Thema einer Fachtagung am IAT, zu der ca. 75 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Verbänden, Wissenschaft und Praxis nach Gelsenkirchen kamen. Vorgestellt wurden u.a. die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, in dessen Rahmen das IAT und die Ruhr-Universität Bochum im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung regionale Innovations- und Qualifizierungsstrategien in der Medizintechnik untersucht haben.

Sowohl bei den Herstellern von Medizintechnik wie auch bei den Anwendern in Arzt-Praxen und Krankenhäusern gibt es Qualifizierungsdefizite, wie Prof. Dr. Rolf Heinze von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) berichtete. Fast 60 Prozent der Unternehmen klagen über Rekrutierungsschwierigkeiten, besonders Kleinbetriebe mit 10 bis 19 Beschäftigten (87,5 Prozent). Um Defizite vor allem im Bereich fachübergreifender und außerfachlicher Fähigkeiten zu beheben soll zum einen die Weiterbildung ausgebaut werden. Das Studium soll sich stärker an der Praxis und der Vermittlung von fachübergreifenden Kenntnissen orientieren. Eine stärkere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Unternehmen soll zu Innovationssteigerung und Fachkräftesicherung beitragen.

Die im Projekt befragten Arztpraxen und Krankenhäuser sahen ihr eigenes medizintechnisches Personal überwiegend gut aufgestellt. Aber 42 Prozent aller Anwender hatten Schwierigkeiten qualifiziertes Personal zu finden und es ergaben sich deutliche Hinweise, dass die derzeitige Qualifizierung den Anforderungen in der Praxis oft nicht entspricht. Nur begrenzt lässt sich angesichts steigender Herausforderungen der Fachkräftebedarf durch Fort- und Weiterbildung des eigenen Personals sichern. Es gilt auch, bestehende Berufsbilder weiterzuentwickeln, Lehrpläne zu „entstauben“ und zu aktualisieren. Vorgeschlagen wurde auch, die Berufe weiter zu entwickeln durch Spezialisierung innerhalb der Fachrichtungen Radiologie und Laboratorium, z.B. Virologie/Mikrobiologie, diagnostische Radiologie.

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
PD Dr. Josef Hilbert, Leiter des Forschungsschwerpunkts Gesundheit und Lebensqualität, Durchwahl: 0209/1707-120, E-Mail: hilbert@iat.eu, Christa Schalk, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt Gesundheit und Lebensqualität im Institut Arbeit und Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen, Durchwahl: 0209/1707-203, E-Mail: schalk@iat.eu
Institut Arbeit und Technik
der Fachhochschule Gelsenkirchen
Öffentlichkeits- und Pressearbeit
Claudia Braczko
Durchwahl: 0209/1707-176
oder 0209/9596-676
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Claudia Braczko idw

Weitere Informationen:

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