Innenansichten der Zelle – Zellbiologen tagen in Frankfurt

Zu den wichtigsten Themen der zahlreichen Vorträge und Symposien gehören molekulare Alterungsprozesse, Tag-Nacht-Rhythmen und die zunehmend wichtiger werdende Glykobiologie. Die „süße Biologie“ ist ein Forschungszweig, der sich mit Veränderungen der Funktion von Eiweißen (Proteinen) und Fetten (Lipiden) durch ihre Verbindung mit Zuckermolekülen befasst. Höhepunkt der Tagung ist die Verleihung von drei Forschungspreisen an exzellente junge Wissenschaftler.

Die zellulären und molekularen Grundlagen des „Alterns“ sind ein derzeit intensiv diskutiertes Thema, das auf der Tagung am Beispiel verschiedener Modellorganismen diskutiert wird. Auf diese Weise möchten die Wissenschaftler den allgemeinen Grundlagen dieses Phänomens auf die Spur kommen. Arbeiten zum zirkadianen Rhythmus (Chronobiologie) haben besonders in der Frankfurter Medizin eine lange Tradition und konzentrieren sich hier auf die zellulären Aspekte. Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung sind regulatorische Prozesse in Zellen.

Die Entstehung und Funktion von Organellen, den zahlreichen „Untereinheiten“ der Zelle, ist Gegenstand dreier Symposien. Besonders hervorzuheben ist hier das Symposium zu mechanischen Eigenschaften von Zellen und ihrer Differenzierung unter dem Einfluss mechanischer Kräfte. Dieses im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft selten behandelte Gebiet ermöglicht den Brückenschlag zur Physik und zur Medizin, etwa wenn es um die Rolle mechanischer Kräfte für die Entwicklung von Knochen, Blutgefäßen und von Tumoren geht.

In einer Feierstunde am 14. März verleiht die Deutsche Gesellschaft für Zellbiologie drei Preise. Die „Walther Flemming Medaille“, benannt nach dem Biologen, der um 1875 als Erster die Zellteilung (Mitose) beschrieb, erhält Dr. Thomas U. Mayer vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Ihm ist es gelungen, grundlegende molekulare Mechanismen bei der Regulation der Meiose aufzuklären. Das ist die Zellteilung, die zur Entwicklung von Ei- und Samenzellen führt.

Den „Binder Innovationspreis 2007“, gestiftet von der Firma Binder, vergibt die Deutsche Gesellschaft für Zellbiologie für herausragende Arbeiten, die unter Einsatz von Zellkulturen ausgeführt wurden. Preisträger ist Dr. Jan-Michael Peters vom Institut für molekulare Pathologie in Wien. In seiner Arbeit konnte er aufklären, wie sich bei der Zellteilung die Chromosomen der Mutterzelle auf die Tochterzellen verteilen. Seine Ergebnisse sind unter anderem relevant für Prozesse, die zu chromosomalen Veränderungen und damit zur Tumorentstehung beitragen können.

Der „Werner Risau Preis“ erinnert schließlich an einen der führenden Pioniere der Angiogenese Forschung. Risau untersuchte in den 90er Jahren grundlegende Mechanismen der Ausbildung von Blutgefäßen während der Embryonalentwicklung und der Entstehung von Tumoren. Der Preis ist für exzellente Arbeiten auf dem Gebiet der Endothelzellbiologie gedacht und wird an junge Wissenschaftler verliehen, deren Promotion noch nicht länger als fünf Jahre zurückliegt. Als Endothel bezeichnet man die innerste, auskleidende Schicht der Gefäße des Herz-Kreislauf-Systems.

In diesem Jahr wird Dr. Karina Yaniv aus Israel für ihre beeindruckenden Arbeiten zur Entwicklung des Systems der Lymphgefäße im Zebrafisch ausgezeichnet, die sie am National Institute of Health in den USA durchgeführt hat. Durch Einsatz der Multi-Photonen Mikroskopie ist es ihr gelungen, die Entwicklung lymphatischer Gefäße, einem wichtigen Bestandteil des Immunsystems, im Embryo direkt sichtbar zu machen.

Informationen: Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft, Kinematische Zellforschung, Campus Riedberg, Max-von-Laue-Str. 7, 60438 Frankfurt.
Tel.: (069)798-46410, Fax: (069)798-29607,
E-Mail: bereiter-hahn@ kizefo.de

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Dr. Anne Hardy idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-frankfurt.de

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